Kazjaryna Barysewitsch freigelassen; viele TUT.BY-Mitarbeiter inhaftiert; Wohnung des Chefredakteurs von „Nascha Niwa“ Jahor Marzinowitsch durchsucht; deutscher Außenminister bereit, in der EU zu diskutieren, ob ihre Sanktionspolitik ausreicht
19. Mai 2021 | Voice of Belarus
Es wird bekannt, dass viele Mitarbeiter*innen von TUT.BY, zu denen Verbindungen abgebrochen worden waren, inhaftiert sind
Am 18. Mai vernichteten die Machthaber in der Tat das größte Medienangebot in Belarus – das Portal TUT.BY. Durchsuchungen und Inhaftierungen fanden sowohl in der Redaktion als auch bei den Mitarbeitern zu Hause statt. Die Website wurde gesperrt. Gleichzeitig war das Schicksal vieler Mitarbeiter*innen unbekannt. Nach den aktualisierten Informationen wurden festgenommen:
• die Stellvertretende Hauptbuchhalterin Maryja Nowik,
• der Stellvertretende Generaldirektor für technische Fragen Aljaxandr Daineka,
• der Manager Andrej Audzejeu,
• die Redakteurin Wolha Loika (sie befindet sich in der Akreszina-Untersuchungshaftanstalt),
• die Journalistin Alena Talkatschowa (sie befindet sich in der Akreszina-Untersuchungshaftanstalt),
• die Chefredakteurin Maryna Solatawa,
• die Generaldirektorin Ljudmila Tschekina,
• die Hauptbuchhalterin Angela Assad,
• die Stellvertretende Direktorin Iryna Rybalka,
• die Chefingenieur Ala Lapatkа,
• die Rechtsanwältin Kazjaryna Tkatschenka.
Auch die Leiter der Partnerprojektoren – Direktor von Hoster.by Sjarhej Pawalischau und SEO von RocketData Darja Danilawa – wurden festgenommen.
Seit mehr als einem Tag weiß niemand, wo sich die Witwe Gründers von TUT.BY, Jury Zisser befindet
Die Verbindung mit der Witwe des Gründers von TUT.BY Jury Zisser, Julija Tscharnjauskaja, ist gestern Morgen abgebrochen. Einsatzkräfte kamen zu der Frau nach Hause. Es wurde berichtet, dass Tscharnjauskaja eine hypertensive Krise erlitt und im Krankenhaus in Minsk unter polizeiliche Bewachung gestanden hat – sie wurde von einem Polizisten begleitet. Es gab keine Informationen über den Status von Julija. Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus tauchte Tscharnjauskaja nicht mehr zu Hause auf.
Heute schrieb ihre Tochter Jauhenija Tscharnjauskaja auf ihrer FB-Seite: „Es wird vermutet, dass sie sich in der KGB-Haftanstalt befindet, aber dem Anwalt wurde verboten, Auskunft zu geben, ob seine Mandantin dort ist […]. Und vor allem: Mama hat keine Informationen über die Aktivitäten von TUT.BY […]. Mir ist klar, dass die Strafverfolgungsbehörden die Mutter einsetzen, um Druck auf TUT.BY auszuüben. Darüber hinaus wurde in den letzten Monaten Druck auf die Aktionäre des Portals und unsere Familie ausgeübt, um die Kontrolle über die Tätigkeit von TUT.BY zu erlangen – seltsame Nachrichten über verschiedene Kommunikationskanäle an mich und meine Kollegen […]. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Informationen an ausländische und inländische Medien weitergeben. Das ist alles was ich im Moment weiß.“
Die Wohnung des Chefredakteurs von „Nascha Niwa“ Jahor Marzinowitsch durchsucht
Die Wohnung von Jahor Marzinowitsch, Chefredakteur von „Nascha Niwa“ wurde durchsucht. Die Einsatzkräfte nahmen die gesamte Ausrüstung aus der Wohnung. Er selbst wurde nicht festgenommen. Jahor kann sich zu nichts äußern, da er eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschrieben hat, sagte aber, dass das Strafverfahren nichts mit den Aktivitäten von „Nascha Niwa“ zu tun habe. Marzinowitschs Frau Adarja Huschtyn ist Mitarbeiterin von TUT.BY.
Deutscher Außenminister bereit, in der EU zu diskutieren, ob ihre Sanktionspolitik ausreicht
Der deutsche Außenminister Heiko Maas schlug vor, in der EU zu diskutieren, ob ihre Sanktionspolitik gegen das belarusische Regime ausreiche oder neue Maßnahmen notwendig seien.
Die EU hat drei Sanktionspakete gegen eine Reihe von Unternehmen und Einzelpersonen in Belarus verhängt, die an der Fälschung der Präsidentschaftswahlen und der politischen Repression beteiligt sind. An dem vierten Paket wird derzeit gearbeitet.