Belarus Daily | 27. Nov

Lukaschenko über Abhöraktion gegen polnischen Ministerpräsidenten, Video über Misshandlungen in Gefangenentransportern im Netzt aufgetauch, 10 Jahre Gefängnis drohen für Inschrift auf dem Asphalt

27. November 2020 | BYHelp-Mediagroup
Belarus women
Foto von der Sonderausstellung „Belarus der Zukunft. Willensstärke der Frauen“.
Source: Nexta

Lukaschenko über das Abhören von Gesprächen der polnischen Führung: Möglicher Einsatz von Spezialkräften im Kampf gegen belarusische Staatsführung

Bei einem Treffen mit Mitarbeitern eines Minsker Krankenhauses gab Alexander Lukaschenko vermeintliche Geheimdienstinformationen bekannt.

Lukaschenko zitierte die angeblichen Worte des polnischen Premierministers: „Die Zukunft von Belarus ist für Polen von entscheidender Bedeutung. Die westlichen Gebiete von Belarus gehörten historisch gesehen zu Polen… Warschau hat zahlreiche konkrete Schritte unternommen, um die belarusische Revolution zu unterstützen: finanzielle Förderung durch polnische und polnisch-amerikanische Hilfsprogramme für die Opfer des Lukaschenko-Regimes, Einladung belarusischer Studenten, Vereinfachung der Grenzübertrittsregeln, sowie Unterstützung unabhängiger Medien und gemeinnütziger Organisationen.“

Laut Lukaschenko fordert die polnische Führung die NATO nachdrücklich auf, Spezialkräfte innerhalb der Armeen der baltischen Staaten und Polens zu bilden. Dem Plan zufolge könnte diese Armee im Kampf gegen die belarusische Staatsmacht eingesetzt werden, behauptet er.

Nach Angaben von Lukaschenko schlägt Polen vor, in Belarus eine Situation zu schaffen, in der die Wirtschaft des Landes zusammenbrechen, der Rubel an Wert verlieren und die Regale in den Geschäften leer werden würden.

Lukashenka
Source: TUT.BY

Misshandlungen in Gefangenentransportern, Schüsse und Treibjagten durch die Straßen – im Netz tauchen Aufnahmen von den Bodycams der Einsatzkräfte auf

Ein Video, das aus den Aufnahmen der Bodycams von Einsatzkräften aus dem Herbst dieses Jahres, zusammengeschnitten wurde, erschien im Netz: Darin sind die unmenschliche Behandlung von Festgenommenen in einem Gefangenentransporter, die Zerstreuung einer Demonstrantenmenge in der Nähe der Minsker Polizei und die Verhaftungen im Zentrum der Hauptstadt zu sehen.

So zeigt das erste Video, wie immer mehr Männer in den Transporter gebracht werden. Die meisten knien auf dem Boden. Dann wird einer von ihnen von zwei Einsatzkräften mit einem Schlagstock geschlagen. Dieser stöhnt und klagt über Schmerzen. Im weiteren Verlauf der Fahrt schlägt ein Polizist den Gefangenen weiter, während seine Kollegen den Inhalt der Handys der anderen Männer im Gefangenentransporter inspizieren.

Das zweite Video stammt vom 25. Oktober. Nach offiziellen Angaben wurde an diesem Tag eines der Gebäude der Minsker Polizei von Demonstranten angegriffen. Die Einsatzkräfte werfen Blendgranaten und bewegen sich auf die Demonstranten zu, auch sind schussartige Geräusche zu hören. Während sie sich den Menschen nähern, sind Aufforderungen, sich hinzulegen, zu hören.

Das dritte Video wurde am 1. November aufgezeichnet. Der Wagen der Einsatzkräfte versucht, die Demonstranten einzuholen, dann laufen die Polizisten aus ihm heraus und fangen weglaufende Menschen ein. Sie nehmen einen jungen Mann brutal fest, packen ihn ins Auto und überziehen ihn mit Beschimpfungen. Der Mann stöhnt vor Schmerzen.

Es ist bemerkenswert, dass sich gerade heute ganz Belarus ein Video der russischen Band „Kasta“ mit dem Lied „Wychodi guljat“ („Komm raus für einen Spaziergang“) angesehen hat. Darin wird die Gewalt durch die Einsatzkräfte der Polizei thematisiert. Die Hörer sehen in diesem Videoclip einen direkten Bezug zu den Ereignissen in Belarus.

