Was haben wir in der Zwischenzeit herausgefunden?
12. Dezember 2020, 10:50 | КЕ, TUT.BY
Am Abend des 12. November auf der Intensivstation des Notfallkrankenhauses in Minsk starb der 31-jährige Raman Bandarenka. Am Tag davor kamen Unbekannte zum „Platz des Wandels“, um die (weiß-rot-weißen) Bänder abzuschneiden. Es kam zum Streit mit den Anwohnern, infolgedessen wurde Roman gefesselt und in einen Kleinbus geschleppt. Wer ihn wohin gebracht hat und was mit ihm danach passiert ist, ist bis heute unbekannt. Aber im Krankenhaus wurden bei ihm derlei schwere Verletzungen diagnostiziert, dass er laut den Ärzten fast keine Überlebenschancen hatte. Bis jetzt wurde auf der Grundlage des Todes von Raman Bandarenka kein Strafverfahren eingeleitet, es wird lediglich eine Prüfung durchgeführt. TUT.BY hat versucht, alles zu analysieren, was in dieser Zeit gesammelt wurde: Fotos und Videos, Augenzeugenberichte sowie einige Expertenaussagen.
Ein Gespräch über die Ereignisse auf dem „Platz des Wandels“ sickert ins Netz durch. Nachweislich sprechen Baskau und Schakuta
Einen wichtigen Hinweis in der Untersuchung des Todes Raman Bandarenkas stellt eine im Internet veröffentlichte Telefonaufzeichnung der Gespräche zweier Männer dar, die offenbar den Vorfall auf dem „Platz des Wandels“ am 11. November bereden. Ob die Aufzeichnung echt ist oder nicht, wurde offiziell während dieser ganzen Zeit weder bestätigt noch dementiert.
Bereits am 18. November behauptete die Quelle (NEXTA, ein in Belarus verbotener Telegram-Kanal), die die Audioaufnahme veröffentlicht hatte, das es sich bei diesem Gespräch um den berühmten Sportfunktionär Dsmitry Baskau und den preisgekrönten Kickboxer Dsmitry Schakuta handele. Dass sie auf dem „Platz des Wandels“ während des Vorfalls anwesend waren, wurde zuvor in den Medien berichtet und belegt.
Die Leser konnten selbst die Stimmen der Männer auf der Aufnahme mit den Stimmen von Baskau und Schakuta vergleichen, aber es war schwierig eindeutig nachzuweisen, dass es ihre Stimmen waren. Baskau und Schakuta selbst schwiegen sowohl über die Behauptung, dass sie auf dem „Platz des Wandels“ anwesend waren, als auch über die Aufzeichnung von Telefongesprächen.
Da die veröffentlichten Audios wichtige Details enthielten, die für das Verständnis der Ereignisse wichtig sein könnten, haben wir eine forensische Untersuchung durch Vergleichsanalyse zur Personenidentifizierung in Auftrag gegeben. Mit Hilfe einer solchen Analyse der Audioaufnahmen kann der genaue Wortlaut ermittelt und der Sprecher anhand von Stimme und Sprechweise identifiziert, falls Sprachproben zum Vergleich vorhanden sind. Zudem wird die Aufzeichnung auf Anzeichen von Bearbeitung überprüft und es kann festgestellt werden, ob das Gespräch spontan oder inszeniert ist.
Die Untersuchung wurde von der russischen Spezialistin Ella Borgojakowa (über OOO „GlavExpert“, Moskau) durchgeführt. Die Expertin ist eine diplomierte Forensikerin, hat eine 10-jährige Erfahrung auf dem Gebiet und führt unter anderem Vergleichsanalysen der Audioaufnahmen zur Personenidentifizierung durch – sowohl für Gerichtsverfahren als auch für andere Zwecke.
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Untersuchung kurz erläutert. Der Originalbericht (insgesamt 60 Seiten) liegt der Redaktion von TUT.BY vor.
Infolge der Untersuchung ist die Expertin zum eindeutigen Schluss gekommen, dass die Stimmen auf der Audioaufnahme mit Sicherheit die von Dsmitry Schakuta und Dsmitry Baskau sind. Es wurden keine Anzeichen der Nachbearbeitung festgestellt. Außerdem wurde in der Sprechweise der Gesprächsteilnehmer eine Reihe von Merkmalen aufgedeckt, die für spontanes und nicht für im Voraus vorbereitetes Sprechen charakteristisch sind.
Erläuterung der Untersuchung
Bei der Prüfung der Audioaufnahme stand die Expertin vor vier wichtigen Fragen.
Die erste Frage: Gehören die Stimmen der Männer auf der Aufnahme (wir haben die Sprecher als Mann Nr. 1 und Mann Nr. 2 bezeichnet) Dsmitry Schakuta und Dsmitry Baskau? Zum Vergleich haben wir der Expertin drei Sprachbeispiele von Schakuta und Baskau zur Verfügung gestellt. Es handelte sich um die Audiospuren aus Videos mit ihnen, z.B. Interviews oder ihren Kommentaren für die Medien.
Eine vergleichende auditive, linguistische und akustische Analyse der Gesprächsaufzeichnung und der Sprachproben von Schakuta und Baskau ergab, dass eine Reihe individualer Sprachmerkmale übereinstimmen.
Die Expertin kam zu dem Schluss, dass die Gesamtheit der festgestellten Merkmale bei den Stimmen und der Sprechweise der Männer auf der Tonaufnahme eindeutig den Mann Nr. 1 als Dsmitry Schakuta und den Mann Nr. 2 als Dsmitry Baskau identifiziert.
Außerdem fand die Expertin in der untersuchten Aufzeichnung linguistische Merkmale, die für spontanes und nicht für im Voraus vorbereitetes Sprechen charakteristisch sind.
Die Expertin stellte keine Anzeichen für eine Nachbearbeitung und Diskontinuität der Aufzeichnung innerhalb der Grenzempfindlichkeit der Prüfgeräte fest. Diese Schlussfolgerung basiert auf den Ergebnissen der auditiven, linguistischen und instrumentellen Analyse.
Übrigens können die offiziellen Behörden während der Ermittlungen im Strafverfahren eine forensische Untersuchung durch Vergleichsanalyse zur Personenidentifizierung anordnen. Dann hat der Spezialist den Status eines Sachverständigen und die Untersuchung wird als Sachverständigenprüfung bezeichnet. Tonaufnahmen haben vor Gericht einen Beweiswert. Der Sachverständige wird vor der strafrechtlichen Verantwortlichkeit für wissentlich falsche Schlussfolgerungen gewarnt.
