Wie helfen sie und worauf spezialisieren sich die Vertretungen in verschiedenen Ländern?
1. März 2021 | Alena Talkatschowa, TUT.BY
„Die Botschaften des Volkes von Belarus“ wurden im Ausland im Dezember des letzten Jahres eröffnet. Die Gründungszeremonie fand online unter Beteiligung von Swetlana Tichanowskaja, Pawel Latuschka und von Europaparlamentarier*innen statt. Mittlerweile gibt es „Volksbotschaften von Belarus“ in 17 Ländern. Wir sprachen mit Vertreter*innen mehrerer „Botschaften“, um herauszufinden, wie Botschaften des Volkes ihren Landleuten, die Belarus wegen der Verfolgung nach den gefälschten Wahlen verlassen mussten, helfen. Uns interessierte auch, wie die Aktivisten der alternativen Botschaften von den Staatsbeamt*innen in ihrem Land wahrgenommen werden.
„Botschaften des Volkes“ ist eine Initiative zur Schaffung alternativer Vertretungen von Belarus im Ausland. Dies wurde auf dem Weltkongress der Belarus*innen im Oktober 2020 angekündigt. Das Projekt wurde von der belarusischen Diaspora in 17 Ländern unterstützt, die der Ansicht ist, dass die derzeitige Regierung nicht nur in Belarus, sondern auch im Ausland ihre Legitimität verloren hat. Die „Volksbotschaften“ stehen nicht vor der Aufgabe, die diplomatischen Vertretungen von Belarus im Ausland zu ersetzen, sie helfen eher den in ihrem Land angekommenen Belarus*innen und befassen sich mit der Aufklärung darüber, was in Belarus geschieht.
„Wir führen einen Dialog mit ukrainischen Regierungsbehörden über die Beendigung der Zusammenarbeit mit staatlichen Unternehmen in Belarus“
In der Ukraine ersetzt die „Botschaft des Volkes“ ein Informationszentrum, das im Dezember zusammen mit „Botschaften“ in anderen Ländern eröffnet wurde.
„In der Ukraine gibt es einige belarusische Organisationen, die aktiv sind. Sie beschäftigen sich in erster Linie mit Hilfe für Flüchtlinge, weil die Ukraine das einfachste und sicherste Ziel für diejenigen ist, die zügig vor der Repression fliehen müssen. Diese Arbeit hat für uns Priorität. Gleichzeitig verstehen wir, dass es wichtig ist, die Meinung der Belarus*innen aus aller Welt über laufende Projekte zu vermitteln. Unser Informationszentrum umfasst Koordinatoren und Vertreter öffentlicher Verbände, die Flüchtlingen in der Ukraine helfen. Tatsächlich haben wir unser Informationszentrum eingerichtet, um die Bemühungen der großen belarusischen Diaspora zu koordinieren. Unsere Tätigkeit ist ein Teil der breiten informellen Gemeinschaft der Belarus*innen im Ausland. Wir freuen uns, dass sich die Belarus*innen auf der ganzen Welt in einer so schwierigen Zeit gegenseitig unterstützen und sich zu einer einzigen Solidaritätsbewegung zusammenschließen“, sagt Julia Kaminskaja, Freiwillige des Informationszentrums.
Organisationen und Initiativgruppen, die Teil des Informationszentrums sind, führen einen Dialog mit ukrainischen Regierungsbehörden über Angelegenheiten der Belarus*innen in der Ukraine, wie zum Beispiel über die Verlängerung der Aufenthaltsdauer.
„Soweit möglich führen wir auch einen Dialog mit ukrainischen spezialisierten staatlichen Stellen zum Thema der Beendigung der Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und staatlichen Unternehmen in Belarus“, sagt Julia.
Für Belarus*innen, die in die Ukraine ziehen, ist das Informationszentrum bereit, nicht nur Informationshilfe zu leisten. Im Informationszentrum können sie Rechtsberatung, psychologische Hilfe, humanitäre Hilfe (Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel) und Hilfe bei der Wohnungssuche erhalten.
Für Freiwillige ist es schwierig zu berechnen, wie viele Belarus*innen sich während mehrerer Monate seines Bestehens an das Informationszentrum gewendet haben, da das Zentrum aus verschiedenen Initiativen besteht.