Belarus Riot Police
Source: TUT.BY

10 Jahre Gefängnis drohen für die Inschrift auf dem Asphalt

Maryja Babowitsch und ihr Freund Maxim Pauljuschtschyk wurden heute wegen der Inschrift auf dem Asphalt „Wir vergessen nicht, wir verzeihen nicht“ unweit der Minsker U-Bahnstation „Puschkinskaja“ angeklagt. Ihnen wurden zwei Anklagepunkte vorgeworfen: vorsätzliche Sachbeschädigung und Rowdytum. Die Höchststrafe für solche Straftaten beträgt in der Regel 10 Jahre Haft. Die Stadtverwaltung schätzte den Schaden vorläufig auf 7.500 Br (ca. 2.500 Euro), später wurde der Betrag auf 211 Br (70 Euro) reduziert, und zwar für die Farbe, die bereits vom Regen weggespült worden war! Trotz der Schadensminderung mussten Maryja und Maksim weiterhin in Haft bleiben.

Am 10. August kam Alexander Taraikowski in der Nähe der U-Bahn-Station „Puschkinskaja“ während der Proteste ums Leben. Danach wurde in der Nähe der Station hin und wieder eine spontane Gedenkstätte mit der Inschrift „Wir vergessen nicht“ auf dem Bürgersteig errichtet. Die Stadtwerke streuten diese und andere Inschriften regelmäßig mit Streusalz aus, aber die Inschrift tauchte immer wieder auf.

Belarus Protest
Inschrift auf dem Bürgersteig „Wir vergessen nicht“ in der Nähe der Stelle, an der Alexander Taraikowski getötet wurde.
Source: CityDog
Maryia Babovich
Maryja Babowitsch.
Source: TUT.BY
Maksim Pauliushchyk
Maksim Pauljuschtschyk.
Source: TUT.BY

Mann aus Minsk wegen der Fahne auf seinem eigenen Balkon verurteilt

Minsker Gericht verurteilte den Arzjom aus Minsk wegen einer Fahne im seinem Balkon. Die Polizei beurteilt den Sachverhalt als „absichtliches Abhalten einer Einzelmahnwache ohne Genehmigung der Minsker Stadtverwaltung“ sowie als „öffentliche Äußerung der eigenen gesellschaftlich-politischen Gesinnung“.

Arzjoms Rechtsanwältin betonte, dass es sich bei dem Balkon nicht um einen öffentlichen Platz handele und eine Mahnwache die Anwesenheit von mindestens einer Person erfordere, der Eigentümer des Balkons sei zu diesem Zeitpunkt jedoch gar nicht anwesend gewesen. Doch dies hat das Gericht nicht gestört. Arzjom bekam eine Geldstrafe von 540 Rubel (etwa 170 Euro).

Belarusian flag
Source: TUT.BY

Fotos von belarusischen Protesten erzählen von der Stärke des Frauenwillens

Heute wurde in Tallinn (Estland) in der Galerie Fotografiska eine den Frauenprotesten gewidmete Sonderausstellung belarusischer Künstler „Belarus der Zukunft. Willenskraft der Frauen“ eröffnet. Zu den Autoren gehören die Pressefotografinnen Darja Burakina und Volga Schukajla (TUT.BY) sowie die Fotografinnen Iryna Arahouskaja („Belsat“) und Nadseja Bushan („Nascha Niwa“).

Belarusian Women Protest
Foto: Nadseja Bushan.
Source: Gloss
Source: TUT.BY

Aktion Null Promille in ganz Belarus und in anderen Ländern wird fortgesetzt

Die Aktion „Null Promille“ zur Unterstützung des Arztes Arzjom Sarokin, der den Medien Dokumente mit Beweisen lieferte, dass das Blut des getöteten Raman Bandarenka kein Ethanol enthielt, sowie der Journalistin Kazjaryna Barysewitsch von TUT.BY, die diese Dokumente veröffentlichte, werden in ganz Belarus und im Ausland fortgesetzt.

Belarus art
Illustration von Volha Balaj zur Unterstützung der inhaftierten Journalistin von TUT.BY Kazjaryna Barysewitsch und des Notfallarztes Arzjom Sarokin.
Source: TUT.BY

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