Darüber hinaus ist es auf Wunsch der Bürger möglich, Audioaufnahmen außergerichtlich zu untersuchen. Der Ausführende kann derselbe sein, aber in diesem Fall handelt er als Spezialist (dies ist eine unparteiische Person mit Spezialkenntnissen). Das Ergebnis der Arbeit wird als Gutachten bezeichnet. Der Befund kann auch vor Gericht verwendet werden, allerdings ist das Prozedere ein anderes.
Für die Identifikationsanalyse (um herauszufinden, ob die Stimmen auf der untersuchten Aufzeichnung Dsmitry Schakuta und Dsmitry Baskau zuzuordnen sind) haben wir jeweils drei Sprachproben zum Vergleich bereitgestellt.
Im Fall von Schakuta war es sein Interview für den YouTube-Kanal News Start Legend Team (2017), ein Video aus seinem persönlichen Instagram-Account (2020) und ein Video mit seiner Ansprache auf der Website der Zeitung „Belarus Heute“ (2020).
Im Fall von Baskau waren es sein Interview für den Fernsehsender ONT (2017), ein Interview für den YouTube-Kanal „Hockey Cooking“ (2020) und ein Video mit seiner Ansprache auf der Website der Zeitung „Belarus Heute“ (2020).
Die Einzelheiten des Gesprächs zeigen, dass die Gesprächspartner über die Ereignisse gut informiert sind
Aus dem Kontext des Gesprächs kann man annehmen, dass es spätestens am 12. November vor 20:00 Uhr stattfand (dem Moment, als bekannt wurde, dass Raman Bandarenka gestorben war), d.h. innerhalb von 24 Stunden nach dem Vorfall auf dem „Platz des Wandels“. Es ist sehr gut möglich, dass das Gespräch am Morgen des 12. November stattfand, als nur wenige über die Einzelheiten des Vorfalls Bescheid wussten.
Die Annahme über den Zeitpunkt des Dialogs ergibt sich aus der Tatsache, dass die Männer zum Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht wissen, in welchem Krankenhaus der junge Mann ist und welche Behandlung er benötigt. Und vor allem kennen sie seinen Namen noch nicht. Außerdem ist zu hören, wie beide Gesprächspartner (einer besonders oft) gähnen.
Eine Reihe von Details weisen darauf hin, dass die Teilnehmer des Dialogs Informationen über die Ereignisse des 11. November auf dem „Platz des Wandels“ haben. Zunächst enthält das Gespräch Einzelheiten, die möglicherweise von Raman Bandarenka selbst an diesem Abend gehört wurden.
„Niemand wurde ausgeschaltet, niemand“, sagt Schakuta anscheinend über Bandarenka auf der Tonaufnahme. „Alle [waren] bei Bewusstsein, an Händen und Füßen gepackt, er zuckte. [Wir haben ihn] ins Auto gebracht und Boy (?) mit ihm gelassen. Er erzählte uns auch noch Märchen, dass er in der 32. diente… In welcher Kompanie nochmal? Er sagt: „In der 3. Kompanie.“ Und wer war dein Offizier? „Oh, ich erinnere mich nicht mehr.“ Und wer war der Brigadier? „Nun, es war vor 7 Jahren, ich erinnere mich nicht.“ Das war es schon. Wir sind vorgefahren, haben an den Händen, an den Beinen gepackt, er wollte nicht gehen – übergaben ihn der OMON, Mann.“
Die 32. ist höchstwahrscheinlich die Militäreinheit 3214, zu der die Spezialeinheiten des Innenministeriums gehören. Es ist bekannt, dass Dsmitry Schakuta dort als Coach arbeitete (und möglicherweise immer noch arbeitet). Daher kann er sowohl jetzige als auch ehemalige Mitarbeiter kennen, was sein Interesse an diesem Thema erklärt.
Zur Erinnerung: In der gleichen Einheit diente auch Raman Bandarenka. Er wurde 2014, vor sechs Jahren, eingezogen. Der junge Mann diente ausgerechnet in der 3. Kompanie.
Ein weiteres Detail, das darauf hinweist, dass die Teilnehmer des Gesprächs die Details dieses Abends kennen, ist, dass sie ein Mobiltelefon erwähnen.
Nachdem er schildert, wie sie den jungen Mann ins Auto gebracht haben, sagt Schakuta: „Nun, als wir ihnen das Telefon übergaben…“
Was für ein Telefon? Das ergibt keinen Sinn, bis man sich ein paar Augenzeugenvideos ansieht. Während drei unbekannte Personen Bandarenka an Armen und Beinen ins Auto trugen, fiel etwas Leuchtendes zu Boden. Es ist im Dunkeln sehr gut zu sehen. Wahrscheinlich leuchtet der Bildschirm eines Telefons. Dem Unbekannten folgte ein Mann, der wie Schakuta aussah: Er war es, der sich bückte, das Ding aufhob und seinen Weg fortsetzte (im Video ist dieser Moment um 1:33 zu sehen).
Eine andere Sache, die nur diejenigen, die auf dem Platz anwesend waren, wahrscheinlich hätten wissen können: An diesem Abend versuchten unbekannte „Gäste“, nicht zwei, sondern sogar drei Personen zu bezwingen.
Zuvor wurde in den Medien berichtet, dass der Konflikt auf dem „Platz des Wandels“ mit einem verbalen Gefecht begann. Ein unbekannter „Gast“ stürzte sich auf einen jungen Mann, aber er schaffte es zu fliehen. Und Raman wurde von vier Männer überwältigt und zum Auto gebracht.
Aber in dem veröffentlichten Gespräch zwischen Schakuta und Baskau, in dem sie besprechen, wer genau ins Krankenhaus gekommen ist, wird nicht aus zwei, sondern aus drei Personen gewählt.
Baskau fragt: „Wer war da? Nun, es waren also drei. Der mit Brille oder der, mit dem sich Sergej schubste, nicht?“ Schakuta antwortet darauf: „Den sie „angenommen“ haben? Nein, nein, nein – er war mit dem Telefon da, er war auch genauso jung. […] Derjenige, mit dem sich Sergej schubste, ist doch weggelaufen.“ Baskau antwortet: „Ah, na dann. Nein, jetzt verstehe ich, ich stand ja bei ihm, ich sprach mit ihm, nun, als da gestritten wurde, jetzt verstehe ich, wer’s war.“
Fassen wir zusammen, was dabei herauskommt: 1) „Mit dem Telefon, genauso jung“ ist Bandarenka; 2) „der, mit dem Sergej sich schubste“ und „weggelaufen“ ist der junge Mann, der fliehen konnte; 3) „der mit der Brille“ ist eine Person, die zuvor nicht erwähnt wurde.