„Wir wissen jedoch, dass nach den Ereignissen im August 2020 mehrere Tausend Belarus*innen in der Ukraine gelandet sind. Nach Angaben des ukrainischen Grenzdienstes sind von August bis Dezember insgesamt 161.600 Belarus*innen eingereist und 158.800 abgereist“, sagt Julia.
„Wir ersetzen keine Stiftungen“
In Litauen arbeiten in der „Volksbotschaft“ vor allem Emigranten, die in Belarus Repressionen ausgesetzt waren. Aktivistin Bella Fox erzählt, dass die Hauptaufgabe der „Botschaft“ in Litauen darin besteht, die Interessen von Belarus und und Belarus*innen, die in der Republik Litauen leben oder vor kurzem angekommen sind, zu vertreten, ihnen alle notwendigen Informationen zu liefern und die litauische Öffentlichkeit durch Aktionen und Veranstaltungen darüber zu informieren, was in Belarus passiert. Bella betont, dass die „Botschaft“ die zur Unterstützung der Belarus*innen geschaffenen Stiftungen nicht ersetzt und mit denen kommuniziert, die bereits Hilfe von den Stiftungen erhalten haben. Dabei erfüllt die Vertretung eine Informationsfunktion: In der „Botschaft“ kann man einen Rat erhalten, zu welchen Stiftungen man gehen muss und welche Hilfe man dort bekommen kann.
Die ‚Botschaft des Volkes von Belarus‘ ersetzt nicht die Arbeit von Spezialfonds (Razam, Dapamoga, BySol), die belarusischen Flüchtlingen in Litauen helfen, und ist hauptsächlich in diplomatischer Arbeit mit dem Zivilgesellschaftlichen Krisenmanagement und dem Stab von Tichanowskaja tätig. Die Informierung der Belarus*innen in Litauen erfolgt durch Interviews und Veröffentlichungen in sozialen Netzwerken sowie durch eine spezielle Sendung ‚Es lebe Belarus mit Bella Fox‘ im Radio. Trotzdem ist die Volksbotschaft offen, um jedem belarusischen Bürger in Litauen informative Unterstützung zu bieten“, sagte Bella.
„Die Einheimischen wollen den Belarus*innen helfen“
Die Initiatoren der Gründung der „Volksbotschaft“ in Deutschland waren Mihail Rubin, Mihail Taube und Diana Veras. Sie wurde im Dezember gleichzeitig mit „Botschaften“ in anderen Ländern eröffnet, aber schon Mitte November begann man, Freiwillige für die „Botschaft“ zu werben. Sie hat jetzt etwa 15 Vertreter*innen.
„Jemand widmet sich ein paar Stunden am Tag oder in der Woche dem Projekt, jemand – fast die gesamte Freizeit. Sie müssen verstehen, dass wir alle Freiwillige sind und Jobs und Familien haben. Natürlich sind es zum größten Teil Belarus*innen oder ‚ehemalige‘ Belarus*innen, die einst aus verschiedenen Gründen nach Deutschland abreisten. Insbesondere in unserer ‚Volksbotschaft‘ gibt es keine Belarus*innen, die nach den Wahlen von 2020 aus Belarus abgereist sind. Ich denke, das liegt daran, dass es für diejenigen, die vor der Verfolgung durch das diktatorische Regime fliehen, leider nicht so einfach ist, nach Deutschland zu gelangen. Dennoch gibt es unter denen, die helfen wollen, auch Deutsche, die sehr besorgt sind und nicht weniger den Belarus*innen in ihrem ‚mühsamen Unterfangen‘ helfen wollen. Herzlichen Dank dafür!“ – sagt Mihail.
Die „Botschaft des Volkes“ in Deutschland steht in ständigem Kontakt mit zwei Verbänden von Belarus*innen in Deutschland – RAZAM und KUB, die nach September 2020 gegründet wurden. Ihre Vertreter sind ebenfalls Teil der „Botschaft“.
„Wir arbeiten auch mit der Menschenrechtsorganisation Libereko zusammen. Wir koordinieren unsere Arbeit und handeln in einigen Bereichen zusammen. Wenn wir zu Themen angesprochen werden, die bereits von Vertretern der oben genannten öffentlichen Organisationen behandelt werden, wir verweisen die Leute entweder an sie oder vereinigen unsere Bemühungen“, erklärt Mihail.
