Ganz Belarus trauert: Ein von Sicherheitskräften misshandelter junger Mann auf Intensivstation verstorben. Alana Hebremariam, Mitglied des Koordinierungsrates, festgenommen. Miss Belarus 2008 zu 15 weiteren Tagen Haft verurteilt
12. November 2020 | BYHelp-Mediagroup
Raman Bandarenka – jüngstes Opfer des Regimes
In Minsk starb Raman Bandarenka, ohne nach seinen Verletzungen das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. In der Nacht zuvor war Raman Zeuge davon geworden, wie mehrere unbekannte Personen im Hof eines der Häuser auf dem Platz des Wandels erschienen. Die ungebetenen Gäste begannen, die weiß-rot-weißen Bänder abzureißen, die den Zaun neben dem Haus zierten. Nach einer verbalen Auseinandersetzung mit den Unbekannten begann ein Handgemenge. Raman wurde geschlagen, gepackt und in einen Kleinbus geschleppt, sehr ähnlich denen, die Sicherheitskräfte bei der Zerstreuung von Demonstrationen nutzen. Einige Zeit später wurde er vom Polizeirevier in die Intensivstation eingeliefert, er lag bereits im Koma mit einem Hirnödem und Verletzungen. Die Ärzte führten eine komplizierte Operation durch, die mehrere Stunden dauerte.
Spät in der Nacht, weniger als 24 Stunden nach dem Vorfall, starb Raman, ohne aus dem Koma aufgewacht zu sein. Er war 31 Jahre alt und der einzige Sohn seiner Mutter.
Am Abend versammelten sich die Menschen auf dem Platz des Wandels sowie auf vielen anderen Plätzen und Straßen im ganzen Land, um des jungen Mannes zu gedenken. Tausende Menschen trugen Blumen zu improvisierten Gedenkstätten, zündeten Lichter und Kerzen in den Fenstern an, um an das jüngste Opfer des unmenschlichen Regimes von Alexander Lukaschenko zu erinnern.
Auch Belarusen in anderen Ländern gedachten Ramans.
Durchsuchung bei einem weiterem Mitglied des Koordinierungsrates
Bei Alana Hebremariam, einem Mitglied des Koordinierungsrates und Vertreterin von Swetlana Tichanowskaja für Jugendfragen, wurde eine Durchsuchung unternommen. Am Morgen schrieb sie, dass Unbekannte in ihre Wohnung eingedrungen seien, woraufhin die Kommunikation mit ihr abbrach. Berichten zufolge wurde sie zu Untersuchungsmassnahmen mitgenommen, aber es ist nicht bekannt, aufgrund welches Artikels des Strafgesetzbuchs.
Sicherheitskräfte versperren dem Marsch von Menschen mit Behinderungen den Weg
In Minsk gingen erneut Menschen mit Behinderungen auf die Straße, um „Nein“ zu Gewalt, Folter und Erniedrigung zu sagen. Nachdem sich die Teilnehmer auf einem der zentralen Plätze der Stadt versammelt hatten, begannen sie sich entlang der Allee zu bewegen, doch schon bald versperrten ihnen Sicherheitskräfte den Weg. Infolgedessen waren die Teilnehmer des Marsches gezwungen, umzukehren und in der Roten Kirche Schutz zu suchen, um eine willkürliche Festnahme zu vermeiden.
Miss Belarus 2008 zu weiteren 15 Tagen verurteilt, ohne Gefängnis verlassen zu haben
Miss Belarus 2008, sowie ehemalige Pressesekretärin des Fussballklubs Dynamo Brest, Wolha Chischynkowa, wurde zu weiteren 15 Tagen Haft verurteilt. Dies geschah, während sie bereits ihre 12-tägige Haftstrafe wegen Teilnahme an einer Protestaktion verbüßte.
Der Grund für das Folgeurteil waren Fotos aus den sozialen Netzwerken, auf denen Wolha bei einem der Sonntagsmärsche zu sehen ist.
Die Folterung von Gefangenen geht in belarusischen Gefängnissen immer noch weiter. Zuvor berichtete die bekannte belarusische Basketballspielerin Alena Leutschanka über die unmenschlichen Bedingungen im Untersuchungsgefängnis.
Ein Mediziner antwortet auf Natallia Katschanawas Äußerungen: „Der Dialog wird dort stattfinden, wo das Volk von Belarus will“. Anschließend tritt er Koordinierungsrat bei
Nikita Salawej erklärte außerdem, dass er dem Koordinierungsrat beitrete, weil er der Ansicht sei, dass „die Gesellschaft jedes Vertrauen zu den Machthabenden verloren hat“, dass sein Ziel darin bestehe, „der Republik Belarus mit meinem Fachwissen und meiner Kompetenz in den Bereichen Gesundheitswesen und Bildung dabei zu helfen, die Krisensituation schnellstmöglich zu überwinden.“
Nikita Salawej, führender Fachberater für Infektionskrankheiten in Minsk, antwortete Natallia Katschanawa (Vorsitzende der oberen Parlamentskammer) scharf auf ihre Äußerung, dass „es keinen Dialog auf der Straße geben wird“ und erinnerte an die „hemmungslose Gewalt der Strafverfolgungsbehörden gegenüber Zivilisten“ sowie an die Manipulation der COVID-19-Fallzahlen.
In der legendären „Kaskade“ dringen Uniformierte in Wohnungen ein
Am Morgen erschienen im Hof des legendären Wohnkomplexes „Kaskade“, dessen Bewohner während der Proteste immer wieder weiß-rot-weiße Fahnen aufhängen, erneut Sicherheitskräfte.
Die Schergen brachen absichtlich in die Wohnungen einiger Aktivisten und bei Personen ein, die während der Präsidentschaftswahlen unabhängige Beobachter gewesen waren, wobei sie unter anderem Bohrmaschinen und Brecheisen einsetzten. Mehrere Personen wurden festgenommen.
Darüber hinaus führten Sicherheitskräfte eine „Spezialoperation“ durch, um riesige weiß-rot-weiße Schlüpfer zu entfernen, die demonstrativ von den Anwohnern im Hof des Wohnkomplexes aufgehängt worden waren.
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