Die Augenzeugen der Ereignisse vom 11. November bestätigten in einem Gespräch mit TUT.BY: Es gab eine dritte Person, die zuvor in den Medien nicht erwähnt worden war. Laut unseren Gesprächspartnern haben ihn die „Gäste“ während des Streits angesprochen und dann „fixiert“. Aber dann haben sich Anwohner auf die „Gäste“ eingeredet und er wurde freigelassen und ging nach Hause. Augenzeugen sagen, dass sie dieser Tatsache nicht viel Bedeutung beigemessen haben, weil mit dieser Person damals alles gut ausgegangen war. Allerdings wussten nur wenige von ihm.
Wo und wie genau wurden Raman Bandarenka tödliche Verletzungen zugefügt? Dies ist immer noch ein Rätsel
Es bleibt unklar, wo und unter welchen Umständen Raman Bandarenka Verletzungen erlitt, die zu seinem Tod führten.
In unserem vorherigen Artikel konnten wir aufgrund der Informationen und Augenzeugenberichten den Schluss ziehen, dass mindestens vier unbekannte Personen an seiner Festnahme beteiligt waren.
Der erste von ihnen, ein Mann, der wie Schakuta aussieht (auf der Collage oben), griff Raman Bandarenka von hinten an und warf ihn zu Boden mit dem Schrei „Runter auf den Boden, F****!“ Dann half eine weitere Person, Raman festzuhalten. Man hörte die Worte „Lass mich in Ruhe“ (anscheinend war das Bandarenka), woraufhin der erste der Männer entweder zum Schlagen ausholte oder den jungen Mann tatsächlich mit der Faust schlug. Zwei weitere unbekannte Personen näherten sich und halfen, den jungen Mann zu überwältigen.
Infolgedessen wurde Bandarenka an den Armen und Beinen gepackt, und drei Unbekannte trugen ihn aus dem Hof, eine vierte Person, die Schakuta ähnelt, lief etwas abseits hinterher.
Letzterer hat, dem Video nach zu urteilen, Raman seit seiner Festnahme auf dem Platz kaum berührt. Und Bandarenka bewegte sich in den Händen der Leute, die ihn trugen, fast bis er ins Auto geladen wurde.
Auf der veröffentlichten Aufzeichnung des Gesprächs wiederholt Schakuta diesbezüglich mehrmals: „wurde nicht ausgeschaltet“, „beim Bewusstsein, an den Armen und Beinen gepackt, er zuckte, [wir] brachten ihn ins Auto.“ Dann folgt dieses Zitat:
„Wir sind vorgefahren, haben an den Händen, an den Beinen gepackt, er wollte nicht gehen – übergaben ihn der OMON, Mann. […] Und dann, als wir das Telefon übergaben, sagte Tjash (?), dass er sah, sie haben mit einer Taschenlampe geleuchtet, sie „verjüngten“ ihn dort. Und wie konnten sie ihn verdammt nochmal bewusstlos auf das Polizeipräsidium bringen?“
Es gibt einen seltsamen Satz, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wahrscheinlich geht es um Raman Bandarenka im Auto: „Sie haben mit einer Taschenlampe geleuchtet, sie „verjüngten“ ihn dort“. Ein Jargon-Wörterbuch und Zitate aus der Belletristik weisen darauf hin, dass das Wort „verjüngen“ in diesem Kontext „zusammenschlagen“ bedeutet.
Es ist nicht sicher bekannt, ob die Bereitschaftspolizisten vor Ort waren, wie Schakuta auf der Tonaufnahme sagt. (Auf die Ankunft der Polizei werden wir etwas später eingehen.) Und falls ja, was haben sie gemacht?
Hier ist eine andere Stelle in einer veröffentlichten Aufnahme, wo Baskau und Schakuta die Verletzungen von Raman Bandarenka besprechen:
„Also, was haben sie mit ihm wohl gemacht, dass er so schwer verletzt ist?“
„Ich weiß nicht… Es kann alles Mögliche sein, du weißt selbst. Sch****, man kann mit dem Stiefel in den Bauch schlagen, da gibt’s einen Milzriss. Was weiß ich, alles mögliche.“
„Nein, ein Milzriss ist klar. Hier geht’s aber um SHT [Schädel-Hirn-Trauma – Anm.], er hätte mit den Füßen getreten werden sollen, während er im Bus lag.“
„Ja, ja… Siehst du, die Situation ist so, du hast es selbst gesehen: Wir, das heißt, ich bin auf ihn zu, schlug ihn zu Boden, das heißt, ich habe ihn nicht K.O. geschlagen, ver*** Sch***.“
„Ja, ja, natürlich.“
„Was sonst. Wir nahmen ihn an den Armen, an den Beinen, er zuckte, und wir zogen ihn zum Henker weg. SHT heißt, dass der Mensch bewusstlos ist, er wäre sofort wie ein Lappen gewesen, verdammt.“
„Das ist klar.“
„Ein Knockout wäre das.“
Und noch ein Satz, wo Baskau und Schakuta darüber diskutieren, wie man sich über den Zustand von Raman Bandarenka informieren kann.
„Wie findet man das heraus? Ich hätte dort angerufen, zumindest um zu klären, was mit ihm passiert ist.“
„Wahrscheinlich kann man durch diese rausfinden, sie haben ihn ja übergeben, an wen auch immer. An das Zentralny [Präsidium] oder wohin auch immer auf die Wache“.
Darüber hinaus erschien am 21. November ein weiteres Gespräch zwischen Männern über die Ereignisse auf dem „Platz des Wandels“ im Internet. Nach einer forensischen Untersuchung dieser Tonaufnahme kam die Spezialistin ebenfalls zu dem Schluss, dass dies die Stimmen von Schakuta und Baskau sind. In dem Gespräch sagte Schakuta Folgendes:
„Der Chef hat angerufen, er ist bereits beim Kommandanten, der Vize-Minister ist da, irgendwie so. Kurz gesagt, die Jungs von der OMON sind echt gut, sie wollen irgendeinen S**** auf uns schieben. Also, ich habe dieses Video dem Chef gezeigt, wo ich ihn [Raman] runterschlug. Er sagte: „Ihr habt ihn nicht?“ So in der Art. Ich sagte: „Ich habe ihn zu Boden geschlagen, zwei sind dazugekommen.“ Ich sagte, dass ich mit ihm zugange war. Er sagte: „Ich verstehe.“ Wir nahmen ihn an den Armen, an den Beinen, niemand schlug ihn, das heißt, man hat ihn nicht ausgeschaltet, das heißt, er war bei Bewusstsein, wir brachten ihn in unseren Bus. Einen Mann haben wir zur Aufsicht da gelassen.“
Es ist nicht ganz klar, wann der Dialog stattgefunden hat. Die Quelle, die die Audioaufnahme veröffentlicht hat (der in Belarus verbotene Telegram-Kanal), hat dies nicht angegeben.