Die „Botschaft“ in Deutschland informiert die Öffentlichkeit über die Lage in Belarus, knüpft und pflegt Kontakte zu staatlichen Stellen, öffentlichen Verbänden, Gewerkschaften, Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturkreisen und empfängt und übermittelt Informationen an Einrichtungen und Organisationen.
„Wir sind natürlich bereit, allen Belarus*innen, die in Deutschland sind oder bald sein werden, im Rahmen unserer Möglichkeiten zu helfen. Wir haben auf unserer Website eine spezielle E-Mail-Adresse für die Kontaktaufnahme in Notsituationen, die von jedem verwendet werden kann, der Hilfe benötigt. Leider sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Wir können keine amtlichen Dokumente oder Bescheinigungen ausstellen, wir können keinen Einfluss auf die Ausstellung von deutschen Visa etc. nehmen. Natürlich kann man sich auch an uns wenden, wenn man Hilfe bei der Sprachförderung, der Wohnungs-, Studien- und Arbeitssuche benötigt. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass wir keine offizielle Organisation sind, sondern Freiwillige. Wir versuchen aber , unser Bestes zu geben“, sagt Mihail.
„Wie viele Belarusen*innen haben sich bisher an die ‚Botschaft‘ gewandt? Um welche Art von Hilfe haben sie gebeten?“
„Im Moment haben sich nur wenige Belarus*innen an die „Botschaft“ gewandt, und es handelte sich meist um die Visumfrage, wo wir leider nicht viel helfen können. Das liegt natürlich in erster Linie an der geografischen Lage Deutschlands. Es gab auch Anfragen nach Informationen und Bitten, sich uns anzuschließen“, sagt Mihail. „Wir stehen in ständigem Kontakt und koordinieren unsere Aktionen mit den Botschaften des Volkes von Belarus in anderen Ländern, sowie mit den Vertretern des Büros von Swetlana Tichanowskaja, des Koordinierungsrates und des Zivilgesellschaftlichen Krisenmanagements (NAU). Dies ermöglicht es uns, unter Bedingungen begrenzter Ressourcen so effizient wie möglich für die Umsetzung unserer Hauptaufgaben zu arbeiten, um sie zu erfüllen, nämlich die Interessen des demokratischen Belarus zu verteidigen und zu vertreten, die Rechte und Interessen der belarusischen Bürger*innen im Ausland zu schützen, u.a. durch die Erfüllung einer Reihe von Funktionen offizieller Botschaften“.
„In einem Wahllokal der Belarusischen Botschaft in Frankreich gewann Tichanowskaja, doch die Botschaft behauptete Lukaschenko“
Alisa, die Koordinatorin der „Botschaft des Volkes von Belarus“ in Frankreich, sagt, dass die Entscheidung zur Gründung der „Botschaft“ am 9. August getroffen wurde, als Swetlana Tichanowskaja im Wahllokal Nr. 114 gewann, während nach den Daten der offiziellen belarusischen Botschaft Alexander Lukaschenko mit einem Vorsprung von 200 Stimmen gewann.
„Im Allgemeinen war die Haltung von Botschaftsmitarbeitern äußerst respektlos und Menschen, die an einen gewissen Respekt französischer Regierungsbeamter gewöhnt waren, waren zutiefst empört über dieses Verhalten“, sagt Alisa.
Zur „Botschaft“ in Frankreich gehören hauptsächlich Belarus*innen, die schon lange im Lande leben, und zur Zeit besteht sie aus fünf Personen.
„Aber ich verstehe jetzt die Notwendigkeit einer Erweiterung, weil wir alle Freiwillige sind, jeder von uns einen Job hat und daher die Zeit, die wir für die Arbeit der ‚Botschaft‘ geben können, begrenzt ist. Mittlerweile vertreten wir rund 700 Menschen. Ich zähle diejenigen, die in unseren Gemeinden in sozialen Netzwerken sind und mit denen wir über die Arbeit der ‚Botschaft‘ kommunizieren. Aber hier sollte man verstehen, dass wir keinen Kandidaten, keine Partei, keine politische Bewegung vertreten. Wir bemühen uns darum, dass die Bestrebung der Mehrheit der Belarus*innen nach Demokratie auch im Ausland so weit wie möglich unterstützt wird, und ich denke, dass wir hier nicht nur 700 Menschen in unserer Diaspora vertreten, sondern noch viel mehr“, sagt Alisa.
