Belarus Daily | 24. Dez

Nach Belarus zurückgekehrter Erzbischof Kondrusiewicz hält feierliche Weihnachtsmesse ab; Sperrung der Konten des Sanatoriums der Präsidialverwaltung in Litauen; Amerikanische Partner weigern sich, mit dem IT-Unternehmen Synesis zusammenzuarbeiten, das unter Sanktionen fiel

24. Dezember 2020 | BYHelp-Mediagroup 
Das Oberhaupt der katholischen Kirche von Belarus Tadeusz Kondrusiewicz.
Source: BELSAT

„Als ich die Grenze überquerte, kniete ich nieder, dankte dem Gott für meine Rückkehr und küsste den Boden“, Erzbischof Kondrusiewicz kehrte in seine Heimat zurück

Source: TUT.BY

Tadeusz Kondrusiewicz kehrte am Heiligabend, dem 24. Dezember, fast vier Monate nach dem tatsächlichen Exil, in seine Heimat zurück. Ende August untersagten die belarusischen Behörden Tadeusz Kondrusiewicz die Einreise in das Land. Damals erklärte Alexander Lukaschenko: „Kondrusiewicz ist nach Polen gereist und hat Ratschläge erhalten, wie man das Land zerstört“. Das Oberhaupt der belarusischen Katholiken hat die Machthaber wiederholt aufgefordert, die Gewalt gegen Demonstranten einzustellen. Die Situation mit der Rückkehr des Erzbischofs in seine Heimat wurde erst nach Lukaschenkos Treffen mit dem Sonderbeauftragten des Vatikans, Claudio Gugerotti, der am 17. Dezember einen Brief von Papst Franziskus nach Minsk brachte, radikal geändert.

Der Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz hielt Weihnachtsgottesdienste in der Minsker Erzkathedrale ab. Die Gläubigen in der belarusischen Hauptkathedrale begrüßten ihn mit Applaus. In seiner Weihnachtspredigt bemerkte Kondrusiewicz, dass Belarusen die Feiertage in einer schwierigen Zeit der Coronavirus-Pandemie und der gesellschaftspolitischen Krise im Land verbringen. Neue Herausforderungen sollten, sagte er, eine Rückkehr zur wahren Religiosität erzwingen. Er dankte auch allen, die zu seiner Rückkehr nach Belarus beigetragen haben. Mit Tränen in den Augen erzählte er, dass er das, was mit ihm geschah, als Kreuz empfand, das er tragen musste, und nicht die Hoffnung verlor, zurückzukehren: „Wo immer ich war, wo immer ich predigte, erinnerte ich mich immer an Belarus, dies ist meine Heimat. Und als ich heute die Grenze überquerte, bat ich den Fahrer anzuhalten, kniete nieder, dankte dem Gott für die Rückkehr und küsste den Boden. Dies ist mein Land, ich bin hier aufgewachsen, ich möchte hier sein, ich möchte hier predigen. Ich habe mich nie gegen Belarus gestellt, ich habe immer seine Interessen verteidigt und werde dies auch weiterhin tun.“

Die festliche Weihnachtsmesse wurde von Mahiljou aus und nicht von der Minsker Erzkathedrale ausgestrahlt

Bischof Alexander Jascheuski.
Source: NN.BY

In den vergangenen Jahren hatte das Staatsfernsehen zu Weihnachten die Messe von Minsker Kathedrale ausgestrahlt, dieses Jahr jedoch die von Mahiljou. In der Kirche erzählte man, dass das Fernsehen vorschlug, die Messe solle jeder Bischof außer Juri Kasabuzki leiten, der mehrmals über die Aktivierung von Repressionen in Bezug auf die katholische Kirche sprach. Die feierliche Messe wurde vom Vikarbischof von Mahiljou, Alexander Jascheuski, geleitet.

„Das Schlimmste ist die Sünde“, zitierte Bischof Jascheuski den heiligen Franziskus von Sale, „aber das Zweitschrecklichste ist, in Angst zu leben oder wenn es keinen Frieden gibt. Wie viel Terror, Gewalt und Unterdrückung gibt es!“, sagte der Bischof über die aktuelle Situation in der Welt. „In diesem Jahr ist der Feiertag nicht so fröhlich“, bemerkte der Bischof. „Die ganze Welt wurde von der Coronavirus-Pandemie erschüttert, und Belarus – von einer gesellschaftspolitischen Krise. Kann es volle Freude geben, wenn es leere Plätze am Familientisch gibt oder wenn in der Familie Trauer herrscht?“, fragte der Bischof und deutete damit auf politische Gefangene und auf diejenigen, die auf den Straßen belarusischer Städte getötet sind, hin. „Möge Frieden in unser Land kommen, Gottes Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit werden sich durchsetzen“, predigte Bischof Jascheuski. „Um ein Volk zu werden, muss man sich im Dialog von Angesicht zu Angesicht und Schulter an Schulter treffen. Belarus sollte wieder ein Land des Friedens und des gegenseitigen Respekts werden“, betonte der Bischof.

Die Bankkonten des Sanatoriums „Belarus“ in Litauen wurden im Rahmen von EU-Sanktionen gesperrt

Source: Reformation

Die Konten des Sanatoriums „Belarus“, das sich in Druskininkaj (Litauen) befindet und Teil des Geschäftsimperiums des Präsidialamtes von Belarus (UDP RB) ist, wurden gesperrt. UDP RB wurde eines der Unternehmen, die in das am 17. Dezember 2020 genehmigte dritte Paket von EU-Sanktionen aufgenommen wurden. Die Konten des Sanatoriums wurden bei der schwedischen Swedbank eröffnet, die sie auch gesperrt hat. Die Sperrung von Konten überraschte die Verwaltung des Sanatoriums. Dort arbeiten 393 Mitarbeiter. Das Sanatorium zählt regelmäßig zu den fünf größten Steuerzahlern in der Gemeinde Druskininkaj.

Amerikanische Partner weigern sich, mit dem Synesis-Unternehmen, welches unter Sanktionen fiel, zusammenzuarbeiten

Das amerikanische GSD Venture Studios als starker Befürworter bürgerlicher und politischer Rechte verweigert die Zusammenarbeit mit dem belarusischen Unternehmen Synesis, nachdem dieses in die EU-Sanktionsliste aufgenommen wurde. Die EU-Amtsträger sind überzeugt, dass Synesis dem Lukaschenko-Regime zugute kommt und es unterstützt.
Synesis arbeitet seit mehreren Jahren an einer Cloud-basierten Plattform zur Überwachung der öffentlichen Sicherheit – Kipod. In Belarus wurde es zur Grundlage für die Einführung des republikanischen Systems zur Überwachung der öffentlichen Sicherheit. Die von Synesis entwickelte Technologie hilft belarusischen Sicherheitskräften, Teilnehmer an Straßenaktionen zu identifizieren. Mit ihrer Hilfe wurde der politische Aktivist Mikalaj Dsjadok von den Sicherheitskräften festgenommen und gefoltert. Staatliche Propagandamedien veröffentlichten ein Video seiner Geständnisse, das auch den Einsatz von Tränengas gegen ihn zeigt.


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