Die Leser machten uns auf ein weiteres Detail aus den veröffentlichten Videos aufmerksam. Bevor Bandarenka in einen Kleinbus an der Ecke der Kachouskaja-Straße verladen wurde, ist er möglicherweise auf den Boden geprallt, entweder mit den Beinen oder mit dem Kopf.
Als drei Männer Bandarenka zur Straße trugen, ging einer von ihnen weg, und in diesem Augenblick schlug der junge Mann mit Schwung auf dem Boden auf. Das Video zeigt diesen Moment um 0:40.
Um diesen Moment besser zu sehen, haben wir das Video aufgehellt und die Stelle vergrößert. Der gleiche Moment ist um 0:13 im zweiten Video zu sehen.
Nach dieser merkwürdigen Bewegung kehrte der Mann, der beiseite getreten war, zurück, und der Mann, der Schakuta ähnelt (der auf dem Weg zum Auto immer in einiger Entfernung war) näherte sich. Alle vier bückten sich und sahen sich etwas an, aber nach ein paar Augenblicken fuhr ein Auto vor und es sieht so aus, als wären alle eingestiegen, bis auf eine Person, die wie Schakuta aussieht – er ging weg. All dies geschah zwischen 22:15 und 22:30 Uhr.
Aufgrund der Qualität des Videos ist es unmöglich, Bandarenka zu sehen und zu erkennen, ob er sich nach diesem Zwischenfall bewegt.
Mit welchen Autos kamen und gingen die unbekannten „Gäste“?
Mit welchen Autos kamen und gingen die unbekannten „Gäste“?
Erstens, was vor und nach den Ereignissen mit Bandarenka geschah. Wie Mediazona anhand der Kameraaufzeichnungen rausgefunden hat, wurden gegen 21:48 Uhr (eine halbe Stunde vor den Ereignissen mit Bandarenka) in der Tscharwjakowa-Straße 62 vier Kleinbusse gesehen: ein dunkler und drei helle dahinter (eines der Autos sieht aus wie das, in das der junge Mann später getragen wurde). Fünf Minuten später tauchten auf dem Platz unbekannte Personen auf, darunter ein Mann, der wie Schakuta aussah. Unterwegs achteten die Gäste auf die Überwachungskameras.
Um 21:55 Uhr kamen einige von ihnen auf den Spielplatz, wo sie begannen, die [weiß-rot-weißen] Bänder vom Zaun abzuschneiden. Und sie machten es noch ca. 20 Minuten lang, dabei schlossen sich ihnen weitere zwei Personen an. Während dieser ganzen Zeit gingen andere Ankömmlinge am Rand auf dem Hof auf und ab. Die „Gäste“ hatten ihre Gesichter unter Masken verborgen.
Als der Kampf auf dem „Platz des Wandels“ begann (laut TUT.BY zwischen 22:15 und 22:20 Uhr), kamen drei Menschen von der Seite angerannt.
Zu diesem Zeitpunkt zeichneten Kameras in der Nähe einen unbekannten „Gast“ auf, der aus dem Hof rannte und einer anderen Person nachlief (anscheinend dem Mann, der schließlich entkommen war). Der „Gast“ verschwand in Richtung Sluzkaja-Straße.
Fast gleichzeitig mit der Rauferei fuhr von der Seite der Tscharwjakowa-Straße ein heller Kleinbus die Kachouskaja-Straße entlang, drehte und fuhr zu den drei Unbekannten, die Bandarenka in den Armen trugen, während der vierte (vermutlich Schakuta) folgte.
Zweitens ist es wichtig herauszufinden, wohin sich der Kleinbus bewegt hat, in den Raman Bandarenka geladen wurde. Nach den Kameraaufzeichnungen zu urteilen, fuhr er nicht sofort los.
Mediazona hat mittels Videomaterial klargestellt: Der Bus befand sich nach dem Einladen des Mannes (gegen 22:19 Uhr) noch in der Kachouskaja-Straße. Um 22:27 Uhr ging ein stämmiger Mann in einer Bommelmütze und einer Herrenhandtasche über der Schulter durch eine Seitentür herein. Um 22:28 Uhr näherte sich eine Frau dem Auto, sie sprach mit jemandem durch das Fenster auf der Seite des Beifahrersitzes, dann öffnete sich die Seitentür ein wenig und die Frau ging fort. (Foto: links der Mann, rechts die Frau).
Um 22:35 Uhr verließ der Mann mit der Bommelmütze den Kleinbus, ging aber um 22:40 Uhr wieder herein. Dann fuhr das Auto in Richtung Tscharwjakowa-Straße los, aber drei Minuten später kam es zurück. Zwei Personen kamen heraus, darunter der Mann mit der Bommelmütze, und sie gingen in Richtung des „Platz des Wandels“. Das war um 22:43 Uhr.
Ob Raman Bandarenka zu diesem Zeitpunkt drinnen war, ist unbekannt.
Der Kleinbus fuhr um 22:55 Uhr ab, als alle Bänder vom Zaun entfernt worden waren, fasst Mediazona zusammen. Zur gleichen Minute erscheinen auf den Aufnahmen anderer Kameras zwei helle Kleinbusse: Sie fahren entlang Tscharwjakowa in Richtung Vera-Sluzkaja-Straße. Das zweite Auto ähnelt dem, in das Bandarenka getragen wurde. Dieses Auto wurde übrigens aus irgendeinem Grund langsamer und schien einen Parkplatz zu suchen, bewegte sich dann aber weiter. Eine Minute später folgte diesem Kleinbus ein dunkler und ein weiterer heller Kleinbus.
Die Autokennzeichen dieser Kleinbusse sind TUT.BY noch nicht sicher bekannt.
Wie hat sich die Polizei verhalten?
Die Polizei wurde im Viertel gegen 22:33 Uhr bemerkt, d.h. mindestens zehn Minuten nachdem Bandarenka in einen unbekannten Kleinbus geladen worden war. Wir können eine solche Schlussfolgerung aufgrund der Analyse der Aufzeichnungen der von TUT.BY gesammelten Kameras ziehen. Dieselben Daten wurden von Mediazona in ihrem Artikel veröffentlicht.