Französische Politiker und Beamte respektieren, trotz des inoffiziellen Status der „Botschaft“, ihre Vertreter sehr, so Alisa.
„Und ein sehr wichtiger Punkt: Wir (das Büro von Swetlana Tichanowskaja, der Koordinierungsrat und das Zivilgesellschaftliche Krisenmanagement) koordinieren gemeinsam unsere Tagesordnung, d.h. jeder unserer Schritte ist gut durchdacht, diplomatisch, wird auf wöchentlichen Treffen diskutiert und, was hervorgehoben werden sollte, das gilt für jede ‚Botschaft‘. Wenn wir an die staatlichen Institutionen Frankreichs schreiben, handelt es sich nicht um eine separate Gemeinschaft von Belarus*innen, sondern um die Vertreter eines gemeinsamen Arbeitsprojektes der ‚Botschaften des Volkes‘, und dies verleiht unserer Kommunikation einen anderen Status“, sagt Alisa.
Die Deklaration der „Botschaften des Volkes“ verspricht Hilfe für die Belarus*innen, die nach den Wahlen ins Ausland geflüchtet sind. In Frankreich kommen ab August fast keine Belarus*innen mehr an, da das Land seit Beginn der Pandemie die Ausstellung von Touristenvisa eingestellt hat und nur noch Studenten- und Arbeitsvisa übrig bleiben.
„Aber es gibt einige Leute, die um Hilfe gebeten haben, nicht direkt bei der ‚Botschaft des Volkes‘, aber bei einem Vertreter unserer ‚Botschaft‘. Wenn es darum geht, Belarus*innen in Frankreich zu helfen, bedeutet dies zum Teil Integrationshilfe, Verwaltungsberatung, Wohnungssuche, Sprachkurse und so weiter. Es kann auch finanzielle Solidarität sein, aber wir haben keine Finanzierung, und wenn jemand Hilfe benötigt, kommt das Geld aus den privaten Taschen der Diaspora“, erzählt die Freiwillige.
„Schweden ist im Gegensatz zu Belarus ein echter Wohlfahrtsstaat, und der hilft“
In Schweden beschäftigte sich die Organisation „Belarusians Abroad“ mit der Gründung der „Botschaft des Volkes“. Die Idee, so Dsmitry, schwebte schon seit langem im Raum. Anfang Dezember wurde die „Botschaft“ eröffnet.
Die „Botschaft“ beschäftigt etwa ein Dutzend Freiwillige, darunter solche, die Belarus vor 25 Jahren verlassen haben, sowie diejenigen, die erst kürzlich ausgereist sind.
„Das ist eine Freiwilligenorganisation, in der Menschen mit völlig unterschiedlichen Profilen arbeiten; sie eint das Engagement für die Demokratie in Belarus und der Wunsch, die internationalen Beziehungen irgendwie zum Laufen zu bringen und zu bestehen, aber unter Umgehung des illegitimen und illegalen Regimes. Jetzt ist der Bedarf an internationalen Beziehungen mit der Zivilgesellschaft in Belarus größer denn je, wir sind diejenigen, die helfen, diese Verbindungen herzustellen“, sagt Dsmitry.
Die alternative „Botschaft“ in Schweden konzentriert sich nun auf die Informationshilfe. Laut Dsmitry wird diese Hilfe am meisten von denjenigen benötigt, die Belarus vor kurzem verlassen haben oder als Geflüchtete in Schweden sind: Diejenigen, die bereits angekommen sind, kennen die schwedischen Gesetze nicht und sind oft nicht in der Lage, alleine die Hilfe zu beantragen, die ihnen zusteht.
„Wir können nicht eine finanzielle Hilfe anbieten, aber in Schweden ist es sehr wichtig zu wissen, wo und wann man solche Hilfe beantragen kann, denn Schweden ist im Gegensatz zu Belarus ein echter Wohlfahrtsstaat und hilft, aber man muss wissen, wohin man sich um Hilfe wendet“, sagt Dsmitry.
