19. September 2020, 12:42 | Radio Svaboda
Das Gespräch dauerte 40 Minuten. Generaldirektor Svein Tore Holsether nahm daran teil, so der Anführer der Streikenden, Anatol Borkun.
„Wir haben Yara eine Liste repressierter Arbeiter übergegeben, die entweder während des Streiks entlassen wurden, in Haft waren oder ihrer Prämienzahlungen verlustig gegangen sind. Man hat uns direkt gefragt, ob wir wollen, dass das norwegische Unternehmen den belarussischen Markt verlässt. Unsere Antwort war, dass die Entscheidung bei ihnen liegt. Da unsere Hauptforderung gegenüber dem Arbeitgeber die nach einem Dialog mit uns ist, hoffen wir, dass Yara in diesem Dialog eine vermittelnde Rolle einnehmen kann“, sagte Anatol Bokun über das Treffen mit der Yara-Delegation.
Eine Woche davor hatte sich Anatol Bokun noch im 15-tägigen Arrest befunden, zu dem er für seine Teilnahme an den Protestaktionen verurteilt worden war.
Nach seinen Worten trafen sich am 17. September die Vertreter des Streikkomitees mit der Delegation des norwegischen Unternehmens Yara, das von Belaruskali mineralische Düngemittel kauft. Das Gespräch zwischen dem Streikkomitee und Generaldirektor Svein Tore Holsether sowie weiteren Vertretern von Yara dauerte ca. 40 Minuten.
„Die Norweger sagen, dass Yara über die Arbeitsrechtsverletzungen bei Belaruskali besorgt ist. Sie baten uns, zu berichten was derzeit geschieht. Wir haben die Situation aus unserer Sicht beschrieben und eine Liste repressierter Arbeiter übergeben, die entlassen oder festgenommen wurden, oder deren Prämien gestrichen wurden“, sagte Anatol Borkun.
Die norwegische Delegation fragte auch, wie sie zur Besserung der Situation beitragen könne, so der Anführer der Streikenden bei Belaruskali, Anatol Borkun.
„Wir sind so verblieben, dass sie versuchen werden, als Vermittler zwischen uns und dem Arbeitgeber in Erscheinung zu treten“, sagte Anatol Borkun. Er schätzt, dass der Dialog fortgesetzt werden wird.
„Ich möchte anmerken, dass wir zum Ende des Gesprächs gefragt wurden, ob wir es wollen, dass Yara den belarussischen Markt verlässt. Darauf haben wir geantwortet, dass es ihre Entscheidung ist. Da wir aber einen Dialog mit dem Arbeitgeber fordern, hoffen wir, dass Yara in diesem Dialog vermittelnd teilnehmen kann“.
Auch Vertreter der Belarussischen unabhängigen Gewerkschaft nahmen an dem Treffen teil, deren wichtigste Teilorganisation bei Belaruskali aktiv ist, so Anatol Borkun. Nach seiner Kenntnis, traf sich die norwegische Yara-Delegation auch mit dem Generaldirektor von Belarus Kali, Iwan Galawaty, sowie der Leitung der staatlichen Gewerkschaft für das Belaruskali-Werk.
Belaruskali äußerte sich nicht zu dem Treffen zwischen seinem Generaldirektor und Yara. Auf der offiziellen Webseite des Unternehmens gibt es ebenfalls keine Details dazu.
Yara ist der größte Käufer belarussischen Kalis in Norwegen. Das Unternehmen hat die Menschenrechtsverletzungen in Belarus ausdrücklich verurteilt.
„Wir haben die klare Erwartung, dass unsere Geschäftspartner unseren ethischen Richtlinien folgen (gemäß unsere Verhaltenskodex für Geschäftspartner), dass sie Gesetze und Regulierungen befolgen, wie auch international anerkannte Menschenrechtsstandards, Arbeitsrechte und Regeln der ethischen Geschäftsführung einhalten“, heißt es in der Erklärung.
Am 17. und 18. August begann ein Streik, der Lukaschenkos Rücktritt sowie Neuwahlen fordert. Laut Streikkomitee beteiligten sich am Streik ca. 7.000 Arbeiter. Die Verwaltung des Unternehmens sprach von nur 800 Menschen.
Laut dem Streikkomitees treten derzeit 20 streikende Arbeiter ihre Arbeit nicht an. Viele weitere haben sich dem sogenannten „italienischen Streik“ angeschlossen, also Arbeit nur nach Vorschrift.