Zuerst kam laut Mediazona ein Polizeiwagen. Er fuhr von der Seite der Kachouskaja-Straße an, fuhr an dem hellen Kleinbus vorbei, in den Bandarenka geschleppt wurde, überquerte dann den Hof, ohne anzuhalten und fuhr die Arschanskaja-Straße entlang.
Es gibt zwei weitere Videos, die TUT.BY gefunden hat. Zum einen fuhr der Polizeiwagen laut den Zeitstempeln des Filmmaterials gegen 22:30 Uhr vorbei. Beim zweiten fällt auf: Nach einer Minute kommen aus der Richtung, in die dieses Auto davongefahren ist, erst zwei Sicherheitsbeamte (in Helmen und Westen, so wie Beamte der Sicherheitsabteilung bei Notrufen) und dann zwei weitere, von denen einer ein Maschinengewehr hat. Die Männer gehen ungefähr drei Minuten lang in beide Richtungen, danach verschwinden sie aus dem Blickfeld.
Es ist nicht zu sehen, dass die Polizisten irgendjemanden abführen (zum Beispiel die Beteiligten der oben erwähnten „Schlägerei“, derentwegen der angebliche Notruf um um 22:30 Uhr erfolgt war).
Mediazona bestätigt, dass fast zur gleichen Zeit, als das Polizeiauto vorbeifuhr, zwei Polizeifahrzeuge von der Seite der Orschanskaja-Straße eintrafen (22:33 Uhr). Von dort kamen zwei Personen in Uniform heraus, setzten Helme auf und gingen zum Platz (sie sind wahrscheinlich in der obigen Aufnahme zu sehen).
Ein Foto derselben zwei Autos, die 10 Minuten nach der Festnahme Raman Bandarenkas durch Unbekannte vorbeifuhren, tauchte im Telegram-Kanal @motolkohelp auf.
Der Umstand, dass die vier behelmten Polizisten in Kampfwesten etwa drei Minuten am Tatort blieben, wird nach Analyse des Videos von Mediazona bestätigt. Somit kann davon ausgegangen werden, dass sie gegen 22:36 Uhr Uhr weggefahren sind.
Laut einem der Zeugen, dessen Worte Radio Liberty zitiert, setzten die „Gäste“ ihre Arbeit auf dem Hof sogar fort, als die Polizei angekommen war. Und erst gegen 23:00 Uhr nach einem gemeinsamen Selfie vor dem Hintergrund eines übermalten. Wandbilds fuhren sie in Kleinbussen davon.
Die Minsker Polizei hatte in wenigen Worten in ihrer Meldung vom 12 November bekanntgegeben, dass am Abend gegen 22:30 Uhr eine Meldung über eine Schlägerei im Hof in der Tscherwjakow-Straße eingegangen sei. Und die eingetroffenen Polizisten hätten angeblich einen verletzen 31-jährigen Mann vorgefunden und „anschließend einen Krankenwagen für ihn“ gerufen.
Fast sofort erschienen jedoch Dokumente im Internet (allerdings ohne Unterschrift und Siegel), aus denen hervorgeht, dass der Patient nicht von der Straße, sondern von der Polizeistation des Minsker Zentralen Stadbezirks eingeliefert worden war. Dies wurde zuvor in einem Gespräch mit TUT.BY von den Ärzten des Rettungsdienstes bestätigt. Außerdem sagten die Anwohner, dass sie nach dem Vorfall die Polizei angerufen hätten, um herauszufinden, was mit Raman passierte. Ihnen sei in etwa geantwortet worden, dass er bei ihnen gewesen sei, aber er habe sich schlecht gefühlt und sei deshalb ins Notfallkrankenhaus gebracht worden.
Es sei hinzugefügt, dass der Ermittlungsausschuss am 13. November in seiner Pressemitteilung Folgendes mitteilte:
„Die Polizei erhielt Meldung, dass im Hof eines Hauses in der Tscherwjakow-Straße in Minsk eine Schlägerei zwischen aggressiv gestimmten Anwohnern, die [weiß-rot-weiße] Bänder aufgehängt hatten und Personen, die sie abhängten, ausgebrochen war. Die Polizisten, die am Tatort ankamen, fanden einen Mann mit Körperverletzungen und Anzeichen einer Alkoholintoxikation vor. Der Minsker wurde auf die Polizeiwache des Zentralen Bezirks gebracht, um die Umstände des Vorfalls zu klären. Aufgrund der sich verschlechternden Gesundheit des Mannes riefen Polizeibeamte einen Krankenwagen herbei. Der Minsker wurde von Ärzten untersucht und anschließend in eine Gesundheitseinrichtung eingeliefert.“
Das Nachrichtenportal „Mediazona“ weist darauf hin, dass der Krankenwagen in dieser Gegend erst um 22:58 Uhr gesichtet wurde (in etwa 40 Minuten nach der Schlägerei). Er fuhr aus Richtung der Wera-Slutskaja-Straße entlang der Tscherwjakow-Straße, bog in die Kachowskaja-Straße ein und fuhr weiter in Richtung Kiew-Kino, ohne auf den „Platz des Wandels“ einzubiegen.
„Gäste“ auf dem „Platz des Wandels“ am Abend des 11. November: Waren Schakuta und Baskau dort?
Die Analyse des veröffentlichten Gesprächs zwischen Baskau und Schakuta, die Worte von Augenzeugen und unsere vorherige Analyse der Materialien (wie die „Gäste“ aussahen, wo sie vorher gesehen wurden) erlauben uns mit hoher Gewissheit zu erklären: Baskau und Shakuta waren auf dem Platz.
Aus dem Video und aus den Worten von Augenzeugen, mit denen wir kommunizieren konnten, geht hervor, dass konkret einer der Beteiligen der Schlägerei auf dem „Platz des Wandels“ Ähnlichkeit zu Schakuta hatte.
Aber Hinweise auf die Beteiligung eines Mann, der wie Baskau aussieht, gibt es nicht. Während der Schlägerei ist er nur kurz in der Nähe im Bild zu sehen. Ein Augenzeuge vom „Platz des Wandels“, der den „bekannten Funktionär“ identifiziert hat berichtete „Radio Liberty“: Der „Gast“ schnitt Bänder ab, schickte die Anwohner ins Haus und erklärte, „er säubere die Stadt vom Müll“.
Hier sind noch ein paar Details, die wir bisher nicht erwähnten. Erstens machte der Telegrammkanal @kyky_org auf alte Aufnahmen mit Dsmitry Baskau aufmerksam, in denen er of in einer blauen Steppweste zu sehen ist (hier zum Beispiel ein Foto von TUT.BY von 2019).
