„Das hat nichts mit den Ermittlungen gegen den Koordinationsrat zu tun“

Swetlana Alexijewitsch fliegt nach Deutschland

28. September 2020 | Alena Talkachova / TUT.BY
Source: Volha Shukaila, TUT.BY

Literatur-Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch,  Mitglied des Präsidiums des Koordinierungsrates [der demokratischen Kräfte in Belarus, Anm.], ist am frühen Montagmorgen nach Deutschland ausgereist. Ihrer Assistentin Tatsiana Tjurina zufolge hat dies jedoch nichts mit dem Ermittlungsverfahren gegen den Koordinationsrat zu tun.

„Warum sollte Swetlana Alexandrowna ihr Land für immer verlassen? Davon ist nicht die Rede. Sie ist aufgrund persönlicher Angelegenheiten verreist. Es sind verschiedene Veranstaltungen mit ihr geplant, eine Buchmesse in Schweden, in Sizilien, wird sie einen Preis entgegennehmen“, sagte Tatiana.

„Ihre Ausreise hat also nichts mit einem Strafverfahren gegen den Koordinationsrat zu tun? Dies ist keine Auswanderung?“

„Natürlich nicht. Sie geht  ihren persönlichen und literarischen Angelegenheiten nach. Das ist ihr normales Leben, sie konnte nur lange Zeit nicht reisen, weil es ihr nicht gut ging.“ „Wann sie zurückkommt? Das  hängt ganz davon ab, wie sich die Ereignisse hier entwickeln und wie sie sich fühlt“, erklärte Tatiana.

Es sei daran erinnert, dass Alexander Konjuk, der damalige Generalstaatsanwalt von Belarus am  20. August erklärt hatte, dass die Bildung und die Tätigkeit des Koordinierungsrates auf den Umsturz der Staatsmacht sowie auf die Schädigung der nationalen Sicherheit der Republik Belarus abziele.

Aufgrund dieser Tatsache leitete die Hauptuntersuchungsabteilung der Ermittlungsbehörde strafrechtliche Ermittlungen gemäß Artikel 361 Teil 3 des Strafgesetzbuches ein (Verdachts öffentlicher Aufrufe zum politischen Umsturz oder Handlungen, die darauf abzielen, der nationalen Sicherheit von Belarus Schaden zuzufügen und die unter Nutzung der Massenmedien oder des globalen Computernetzwerks Internet begangen wurden.) Von den sieben Mitgliedern des Präsidiums des Koordinierungsrates wurden fünf entweder festgenommen oder gewaltsam ins Ausland verschleppt. Nur die Nobelpreisträgerin Swetlana Alexiewitsch und  Siarhei Dyleuski, ein Mitglied des Streikkomitees des Minsker Traktorenwerks, sind auf freiem Fuß.