Erster Protest des belarusischen Frühlings: Keine Massenaktion in Minsk; Andrzej Duda bittet UN-Sicherheitsrat, Verfolgung von Polen in Belarus zu erörtern
27 März 2021 | Voice of Belarus
Erster Protest des belarusischen Frühlings: Keine Massenaktion in Minsk zustandegekommen
Für den 27. März war die erste große Protestaktion in Belarus in diesem Jahr angekündigt. Aufgrund des aktiven Auftretens der Sicherheitskräfte konnten sich die Belarus:innen jedoch nicht zu einem Massenprotest versammeln.
Am Morgen wurde militärische Ausrüstung in die Stadt gebracht: Fahrzeuge, Wasserwerfer, Autos mit Stacheldraht und „Abgrenzungen“.
Bereits eine Stunde vor Beginn der Aktion begannen die Sicherheitskräfte, Passant*innen und Radfahrer*innen ins Visier zu nehmen. Sie wurden in Gefangenentransporter gebracht, und gegen einige von ihnen wurde Gewalt angewendet.
Unter den Festgenommenen in der Nähe des Bangalore-Platzes waren die Redakteurinnen von TUT.BY Halina Ulasik und Hanna Kaltyhina, der Chefredakteur von Nascha Niwa Jahor Marzinowitsch, die Fotografin Nadseja Buschan und die Korrespondentin Kazjaryna Karpizkaja. Sie wurden später freigelassen.
Auch der Korrespondent der Deutschen Welle, Nicholas Connolly, wurde bei der Berichterstattung über die Proteste auf dem Bangalore-Platz festgenommen, obwohl er seinen deutschen Pass, eine offizielle Akkreditierung und die Aufschrift „Presse“ auf seiner Weste vorweisen konnte. Er wurde fünf Stunden später freigelassen, nachdem der deutsche Botschafter auf der Polizeistation eingetroffen war. Laut Connolly selbst zwangen ihn die Sicherheitskräfte, sein Handy zu entsperren und ihnen in Anwesenheit des Botschafters mehrere Fotos zu zeigen. Im Falle einer Weigerung drohten ihm Haft, Beschlagnahmung der Mobiltelefone und der Ausrüstung.
In Navahrudak wurden mehr als 10 Personen festgenommen, die zu einer Exkursion in das historische und heimatkundliche Museum gekommen waren. Sie bekamen ihr Geld für die Tickets zurück und wurden zur Polizei gebracht. Das Museum stellte klar, dass die Gruppenmitglieder keine Fahnen geschwenkt hatten und keinerlei Abzeichen trugen.
Obwohl das Innenministerium angab, dass es keine Proteste gegeben habe, wurden in Minsk und anderen Städten 189 Personen festgenommen.
Polens Präsident Andrzej Duda bittet UN-Sicherheitsrat um Beratung über Verfolgung von Polen in Belarus
In Verbindung mit den Festnahmen des Leiterin der Union der Polen in Belarus, Andżelika Borys und des Aktivisten der Union Andrzej Poczobut, bezeichnete Polens Präsident Andrzej Duda die Verfolgung von Pol*innen in Belarus beispiellos. Er betonte, dass die belarusische nationale Minderheit in Polen Teil der polnischen Gesellschaft sei.
Andrzej Duda richtete ein Schreiben über die Situation der Polen in Belarus an US-Präsident Joe Biden. Der polnische Präsident glaubt, dass dies dazu beitragen wird, dass die Situation mit den Polen in Belarus vom UN-Sicherheitsrat behandelt wird, der seit diesem Monat von den Amerikanern geleitet wird. Der polnische Präsident kontaktierte wegen Lage der vom Lukaschenko-Regime verfolgten Polen in Belarus auch Vertreter*innen des Europarates und der Vereinten Nationen.