In derselben Weste wurde Baskau persönlich während seines schrillen Besuchs mit „Gästen“ im Wohnkomplex „Megapolis“ (18. Oktober) identifiziert. Und genauso eine Weste trug die Person auf dem „Platz des Wandels“, die die Menschen in vielerlei Hinsicht auch zuvor schon an Baskau erinnert hatte.
Außerdem fielen uns an Baskaus Garderobe die ungewöhnlichen schwarzen Turnschuhe mit vielen hellen Einsätzen auf. In solchen Turnschuhen war er in Brest zu Verhandlungen mit Gegnern des Batteriewerks (Juni 2020) erschienen, später in „Megapolis“ (18. Oktober), wo Unbekannte erschienen, um Bänder zu entfernen, und schließlich ein Handgemenge mit den Anwohnern begannen. Und schließlich trug Dsmitry Baskau selbst die gleichen Turnschuhe, als er beim großen Pro-Regierungs-Autorennen am 8. November war.
Wer war sonst an diesem Abend auf dem „Platz des Wandels“ und was haben sie getan?
Erstens: Dies ist der unbekannte Mann, mit dem das Handgemenge begann. Mehrere Augenzeugen berichteten TUT.BY über ihn ausführlicher.
Ihnen zufolge hat der „Gast“ Bänder abgeschnitten und sich ziemlich unverschämt verhalten. Er trug eine Maske und eine Kapuze, eine schwarze Jacke und Jeans mit Manschetten. Er hat blaue Augen, blonde Haare und Augenbrauen.
Eine äußerst ähnliche Person wurde am 2. November in Nowaja Borowaja gesehen. Sie schnitt unter dem Schutz Waffen der Bereitschaftspolizei zusammen mit anderen „Gästen“ Bänder ab. Mehrere Bewohner dieses Wohnkomplexes stellten auf Anfrage von TUT.BY klar, dass sie beim Verursacher des Konflikts auf dem „Platz des Wandels“ dieselbe Person wiedererkannten, die bei ihnen gewesen war: dieselbe Kleidung, dieselben Gesichtszüge und dieselbe Verhaltensweise (er stritt sich ebenfalls mit den Einheimischen, wie in dem Video zu sehen ist).
Einer der Augenzeugen nannte ihn in einem Gespräch mit TUT.BY sogar „den unverschämtesten“ von allen, die gekommen waren: „Er war sehr lautstark und provozierte. Er sagte, „nennt mich meinetwegen „Jabatka“ [Schimpfwort für Lukaschenko-Anhänger, zusammengesetzt aus dem russischen Wort für „Ficken“, jebat’ und Lukaschenkos Spitznamen „batka“]. Er erzählte mir viel: dass er kein Belaruse sei, aber seine Großmutter von belarusischen Separatisten [die die weiß-rote weiße Fahne nutzten] umgebracht worden sei; dass er nichts mit dem Sicherheitsapparat zu tun habe, aber er habe ebenso das Recht, die Bänder zu entfernen, wie wir das Recht haben sie aufhängen.“
Wie sich herausgestellt hat, ging die Schlägerei am 11. November auf dem „Platz des Wandels“ von derselben Person aus.
Augenzeugen zufolge stand anfangs ein Mann in einer Khaki-Jacke und mit einer Pizzaschachtel in den Händen (Augenzeugen sagen, dass das ein Bewohner des Bezirks war, nennen wir ihn Herr A.) am Zaun und sprach ruhig mit den „Gästen“, die Bänder abschnitten. Neben Herrn A. stand Raman Bandarenka und irgendwann sagte Roman etwas in der Art wie „Nun, hört schon auf – genug geredet.“ Augenzeugen betonen, dass keine Spur von Aggression im Gespräch von Herrn A. mit den „Gästen“ sowie in dem Satz von Bandarenka lag.
Aber einer der „Gäste“ reagierte plötzlich scharf mit den Worten „Warum bist du so dreist?“ Die Zeugen erinnerten sich auch an den Satz „Wollt ihr mir drohen?“, ebenfalls von ihm. Dann ging der „Gast“ zu der Seite, wo Raman stand aber schließlich fing er an, nicht ihn, sondern einen anderen Mann neben Raman zu bedrängen (nennen wir ihn Herr B.). Ein unbekannter „Gast“ schlug Herrn B. mit beiden Händen auf die Brust, er wich vom Schlag getroffen zurück und fiel hin. Der „Gast“ hörte nicht auf, versuchte die Arme des jungen Manns zu fassen und schubste Herrn B. gegen eine Metallstange. Dabei fiel Herrn B. das Handy aus der Tasche, aber er hob es schnell auf und rannte davon. (Hier ist eine Videoaufnahme dieses Moments.)
Unsere Gesprächspartner meinen: Vielleicht hat der Fremde missverstanden, wer den Urheber der Bemerkung war. Oder er fiel aus Wut über den Erstbesten her, der ihm unter die Finger kam. „Mit diesem „Gast“ begann das ganze Schlamassel. Er fing ohne jeglichen Grund an“, sagen die Zeugen des Geschehens.
Letztendliche lief der Fremde Herrn B. hinterher, holte ihn aber nie ein. Und Raman Bandarenka wurde von einem Mann in die Zange genommen, der wie Schakuta aussah, dann wurde ihm von drei weiteren geholfen.
Leider gibt es kein Video davon, was in dieser Zeit mit Herrn A. passiert ist, der anfangs ruhig mit den „Gästen“ sprach, noch bevor die Schlägerei begann. Doch nach Romans Festnahme wurde Herr A. von den Gästen „eingeklemmt“, erinnern sich Augenzeugen. Und erst nach der Einmischung einer unbekannten jungen Frau ließen ihn die „Gäste“ gehen.
Augenzeugen vermuten, dass Herr A. während des Handgemenges nicht verfolgt wurde, aber später erwischt und „in die Zange genommen“ wurde, und dass man ihn auch festnehmen wollte. Aber da diese Person relativ glimpflich davonkam, maßen die Anwohner dieser Episode keine besondere Bedeutung bei und erwähnten sie nicht zuvor den Journalisten gegenüber.
Ob diese Person eine Brille trug oder nicht, ist nicht sicher bekannt.
Aber es gibt ein Foto von Herrn A. Er steht in der Nähe der Schaukel. Augenzeugen zufolge war dort auch Bandarenka. Vielleicht sehen wir auf dem Standbild von der Schaukel Bandarenka, und dies ist die letzte Aufnahme von ihm.
