11. August 2020, 02:26 | TUT.BY
Minsker Krankenhausärzte berichten dem belarussischen achrichtenportal TUT.BY über schwerverletzte Patienten, die am Abend des 9. und des 10. August eingeliefert worden sind. Die Ärzte aus mehreren Gesundheitseinrichtungen sind schockiert über das Ausmaß von Verletzung in der Friedenszeit. „Wir hatten noch nie mit solchen Verletzungen zu tun“, sagen die Mediziner und appellieren, die Gewalt zu beenden.
In der Nacht von 9. auf den 10. August wurde ein Patient mit einer Schusswunde im Darm eingeliefert. Sein Harnleiter war verletzt, Mediziner stellten Splitterverletzungen im Rippenbereich fest. Nach Angaben eines der Ärzte wurden aus dem Betroffenen zwei Gummigeschosse entfernt. Der Patient wurde im Jahr 1982 geboren.
Der Mensch war beim Bewusstsein. Er erzählte, dass er von einer Entfernung von zehn Metern beschossen wurde. Zurzeit liegt er im medikamentösen Koma, bei ihm muss eine künstliche Lungenventilation durchgeführt werden.
Ein weiterer Patient des Krankenhauses №4 in Minsk wurde ein offenes
Schädelhirntrauma und eine Gehirnerschütterung konstatiert. Er wurde in der Nacht von 10. auf den 11. August hospitalisiert, als Proteste fortgesetzt wurden. Dem Arzt zufolge, der anonym bleiben möchte, wurde der Patient notoperiert – bei ihm wurde eine Schädeltrepanation vorgenommen, ein Hämatom wurde entfernt. Zu diesem Zweck wurden Fachleute des Nationalen Wissenschafts- und Behandlungszentrums für Neurologie und Neurochirurgie hinzugezogen. Der Schwerverletzte wurde im Jahr 1991 geboren.
Zum Zeitpunkt des Eintreffens ins Krankenhaus rann Spinalflüssigkeit aus den Ohren des Patienten. Jetzt scheint er einigermaßen stabil zu sein.
Diese Informationen wurden von einem weiteren Arzt bestätigt. Nach Angaben des Mediziners wurde der Patient durch eine Blendgranate verletzt, er wurde aus dem Krankenhaus №4 ins Nationale Wissenschafts- und Behandlungszentrum für Neurologie und Neurochirurgie verlegt.
Ferner berichten Mediziner, dass am 10. August ins Krankenhaus gewöhnliche Menschen, kein Krankenwagen, in Minsk einen 32-jährigen Mann Menschen gebracht haben, der zuvor im Bereich der U-Bahnstation „Puschkinskaja“ verletzt wurde. Er hatte ein Trauma am rechten Fuß infolge einer Detonation einer Blendgranate und eine Brandwunde am rechten Unterschenkel erlitten. Sein Fuß musste teilweise amputiert werden.
„Es wurden zahlreiche Patienten in das Militärhospital eingeliefert, in dem sich ein Zentrum für die Behandlung von Schusswunden befindet“, erzählt ein Arzt, der mit der Situation in der Einrichtung vertraut ist. Nach seinen Angaben werden dort hauptsächlich Menschen mit Splitter- und Brustkorbverletzungen behandelt. Das Hospital konnte telefonisch nicht erreicht werden, um diese Informationen offiziell zu bestätigen.
Weiterhin wurde von einem Arzt aus dem Krankenhaus №2 in Minsk über einen Patienten mit einer Brustkorbverletzung infolge einer Explosion, einem abgetrennten Fingerglied und einer Schädelhirntrauma berichtet. Der Patient wurde in der Nacht von 9. auf den 10. August gebracht.
„Wir sind verpflichtet, alle Menschen zu behandeln. Dies sollte aber nicht in der Friedenszeit geschehen!“ beklagen sich die Ärzte. „Wir wollen nicht, dass Menschen getötet oder verletzt werden. Ärzte können nicht auf dieser Weise arbeiten. Das ist schrecklich. Wir appellieren, die Gewalt zu beenden.“