Bisher haben sich nicht viele Belarus*innen, die das Land nach den Wahlen verlassen haben, direkt an die „Botschaft“ gewendet. Manche wenden sich nicht direkt an die Botschaft, sondern an die Organisation „Belarusians of Sweden“, über die belarusischen Foren in sozialen Netzwerken.
Einheimische arbeiten auch als Freiwillige in der schwedischen „Botschaft“, zum Beispiel hilft ein Schwede, der nur einmal in Belarus war, der „Botschaft“ bei den Übersetzungen. „Es ist sehr wichtig, hier zu verstehen (und vielleicht haben es die Belarus*innen noch nicht vollständig begriffen), dass Belarus jetzt ein wichtiges Freiheitssymbol für viele Menschen in der Welt geworden ist. Es war ein dunkler Fleck, niemand interessierte sich dafür, viele wussten nicht einmal davon, und das, was nach dem August geschah, schwang so sehr in den Seelen der Menschen mit, besonders in den Seelen der Schweden, die mit der Kampagne des gewaltlosen Widerstands gegen die Diktatur mitschwingen. Daher ist das Interesse an Belarus jetzt riesig, es hat sich buchstäblich um 180 Grad gedreht: von Null Interesse zu absolut unglaublich großem. Viele Schweden haben ihre Seele an Belarus verloren, sie wollen helfen und wissen manchmal nicht wie, und unsere Aufgabe ist es, darüber zu erzählen“, sagt Dsmitry.
„In Brasilien gibt es viele Nachkommen von Belarus*innen, die sich mit dem Russischen Reich und Polen identifizieren“
Eine der exotischsten „Botschaften des Volkes von Belarus“ wurde in Brasilien eröffnet. Eine ihrer Aktivistinnen, Wolja Franko, berichtet, dass sich die Belarus*innen in Brasilien erst nach den Wahlen, als die Massenproteste in Belarus begannen, als eine Diaspora vereinigten.
„Die Diaspora, die jetzt in Brasilien existiert, besteht zum größten Teil aus Belarus*innen, die in den letzten 10 – 15 Jahren emigriert haben. Wir haben im August letztes Jahres begonnen, uns zusammenzuschließen, haben Protestaktionen als Diaspira organisiert, und als wir von der Idee der Gründung von ‚Botschaften des Volkes‘ erfuhren, haben wir beschlossen, mitzumachen, weil wir keine andere inoffizielle Vertretung von Belarus im Land haben. Unsere ‚Botschaft‘ wurde am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, eröffnet, als ‚Botschaften‘ in anderen Ländern eröffnet wurden. Unsere Volksbotschaft hat acht Aktivistinnen, die alle in verschiedenen Städten leben und sich online miteinander treffen. Die Botschaft veranstaltet Seminare für Brasilianer*innen, in denen sie über die Besonderheiten der Innenpolitik von Belarus berichtet. Ich führe Kurse in belarusischer Sprache und Kultur durch, an denen Einheimische teilnehmen“, erzählt Wolja.
„Die Botschaft“ in Brasilien beschäftigt sich mit der Informierung über das Geschehen in Belarus, mit der Herstellung von Kontakten mit Regierungs- und Nichtregierungsorganen, wissenschaftlichen, geschäftlichen und kulturellen Vereinigungen. Die „Botschaft“ ist auch bereit, Belarus*innen zu helfen, die nach den Wahlen nach Brasilien ausreisen mussten, aber bis jetzt hat Wolja nichts von solchen gehört.
Die Vertreterin der „Botschaft“ stellt fest, dass der Kontakt mit lokalen Organisationen im Namen der „Volksbotschaft von Belarus“ einfacher geworden ist. Zum Beispiel sind Beamte und die Medien jetzt eher bereit, den Namen unseres Landes zu korrigieren, wenn man sie offiziell im Namen der „Botschaft“ anspricht.
„Offiziell wurde in Brasilien unser Land schon lange als ‚Belarus‘ schriftlich festgehalten, aber manchmal verwenden sogar Journalist*innen den alten Namen des Landes ‚Weißrussland‘, den man als ‚Weiße Russland‘ übersetzen kann. Wir haben uns früher oft an die Behörden und Presse gewendet und um Korrektur gebeten, aber sie haben uns nicht immer geantwortet. Jetzt senden wir eine offizielle Anfrage der Volksbotschaft und sie sind eher bereit, den Namen zu korrigieren“, sagte die Aktivistin.