Es gibt noch ein Detail über die Persönlichkeit des „Gastes“, von dem aus die Aggression ausging: In einem Gespräch mit Baskau nannte ihn Schakuta „Sergei“ (Zitat: „Derjenige, mit dem sich Sergei schubste, rannte weg“).
Es gibt im Internet viele Spekulationen über die Identität dieser Person. Wir haben versucht, die beiden häufigsten Versionen zu überprüfen, aber aufgrund von Inkonsistenzen scheinen sie uns nicht überzeugend und sogar falsch zu sein. Wir werden sie kurz, ohne eine detaillierte Analyse schildern.
Die erste: Er ist angeblich Mitarbeiter des Sicherheitsapparats (Leiter einer Spezialeinheit), der sich während der Verhaftungen am 25. Oktober in Nowaja Borowaja befand. Die zweite: Angeblich war er ein Freund von Dsmitry Baskau aus dem August-Video, in dem sie zusammen im Auto tranken (ein Karate-Weltmeister). Wir kennen die Namen dieser Personen, aber wir nennen sie nicht, da die gesammelten Materialien diese Versionen eher widerlegen als bestätigen.
Zweitens bleibt die Identität von drei weiteren „Gästen“ unbekannt. Sie halfen dem Mann, der wie Schakuta aussah, Raman Bandarenka zu überwältigen und ihn ins Auto zu tragen.
Wir haben bereits zuvor Screenshots dieser Personen gezeigt und eine detaillierte Beschreibung ihrer Kleidung gegeben. Zu diesem Thema liegen keine neuen gewichtigen Daten vor.
Drittens waren mindestens vier Damen unter den „Gästen“ zu sehen. Übrigens gingen drei von ihnen unserer Analyse zufolge (auf die wir später zurückkommen werden) regelmäßig zu anderen Höfen. Auch dort schnitten sie Bänder ab.
Augenzeugen zufolge trug eine der Damen eine Maske, auf ihrem Kopf befand sich eine rote Kapuze, unter der das schwarze Visier einer Kappe hervorschaute. Sie trug eine braune Jacke, eine kurze, gerade geschnittene Jeans und schwarze Stiefel. Eine Augenzeugin erinnert sich, wie sie die Frage von Anwohnern nach dem Zweck ihres Besuchs beantwortete: „Sie sagte sowas wie „Wir reinigen die Stadt von Bändern, wir wollen Belarus von Menschen wie euch reinigen“. Was meinte sie? Sie meinte wohl, dass sie nicht gleichgültig seien und nicht wollten, dass das Land ruiniert wird, und dass sie für die derzeitige Regierung sind. Und dass wir, sagen wir mal, unerwünscht seien.“
Ein anderer Augenzeuge erinnerte sich ebenfalls an diese Dame: „Ihre Rede war sehr wortreich und gut vorgetragen.“
Wir fanden heraus, dass diese Fremde mehr als einmal beim Abschneiden von Bändern in der Wohnanlage in „Megapolis“ dabei war. Am 18. Oktober gehörte sie zu einer Gruppe von Menschen, unter denen Dsmitry Baskau anhand des Gesichts identifiziert wurde. Sie stritt sich auch viel mit Menschen.
Die zweite Fremde auf dem Platz trug eine leicht verlängerte dunkle Jacke (bei genauer Betrachtung aus Stoff mit Tarnmuster), eine helle Samthose und helle Turnschuhe. Ihr Kopf war von einer Kapuze verdeckt. Die Frau wurde beim Bänderabschneiden in anderen Innenhöfen gesehen, z.B. am 24. Oktober und in der Nacht vom 11. auf den 12. November in „Megapolis“.
Wir bemerkten ein Detail im Verhalten dieser jungen Frau, als wir die Aufnahmen vom „Platz des Wandels“ durchgingen: Als Bandarenka zu Boden gerungen wurde, filmte sie nicht das Geschehen, sondern die Augenzeugen. (Man sieht dies im Video ab 0:23.)
Die dritte junge Frau bekam weniger Aufmerksamkeit von den Leuten, aber sie gelangte auch auf Fotos. Sie trug eine fast knielange grüne Jacke, eine dunkle Jeans und glänzende schwarze Schuhe.
Im Bild ist sie rechts zu sehen.
Wir bemerkten die vierte Frau beim Betrachten von Bildern und Fotos von Augenzeugen. Auch sie trug eine grüne, längliche Jacke. Aber ihre Kleidung unterscheidet sich deutlich durch eine Reihe von Merkmalen: eine dunkle, gerade geschnittene Hose und hellgraue Schuhe (die andere Dame hatte eine enge Jeans und schwarz glänzende Stiefel).
Dieser vierte „Gast“ war nicht zum ersten Mal in den Innenhöfen: Wir haben sie auf Aufnahmen von „Megapolis“ am 24. Oktober und von Nowaja Borowaja vom 2. November bemerkt.
Viertens ist im veröffentlichten Gespräch von Schakuta ein Wort zu hören, das ein Spitzname oder ein Tarnname eines der Teilnehmer der Schlägerei auf dem „Platz des Wandels“ sein kann: „Boy“.
„Niemand wurde ausgeschaltet, niemand“, sagt Schakuta in der Aufnahme. „Alle waren bei Bewusstsein, an den Armen und Beinen gepackt, er zuckte, [wir] brachten ihn ins Auto und ließen Boy (?) bei ihm.“
Dieses Wort erklingt deutlich genug. Wenn dies ein Spitzname ist, ist das dem Kontext nach die Person, der der junge Mann im Auto übergeben wurde. Die Tatsache, dass er, nachdem er zum Auto gebracht worden war, unter der Aufsicht von jemandem „allein“ gelassen wurde, erwähnte Schakuta im zweiten der beiden veröffentlichten Gespräche mit Baskau.
Fünftens erklang im Gespräch ein anderer Spitzname oder ein anderer Tarnname: Tjasch. Und wir haben eine Vermutung, wer diese Person sein könnte.
Auf einen gewissen Tjasch kommt das Gespräch, als Schakuta berichtet, wie Raman Bandarenka zum Auto gebracht wird.
„Und dann, als wir das Telefon übergaben, sagte Tjasch (?), dass er sah, sie haben mit einer Taschenlampe geleuchtet, sie „verjüngten“ ihn dort. Und wie konnten sie ihn verdammt nochmal bewusstlos auf das Polizeipräsidium bringen?“
Unter dem Spitznamen Tjasch kennen Leute aus dem Sportumfeld Ewgeni Timanowski, einen Schwergewichtsboxer (obwohl der Spitzname unter Boxern in dieser Kategorie relativ häufig vorkommt, wie unsere Gesprächspartner anmerkten). Er diente auch in der Militäreinheit 3214, dann in der Schnelleingreiftruppe, wo er von Dsmitry Schakuta ausgebildet wurde. Timanowski trainierte daraufhin selbst im Club von Schakuta „Shock“.
