Wir haben den jungen Mann gefunden, der während der Festnahmen nach dem Marsch in die Swislatsch gesprungen war
6. September 2020, 23:52 | Snjazhana Inanetz, TUT.BY
Am Sonntag sind Menschen im Wasser abgetaucht, um sich vor der Bereitschaftspolizei zu retten, die Protestierende nach dem „Marsch der Einigkeit“ festnahm. Ein paar Menschen sprangen in die Swislatsch, sie wurden von dem Rettungsschiff der Gemeinschaft von Rettungsschwimmern aufgenommen. TUT.BY hat einen der jungen Leuten gefunden und mit ihm gesprochen.
Auf dem Bild sind Aleksander Poplawskij und seine Freundin zu sehen. Der junge Mann ist 26 Jahre alt und sagt, er habe am heutigen Marsch teilgenommen. Sie kamen zur Absperrung, die in der Nähe vom Unabhängigkeitspalast eingerichtet worden war und „standen da etwa 40 Minuten“.
Ich sah, wie Menschen in Tarnkleidung einen Mann hinter die Absperrung geschleppt haben. Ich glaube ich habe auch Schläge gehört. Es standen auch Männer in Zivilkleidung, in ihnen habe ich auch Polizisten erkannt.
Als die Protestierenden sich auf dem Weg nach Hause machten, begannen die Festnahmen. Männer in Uniform erschienen hinter der Absperrung und bewegten sich auf die Protestierenden zu.
Am Anfang haben wir uns zu einer Gruppe zusammen gefunden, aber wir waren zu wenige, etwa 12 Personen. Ich sah, wie die Bereitschaftspolizisten mit Schildern auf uns zugingen. Als Menschen anfingen zu rennen, machten wir dasselbe. Danach sahen wir, dass auf der anderen Seite Gefängnistransporter stehen.
Aleksander sagt, dass Menschen vor den Polizisten in Richtung Wasser davon rannten. Zwei Menschen bemerkten ein Motorboot und rannten auf das Boot.
Das Motorboot fing an abzufahren. Ein Mann sprang ins Wasser – er wurde herausgeholt. Ich sprang auch, schwamm zum Schiff und wurde auch gerettet. Danach sah ich, wie die Bereitschaftspolizei die am Ufer verbliebenen Menschen festnahm. Sie wurden brutal verprügelt. Manche sprangen auch ins Wasser. Im Schiff waren wir zu viert und im Wasser sah ich neun Menschen, aber vielleicht waren es in Wirklichkeit auch mehr. Sie sprangen, weil sie verstanden hatten, dass sie andernfalls ebenfalls festgenommen würden.
Der junge Mann erzählt, dass Protestierende von ein paar Dutzend Unbekannten in Zivilkleidung und der Polizei verfolgt wurden. Entlang des Pobeditelej Prospekts standen Gefängnistransporter.
„Im Motorboot hat niemand gesprochen“, sagt Aleksandr, er hat zunächst nicht verstanden, dass die Männer im Boot Rettungsschwimmer waren. Sie gaben den durchgekühlten Menschen Decken udn brachten sie ans andere Ufer.
„Ich ging einige Zeit, bis ich nass zum Auto kam. Ich habe Passanten nach einem Mobiltelefon gefragt, um mit meiner Freundin telefonieren zu können.“
Aleksandr fügte hinzu, er sei empört über die Situation im Land.
„Heute kommt es zu Gesetzlosigkeit, Lügen und Einschüchterung.“
Nach Informationen von TUT.BY, wurden die Rettungsschwimmer, die den Protestierenden geholfen haben, ins Polizeirevier gebracht. Dort müssen sie den Vorfall aus ihrer Sicht schildern. Zur Zeit ist nicht bekannt, ob sie festgenommen sind oder nicht.