Politischer Gefangener Dsjanis Urad zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt; Einsatzkräfte zerstreuen Minsker, die Solidarität mit den angeklagten Studenten ausdrücken; Fotojournalistin erhält 10 Tage Freiheitsstrafe
14. Mai 2021 | Voice of Belarus
Politischer Gefangene Dsjanis Urad zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt
Dzjanis Urad, ein Hauptmann des belarusischen Generalstabs, der die Pläne der Behörden, die Armee in die Niederschlagung von Protesten am inoffiziellen Tag der Freiheit in Belarus einzubeziehen, enthüllte, wurde zu 18 Jahren Haft in einer Strafkolonie mittleren Regiemes verurteilt.
Der Oberste Gerichtshof verhandelte den Fall hinter verschlossenen Türen.
Im März machte der 29-jährige Signal-Offizier Urad ein Foto eines geheimen Briefes und schickte es an Anti-Lukaschenko-Telegram-Kanäle. In dem Brief bat der belarusische Innenminister Ivan Kubrakou den Verteidigungsminister Wiktar Chrenin, Militärkräfte im Falle von „Massenunruhen“ zur Verfügung zu stellen. Nachdem das Foto im Internet erschienen war, wurde der Mann verhaftet und wegen Hochverrates angeklagt.
Die belarusischen Menschenrechtler*innen erkannten Dsjanis Urad als politischen Gefangenen an.
Bereitschaftspolizei zerstreut Einwohner von Minsk, die sich mit den Angeklagten im Fall der Studenten solidarisieren
Am 14. Mai begann das Kastrytschnizki-Bezirksgericht von Minsk mit der Verhandlung des sogenannten Studentenprozesses, in dem 12 Verhaftete angeklagt werden sollen: 10 Studenten, die Universitätsdozentin Wolha Filattschankawa, sowie Alana Hebremariam, ein Mitglied des Koordinierungsrates und Swetlana Tichanowskaja’s Vertreterin für Jugend- und Studentenangelegenheiten. Die inhaftierten werden gemäß Art. 17-2 und Art. 342-1 des Strafgesetzbuches ( wo es heißt „Organisation von Handlungen, die die öffentliche Ordnung grob verletzen“) angeklagt.
Mehr als 200 Belarus*innen versammelten sich vor dem Gerichtsgebäude. Nur Verwandte durften an der Verhandlung teilnehmen. Auch Vertreter der staatlichen Medien wurden in den Gerichtssaal gelassen. Ein Polizeibeamter forderte alle anderen auf, zu gehen, aber die Unterstützer sagten, dass sie bleiben würden, bis die Anhörung beendet sei.
Wenig später drängten die Einsatzkräfte die Leute vom Haus der Justiz zurück und begannen sie festzunehmen. Anatol Ljabedska, der ehemaliger Vorsitzender der Vereinigten Bürgerpartei von Belarus, und die TUT.by-Journalistin Ljubou Kaspjarowitsch sind unter den Festgenommenen. Mindestens 14 Personen wurden festgenommen.
Fotojournalistin bekommt 10 Tage Freiheitsstrafe
Am 13. Mai wurde die freiberufliche Fotografin Tazzjana Kapitonawa beim Startup Family Coworking in Minsk festgenommen. Sie filmte die Emerge-Konferenz, als Polizisten am Veranstaltungsort erschienen.
Nach der Version der Behörden nahm Tazzjana an der „nicht genehmigten Massenveranstaltung“ teil, die am Mittwoch unweit des Kamarouski-Marktes stattfand und in deren Verlauf weiß gekleideten Frauen marschierten, eine Menschenkette bildeten und Blumen niederlegten. Vor Gericht bestätigte die Fotoreporterin, dass sie dort gewesen war, lehnte jedoch ihre Teilnahme an der Protestkundgebung ab.