Kann es sein, dass er am 11. November auf dem „Platz des Wandels“ war? Dies kann nicht mit letzter Gewissheit festgestellt werden, Timanowski reagierte auch nicht auf Anfragen von Journalisten.
In den Aufnahmen der Kameras haben wir jedoch bereits einen stämmigen Mann in einer Bommelmütze und einer Herrenhandtasche über der Schulter bemerkt. Der Analyse von Mediazona zufolge stieg diese Person in den Bus ein und aus, in den Bandarenka zuvor gebracht worden war.
Außerdem ist er in einem weiteres TUT.BY-Video zu sehen: Als Raman auf dem Platz niedergerungen wird, kommt dieser Fremde von der gegenüberliegenden Seite des Hofes heraus, nähert sich einer Augenzeugin und senkt ihre Hand mit dem Smartphone, mit dem sie das Geschehen filmt.
Der Mann mit der hellen Bommelmütze trug eine blaue Jacke, eine schwarze Hose, helle Schuhe und eine Tasche mit einem dünnen Schultergurt. Er hatte eine Kapuze auf dem Kopf.
Warum vergleichen wir die „Gäste“ auf dem „Platz des Wandels“ mit denen, die in andere Innenhöfe kamen? Die Übereinstimmungen sind nicht zufällig
Den ersten Anhaltspunkt dafür, wer am 11. November auf dem „Platz des Wandels“ war, bot ein Vergleich mit der Zusammensetzung der „Gäste“ in dem Megapolis-Wohnkomplex am 18. Oktober.
Auch dort schnitten sie Bänder ab, es gab auch Streitigkeiten mit Anwohnern, die herauskamen, um sich zu erkundigen, was geschieht, und es gab ebenfalls eine Schlägerei, die mit der Ankunft der Polizei endete. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Unter den „Gästen“ wurden dem Gesicht nach (auch ohne Maske) Dsmitry Baskau und neben ihm nach Aussehen und Kleidung Dsmitry Shakuta erkannt. Später identifizierte „Tribuna“ in einem der Männer den Eishockeyspieler Pawel Woltschek und in der Frau neben ihm seine Frau Jeanette. Es gab auch Spekulationen im Internet über einen anderen jungen Mann, der Schakutas Schüler Oleg Kljuschew ähnlich sieht (TUT.BY hat die Daten zu diesem Thema gesammelt und studiert, und wir können kurz sagen, dass dies nicht ausgeschlossen ist).
Noch ein weiblicher Gast erinnerte die Anwohner an die Pressesprecherin des Präsidenten, Natalia Ejsmont. Es ist schwer mit Sicherheit zu sagen, aber bei der Aufzeichnung eines weiteren „geleakten“ Gesprächs (die Stimmen gehören Ejsmont und Baskau, was eine weitere phonoskopische Studie bestätigt) wurde über ähnliche Besuche von „Gästen“ in den Innenhöfen diskutiert. Dort fallen auch die Namen einiger derjenigen, die am 18. Oktober in „Megapolis“ identifiziert wurden.
Warum führen wir das auf? Erstens sind mindestens drei Gäste vom „Platz des Wandels“ am 11. November identisch mit „Gästen“ in „Megapolis“ am 18. Oktober (identifiziert als Baskau, Schakuta und eine Frau in einer braunen Jacke mit einem roten Kapuze).
Zweitens bekamen wir ein bisher unveröffentlichtes Video von dem, was am 18. Oktober in „Megapolis“ geschah. Und es zeigt deutlich: Es waren die „Gäste“, die während der Streitigkeiten mit den Anwohnern die Schlägerei selbst provozierten, um sich schlugen und Menschen zu Boden stießen.
Übrigens haben die Anwohner selbst die Polizei gerufen. Mindestens drei Gruppen von Ordnungskräften trafen ein, darunter Bereitschaftspolizei mit Schrotflinten und sogar der (damalige) stellvertretende Innenminister Alexander Barsukov persönlich. Wie Augenzeugen sagen, haben sich am Ende alle zerstreut, es gab keine Festnahmen (der Pressedienst des Innenministeriums bestätigte dies) und die Gäste fuhren in Ruhe mit einem dunklen und einem hellen Kleinbus davon.
Drittens haben wir die „Gäste“ in „Megapolis“ am 18. Oktober mit den Mitgliedern der Gruppen verglichen, die am 24. Oktober und in der Nacht vom 11. auf den 12. November dorthin kamen. Wir haben viele Übereinstimmungen gefunden. Dann wiederholten sich die Übereinstimmungen bei den Personen, als diese am 2. November mit den „Gästen“ von Nowaja Borowaja und schließlich am 11. November mit den „Gästen“ des „Platzes des Wandels“ verglichen wurden.
Wie erwähnt, arbeitete die Gruppe unbekannter Personen, die am 2. November in Nowaja Borowaja Bänder abschnitt, sogar unter Schutz von Bereitschaftspolizisten mit Schrotflinten.
Zusammenfassend: Wir haben das Erscheinungsbild von mindestens fünf Gruppen von „Gästen“ anhand von Videos und Fotos untersucht, die zu unterschiedlichen Zeiten drei verschiedene Wohnkomplexe in Minsk besuchten (insgesamt fünf Besuche). Wir untersuchten das Erscheinungsbild von Insgesamt 54 Personen. Und dann haben wir die Menschen miteinander verglichen. Sind es dieselben Menschen?
Mindestens acht Menschen fanden wir an verschiedenen Orten wieder. Weitere 25 Personen sind schwer miteinander zu vergleichen: In einigen Fällen sind die Gegenstände und die Kleidung der Personen unauffällig, manchmal lässt die Qualität der Materialien nicht zu, Parallelen zu ziehen, und vielleicht waren sie nur einmal dabei.
Wir fügen hinzu, dass wir auch die „Gäste“ anderer Innenhöfe untersucht haben (zum Beispiel Gruppen aus einer Sendung des staatlichen Fernsehsenders STV über die sogenannten Anti-Vandalen) aber keine Übereinstimmungen mit den „Besuchern“ der oben genannten Höfe gefunden haben. Vielleicht liegt dies daran, dass die Gruppen getrennt voneinander arbeiten.