87-jährige vor Gericht wegen einer Flagge auf dem Balkon; Sicherheitskräfte veröffentlichen einen offenen Brief; Kolesnikowa mit einem Menschenrechtspreis ausgezeichnet; Belarusische Stiftung für Kulturelle Solidarität veranstaltet eine Auktion zur Unterstützung der Belarusen, die Repressionen erlitten haben
12. Dezember 2020 | BYHelp-Mediagroup
87-jährige Frau wegen einer Flagge auf dem Balkon angeklagt
In Minsk wird die 87-jährige Jelisaweta Bursawa wegen einer weiß-rot-weißen Flagge auf ihrem Balkon vor Gericht gestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurden viele ihrer Verwandten von den Nazis getötet. Sie selbst schaffte es, im Juli 1941 mit dem letzten Evakuierungszug zu fliehen. Wie viele andere Juden weiß Jelisaweta auch aus eigener Erfahrung, was Nationalsozialismus bedeutet. Ihr Neffe, der Historiker Alexander Bely, ist der Ansicht, dass die Behörden, die Jelisaweta jetzt vor Gericht stellen, die Traditionen des Nationalsozialismus fortsetzen. Jelisawetas Sohn Jauhen ist zur Zeit in Schodsina wegen der Teilnahme an Protestaktionen vor dem Notfallkrankenhaus inhaftiert.
Jelisaweta selbst verteidigte in den 1950er Jahren mehrfach die Ehre ihres Landes bei Schießwettbewerben. Sie ist mehrfache Meisterin und Rekordhalterin der BSSR, Rekordhalterin der UdSSR, außerdem nahm sie an internationalen Wettbewerben teil.
Mitarbeiter der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden von Belarus veröffentlichen einen offenen Brief und fordern Neuwahlen
Mehr als hundert aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der belarusischen Armee, der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden unterzeichneten einen offenen Brief. Die Verfasser sprechen von kriminellen Befehlen der Regierung und fordern eine neue Präsidentschaftswahl gemäß den internationalen Regeln. Ihrer Meinung nach führt die aktuelle Rechtskrise zur Abwertung von Rechtsnormen und grundlegenden Wertvorstellungen. Die Handlungen der Führungsspitze von einer Reihe von Sicherheits- und Strafverfolgungsstrukturen des Landes diskreditieren die Sicherheitsbeamten in den Augen der Gesellschaft und ruinieren das Ansehen dieses Berufs in der Gesellschaft.
„Eine große Anzahl unserer Kollegen war an der Ausführung von kriminellen Befehlen beteiligt, welche von einer Gruppe von Personen erlassen wurden, die illegal die Macht in unserem Land innehaben. Diese Menschen, die sich hinter patriotischen Parolen verstecken und gegen die Verfassung verstoßen, verteidigen ausschließlich ihre materiellen Interessen und versuchen mit unseren Händen, den Willen des belarusischen Volkes zu unterdrücken, nur um ihre Jobs zu behalten und illegal erworbenes Eigentum zu retten.
Das aktuelle Rechtsvakuum in unserem Staat führt zu einer Abwertung der Rechtsstaatlichkeit und menschlichen Grundwerte. Die Handlungen der Führungsspitze einer Reihe von Sicherheits- und Strafverfolgungsstrukturen haben dazu geführt, dass wir und unsere Kollegen in den Augen der Gesellschaft diskreditiert wurden und das Ansehen unseres Berufs irreparabel beschädigt wurde“, heißt es im offenen Brief.
Der Brief kann von aktiven und ausgeschiedenen Mitarbeitern von Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden unterzeichnet werden. Unterschriften werden vorerst im geschlossenen Format gesammelt und erst dann veröffentlicht, wenn ihre Zahl tausend übersteigt.
Maria Kolesnikowa mit Menschenrechtspreis ausgezeichnet
Maria Kolesnikowa wird mit dem Menschenrechtspreis der deutschen Gerhart und Renate Baum-Stiftung ausgezeichnet. Diese Auszeichnung sei eine „Verbeugung vor dem Mut und der Kompromisslosigkeit einer Kämpferin“, hieß es bei der Stiftung am Samstag, dem 12. Dezember.
Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Er wird auf dem ECLAT Festival für Neue Musik am 7. Februar 2021 in Stuttgart verliehen. Christine Fischer, künstlerische Leiterin des Festivals ECLAT, die lange mit Kolesnikowa zusammen gearbeitet hatte, bemerkte, dass Maria immer Menschen erreichen wollte, um die Welt zum Besseren zu verändern. Die Auszeichnung für Maria, die seit Anfang September in Haft ist, wird ihre Schwester Tatsiana Khomich entgegennehmen.
Sängerin IOWA versteigert ihr Gemälde, um Belarusen zu unterstützen, die Repressionen erlitten haben
Die Leadsängerin der Band IOWA Ekaterina Ivanchikova versteigerte ihr eigenes Gemälde. Das Gemälde zeigt die Sängerin selbst als Vogel, der Vertrauen in die Richtigkeit des gewählten Weges ausstrahlt. Alle Einnahmen aus dem Verkauf des Gemäldes gehen an die Stiftung für Kulturelle Solidarität. Auf diese Weise unterstützt die berühmte Belarusin Kulturschaffende, die Opfer von Repressionen wurden.
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