Es gab auch Fälle, in denen die Botschaft versucht hat, die lokale Industrie zu erreichen und sie aufzufordern, „das Regime nicht zu finanzieren“. Während des Streiks in „Belaruskali“ wandte sich die Volksbotschaft an die brasilianischen Unternehmen, die die Produkte des Unternehmens kauften.
„Wir haben darum gebeten, die streikenden Arbeiter von ‚Belaruskali‘, die gegen Diktatur auftreten, zu unterstützen, aber leider handelt es sich bisher um eine einseitige Beziehung: Wir informieren die Unternehmen, sprechen sie an, erhalten aber noch keine konkreten Antworten. Aber wir versuchen immer noch, über Gewerkschaften in Kontakt zu treten. Wir unterstützen die Streikenden mit Protestaktionen“, berichtet die Aktivistin.
„Wir, als belarusisches Volk, haben die Funktion übernommen, Belarus im Ausland zu vertreten“
Der „Frontmann“ der „Volksbotschaf“ von Belarus in Irland Ales sagt, dass die in Irland lebenden Belarus*innen sich schon vor den Wahlen in Dublin getroffen haben, um Swetlana Tichanowskaja zu unterstützen. Danach entstand eine Gemeinschaft von Belarus*innen in Irland.
„Wir sind das Volk von Belarus im Ausland. Wir fragen nicht nach der Nationalität, wir teilen die Menschen nicht nach der Sprache. Deshalb sagen wir hier in Irland anstelle von ‚Belarus*innen von Irland‘ ‚Bürger*innen von Belarus in Irland‘. Was uns verbindet, ist die Ablehnung des Lukaschenko-Regimes, das alle seine Legitimität verloren hat“, erklärt Ales.
Die Belarus*innen in Irland haben nach dem Weltkongress der Diaspora beschlossen, sich um die „Botschaft des Volkes“ zu vereinigen. Laut Ales schwebte die Idee schon lange im Raum, aber jetzt, da die belarusische Regierung in der Welt rapide an Glaubwürdigkeit verliert, sollten die Belarus*innen selbst ihr Volk im Ausland vertreten. Nach Angaben der „Botschaft“ gibt es in Irland derzeit etwa dreitausend Bürger*innen von Belarus. Mehr als hundert Menschen nahmen an den Kundgebungen zur Unterstützung von Belarus teil, die diesen Sommer in Dublin stattfanden. Laut dem Vertreter der „Botschaft“ hat er noch keine Belarus*innen getroffen, die nach den Wahlen nach Irland gekommen wären.
„Irland ist ein Land, das schwer zu erreichen in Hinblick auf die Geographie (eine Insel, die man nur dem Flugzeug erreichen kann). Dazu gehört Irland nicht zu Schengen. Bisher haben wir hier keine Menschen getroffen, die gezwungen waren, aus Belarus zu fliehen. Wir alle haben aus Belarus vor dem Sommer 2020 ausgewandert. Einige – nach den Ereignissen von 2006, andere – nach den Ereignissen von 2010“, erklärt Ales.
Die Hauptaufgaben der „Botschaft des Volkes von Belarus“ in Irland bestehen darin, Belarus zu vertreten, Kontakte mit den irischen Politiker zu pflegen, ein Kanal für zuverlässige Informationen über das Geschehen in Belarus zu sein und belarusischen Bürger*innen in Irland zu helfen. Die „Botschaft“ kooperiert auch mit dem Zivilgesellschaftlichen Krisenmanagement und mit dem Büro von Swetlana Tichanowskaja.
„Es sollte hinzugefügt werden, dass Belarus in der Republik Irland nicht offiziell vertreten ist, daher füllen wir die Lücke seiner Vertretung aus. Wir haben unsere Arbeit noch nicht einmel für mehrere Jahren im Voraus geplant. Diese Initiative soll vorerst die vorübergehende Lücke legitimer diplomatischen Vertretung von Belarus schließen. Wir hoffen, dass in diesem Jahr die politische Krise in Belarus endet und Belarus eine legitime Regierung erhält“, sagt Ales.