Ärzte vor Gericht, Verhaftungen von Musikern, Strafverfahren wegen Plakaten
4. November 2020 | BYHelp-Mediagroup
Belarusische Ärzte wegen Teilnahme an Protesten angeklagt während die Zahl der COVID-19-Neuinfektionen steigt
Die Gerichte verhandeln weiterhin die Fälle der am Abend des 2. November festgenommenen Mediziner. Wie am Tag zuvor müssen die Ärzte für einige Tage in Haft.
Gleichzeitig werden nach offiziellen Angaben täglich mehr als 980 Fälle von COVID-19 registriert, so viele wie auf dem Höhepunkt des Corona-Ausbruchs im Frühjahr. Im Netz kursieren bereits Gerüchte über einen Mangel an Krankenhausbetten. Unbestätigten Berichten von Ärzten zufolge ist die Zahl der positiv Getesteten um ein Mehrfaches höher als vom Gesundheitsministerium gemeldet.
Eine Ärztin, die über COVID und den Zustand der Gefangenen twitterte, war anschließend zur Ausreise aus Belarus gezwungen. „Wenn Sie glauben, dass ich von allen Arten von Repressionen verschont geblieben bin: Dem ist nicht so. Wegen meiner Tweets musste ich mehrfach in die Polizeibehörde, danach hat sich der Ermittlungsausschuss meiner Sache angenommen, und es scheint, dass ich auf dem besten Weg war, eine Menge Ärger zu bekommen. Also musste ich meine Koffer packen und dringend abhauen“.
Belarusen werden mittlerweile wegen Plakate und Äußerungen über Polizisten und Staatsbeamte angeklagt
In Waukawysk wird ein Mann wegen zweier „zynischer“ Plakate, von denen eines das Gesicht der Leiterin der Zentralen Wahlkommission,
Lidija Jermoschina, zeigt, des Hooliganismus beschuldigt.
Die Polizeibehörde der Region Hrodna berichtet: „In Waukawysk wurde ein Mann festgenommen, der zynische Plakate anfertigte und anbrachte“.
„Es hat sich herausgestellt, dass am Vortag ein 30-jähriger Mann ein Plakat mit dem Bild der Vorsitzenden der Zentralen Wahlkommission am Zaun eines Fußballfeldes in der Kalinouski-Straße angebracht hatte“, heißt es in der Mitteilung der Polizei. „Beide Plakate sind zynischer Natur. Mit Hilfe einer Collage kombinierte er die Abbildungen von Gesichtern und Figuren anderer Menschen. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren wegen ‘Hooliganismus’ eingeleitet“, berichtet Onliner.by.
Am 4. November fand der Prozess gegen zwei Einwohner von Babruisk statt. Sie werden wegen „Gewalt oder Androhung von Gewalt gegenüber einem Polizeibeamten“ (Strafgesetzbuch, Art. 364 ) angeklagt. Dem 53-jährigen Vater und dem 24-jährigen Sohn drohen Haftstrafen von bis zu sechs Jahren. Am 10. August fragten Ihar und Aleh Bukas einen Verkehrspolizisten, warum er einen anderen Fahrer festhalte, und wiesen auf das Fehlen einer „TÜV-Plakette“ auf dem Auto der Verkehrspolizei hin. Vater und Sohn wurden am Ort des Gesprächs gewaltsam festgenommen. Der 53-jährige Ihar Bukas wurde bewusstlos geschlagen. Die zweite Gerichtsverhandlung findet am 11. November statt.
Zwei Musiker direkt von der Arbeit in der Philharmonie festgenommen. Repressalien gegen Künstler
Der Chorsänger Dsjanis Ivanou und der Cellist Aljaxandr Serdsjukou wurden in der Nähe ihres Arbeitsplatzes, der Belarusischen Staatlichen Philharmonie, festgenommen.
Dies ist nicht das erste Mal, dass klassische Musiker festgenommen werden.
Die Polizei hatte die Jagd auf Chorleiter bereits angekündigt. Halina Kasimirouskaja, Dirigentin des Concordia-Chores, wurde zweimal festgenommen. Sie wurde mit einer Geldstrafe von 520 Euro belegt und wieder freigelassen. Die Chordirigentin Tazjana Halusa, Absolventin der Belarusischen Staatlichen Musikakademie und Dozentin an der Staatlichen Kunsthochschule Minsk, wurde ebenfalls inhaftiert.
Am 4. November nahmen 188 Mitarbeiter des Bolschoi-Theaters von Belarus eine Videobotschaft zur Unterstützung ihrer entlassenen Kollegen auf.
Erneut Musiker bei Hofkonzerten festgenommen
Seit August 2020 versammeln sich Bewohner von Stadtteilen in ihren Höfen, um kleine Feste zu feiern. Die Menschen bringen Tee und Gebäck mit, hören Musik und unterhalten sich. Bekannte belarusische Musiker kommen zu „Hofkonzerten“, man organisiert Online-Übertragungen von Auftritten russischer und ausländischer Stars und von Ansprachen belarusischer Politiker, darunter Swetlana Tichanowskaja. Seit dem 3. November machen die Behörden Jagd auf die Musiker, die bei solchen Treffen auftreten. Am 4. November sind mehr als zehn inhaftierte Musiker bekannt, die an solchen Treffen teilgenommen haben.
For more information on the events of 4 November 2020, please visit Infocenter Free Belarus 2020: