Belarus Daily | 25. Nov

Internationales Olympisches Komitee (IOC) leitet offizielles Verfahren gegen Nationales Olympisches Komitee (NOC) von Belarus ein, britisches Außenministerium fordert Freilassung aller inhaftierten belarusischen Journalisten, neue Verhaftungen und Entlassungen in Belarus

25. November 2020 | BYHelp-Mediagroup
Source: IOC

Das britische Außenministerium fordert sofortige Freilassung aller in Belarus inhaftierten Journalisten

Der britische Außenminister Dominique Raab.
Source: Naviny.by

Der britische Außenminister Dominique Raab sprach auf Twitter emotional über die Repressalien gegen Journalisten in Belarus: „Ich plädiere für die sofortige Freilassung aller Journalisten, die in Belarus willkürlich inhaftiert sind, und dafür, dass die Anklagen gegen sie widerrufen werden. Dies ist ein feiger Versuch des Lukaschenko-Regimes, Andersdenkende zum Schweigen zu bringen und die Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen gegen das belarusische Volk zu stoppen”.

Auch Wendy Morton, stellvertretende Ministerin für auswärtige Angelegenheiten und internationale Entwicklung des Vereinigten Königreichs, verurteilte die Strafverfolgung von Journalisten scharf. „Diese Repressionen werden die Welt nicht daran hindern, zu erfahren, was in Belarus wirklich passiert“, schrieb sie auf Twitter und forderte die sofortige Freilassung von Journalisten.

Wie Naviny.by berichtet, „befanden sich nach Angaben des Belarusischen Journalistenverbandes mit Stand vom 23. November 14 belarusische Journalisten wegen der laufenden Verwaltungs- oder Strafverfahren in Untersuchungshaft. Auch Blogger, die noch während der Wahlkampagne inhaftiert wurden, sitzen weiterhin hinter Gittern.

Kazjaryna Barysewitsch, Berichterstatterin von TUT.BY, sowie Kazjaryna Andreewa (Bachwalawa) und Darja Tschulzawa, Korrespondentin und Kamerafrau des Fernsehsenders „Belsat TV“, die sich im Gefängnis befinden, wurden als politische Gefangene anerkannt“.

Ehemaliger Ermittler verhaftet, der Sicherheitskräften half, einen zivilen Job zu finden

Jewgenij Juschkewitsch.
Source: Nasha Niva

Jewgenij Juschkewitsch ist der Initiator des Projekts bychange.me. Er half den Sicherheitskräften, die wegen ihrer politischenb entlassen wurden, bei der Umschulung und der Suche nach einem neuen, zivilen Job.

Heute wurde bekannt, dass Jewgenij am 24. November abends festgenommen wurde. Jetzt befindet er sich im Untersuchungsgefängnis in der Akreszina-Gasse.

Im Jahr 2017 trat Jewgenij Juschkewitsch von seinem Amt als leitender Ermittler der Abteilung des Ermittlungsausschusses für Wirtschaftskriminalität zurück. In seinem Twitter-Profil sprach Jewgenij über die Tätigkeit des Innenministeriums und des Ermittlungsausschusses. Heute, nach der Verhaftung, ist sein Profil nicht mehr verfügbar.

Verfahren gegen von der Polizei-Sondereinheit OMON verprügelten Taxifahrer

Ein Taxifahrer, der von der Polizei-Sondereinheit OMON verprügelt wurde, steht in Hrodna vor Gericht. Am späten Abend des 11. August attackierten Unbekannte sein Auto. Er versuchte wegzufahren, aber bald wurde sein Auto von Sicherheitskräften angehalten. Er und die Passagiere wurden aus dem Fahrzeug gezerrt und geprügelt. Aleksej wurde mit einem Schädel-Hirn-Trauma, Hämatomen, gebrochener Nase und gebrochenem Kiefer sowie Hämatomen der Augen in das Notfallkrankenhaus eingeliefert. Drei Tage später wurde er auf die Intensivstation verlegt und an der Nase und dem Kiefer operiert. Während der Operation wurde er an eine Batterie gefesselt. Vom 12. bis 14. August wurde Aleksej von einem Konvoi begleitet.

Zwei Passagiere wurden ebenfalls mit Kopfverletzungen in die neurochirurgische Abteilung der Notaufnahme eingeliefert. Das Auto war kaputt, das ganze Glas war zerbrochen, es gab Dellen.

Aleksej wird der Gewalt oder Gewaltandrohung gegen einen Mitarbeiter der Polizei (Strafgesetzbuch Art. 364) beschuldigt. Er muss mit bis zu sechs Jahren Gefängnis rechnen.

Ein Strafverfahren nach demselben Artikel wurde auch gegen einen der verprügelten Passagiere eröffnet. Darüber erfuhr er erst am 13. November, so das Menschenrechtszentrum „Wjasna“.

Die Gerichtsverhandlung wird am 2. Dezember fortgesetzt.

Aleksej Lapa nach der Verprügelung, Hrodna, Belarus.
Source: Onliner

Pädiatrische Onkologin kündigt aufgrund von Stress und der Situation im belarusischen Gesundheitswesen

Nadeschda Petrowskaja.
Source: Nasha Niva

Nadeschda Petrowskaja hat das Republikanische Forschungs- und Praxiszentrum für pädiatrische Onkologie aus ihrem Amt als Leiter der Abteilung für Onkohämatologie verlassen. Sie entschied sich für die Kündigung nach 21 Jahren Arbeit mit schwerkranken Kindern, weil sie ihre Arbeit aufgrund ihrer Sorgen und ihres enormen Stresses nicht mehr gut machen konnte. Der Grund für sie war der allgemeine psychologische Hintergrund, die Situation im Land und in der medizinischen Gemeinschaft, die Falschdarstellung von Informationen im Fernsehen, der Schmutz, der von staatlichen Fernsehkanälen über unschuldige Menschen, einschließlich ihrer Kollegen, ausgegossen wird. „Die Arbeit mit den Kindern in der Onkologie-Station, von denen einige uns verlassen, ist moralisch bereits schwierig“, sagt die Ärztin. Heute herrscht im Republikanischen Forschungs- und Praxiszentrum für pädiatrische Onkologie eine angespannte Situation: Ärzte zeigen offen Sympathie für die Demonstranten, gehen selber zu den Protest- und Solidaritätsaktionen. Nadeschda wurde am 7. November bei einer Protestaktion von Ärzten festgenommen und mit einer Geldstrafe von 25 Tagessätzen (675 BYN, ca. 220 EUR) belegt. Die Mitarbeiter bereiten einen offenen Aufruf an die Öffentlichkeit und die Behörden vor.

Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) leitet formelles Verfahren gegen das Nationale Olympische Komitee (NOC) von Belarus ein

„Angesichts der wachsenden Zahl beunruhigender Berichte, die belarusische Athleten, Sportfunktionäre und den Sport in Belarus betreffen, hat das Exekutivkomitee des IOC beschlossen, ein formelles Verfahren zur Prüfung geeigneter Maßnahmen oder Sanktionen gegen das NOC der Republik Belarus einzuleiten.

Dies folgt auf die Entscheidung des Exekutivkomitees des IOC vom 7. Oktober, seine Untersuchung zur Einhaltung der Olympischen Charta durch das belarusische NOK zu intensivieren, sowie auf weitere Diskussionen während der letzten Sitzungen des Exekutivkomitees vom 23. Oktober und 11. November. Bei diesen Gelegenheiten hatte das IOC seine ernsthaften Bedenken hinsichtlich der Gesamtsituation der Sportgemeinschaft in Belarus zum Ausdruck gebracht“, heißt es auf der offiziellen Website des IOC.

Die Belarusische Stiftung für Sportsolidarität führt mit dem IOC einen aktiven Dialog über Verletzungen der Rechte der Sportler in Belarus und Gewalt gegen sie.


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