Belarus Daily | 1. Nov

1. November 2020 | BYHelp-Mediagroup
Source: TUT.BY

Marsch gegen den Terror in Minsk

Der Demonstrationszug war auf dem Weg in Richtung Kurapaty, dem Ort, an dem in den 1930er Jahren Massenmorde durch NKWD verübt wurden. Doch nicht alle kamen dort an.

Gegen 12:00 Uhr mittags wurde in Minsk wieder das mobile Internetabgeschaltet und drei U-Bahn-Stationen geschlossen.

Bereits um 14.30 Uhr begannen die ersten Verhaftungen auf dem Prospekt der Unabhängigkeit, Sicherheitskräfte zerschlugen den Demonstrationszug, die Menschen setzten ihren Weg in die festgelegte Richtung auf unterschiedliche Weise fort. Weiter entlang der Route verfolgten die Sicherheitskräfte die Demonstranten und führten sehr harte Festnahmen durch: Sie benutzten Paintballgewehre, Gummigeschosse und Blend- und Lärmgranaten. Die Teilnehmer des Marsches verhielten sich wie üblich friedlich.

Die brutalsten Verhaftungen fanden in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte „Kurapaty“ statt. Die Sicherheitskräfte „veranstalteten eine Treibjagd“ auf die Menschen, die sich in Richtung des Ortes der Massenerschießungen bewegten, und jagten die Demonstranten in Bussen über das Feld.

Dennoch gelang es mehreren Tausend Teilnehmer*innen, die Gräber der von den sowjetischen Behörden Repressierten zu erreichen, Kerzen anzuzünden und das Andenken der Opfer zu ehren.

Source: TUT.BY

Source: TUT.BY
Source: TUT.BY
Source: TUT.BY
Source: Radio Svaboda
Source: TUT.BY
Source: TUT.BY

Protestaktionen in anderen Städten von Belarus und im Ausland

In Nawapolazk, Pinsk, Hrodna, Wizebsk, Brest und anderen Städten in Belarus gingen Menschen auf die Straße, auch dort gab es Festnahmen. Es ist bekannt, dass allein in der Kleinstadt Žordischki nicht weniger als neun Menschen festgenommen wurden.

Solidaritätsaktionen gab es in Berlin, im ukrainischen Lwiw und im russischen Sankt Petersburg.

Source: TUT.BY

Die Jagd auf Journalisten geht weiter

Während des Marsches wurden Journalisten festgenommen, die dabei waren, ihrer Arbeit nachzugehen:

Dsmitry Dsmitryjeu (Zeitung „Nowy Tschas“) wurde verhaftet und zusammengeschlagen. „Es gelang ihm, seine Frau telefonisch darüber zu informieren, dass die Pressesprecherin Wolha Tschamadanawa gesagt hatte, mit ihm solle wie mit allen verfahren werden, obwohl er Journalist ist“, berichtet der Belarusische Journalistenverband (BAJ).

Dsmitry Soltan (Kameramann des Fernsehsenders „Belsat“) wurde nach Aussagen von Augenzeugen ebenfalls verprügelt: er wurde bei der Festnahme und im Gefangenentransporter geschlagen, man soll ihm mit seiner Videokamera auf den Kopf geschlagen haben, die Videokamera ging dabei zu Bruch, heißt es in einer Mitteilung des BAJ.

Nach Angaben des Journalistenverbandes wurden heute mindestens sechs Vertreter der Medien festgenommen.

Wadsim Samirouski und Ussewalad Sarubin, Mitarbeiter der führenden belarusischen Online-Medien BelaPAN und TUT.BY, wurden heute entlassen. Sie waren seit 14 Tagen wegen ihrer Arbeit bei einer Protestkundgebung in Arrest.

Source: TUT.BY
Source: TUT.BY

Zwei Sanitäter in Sluzk festgenommen

Während die COVID-19-Pandemie in Belarus einen neuen Höchststand erreicht hat, werden weiterhin Ärzte verhaftet. Heute wurden Jury Akajemau, Leiter der Abteilung für Traumatologie des Zentralkrankenhauses von Sluzk, und der Chirurg Juri Michailouski in Sluzk verhaftet, aber zum Gerichtstermin freigelassen. Sie gingen in weißen Kitteln mit einer weiß-rot-weißen Fahne zum örtlichen Rathaus. Die Verhandlung ist für den 2. November angesetzt.

Russland muss den Nachweis erbringen, dass der an Lettland gelieferte Strom nicht in Belarus produziert wird

Der [lettische] Regulierungsausschuss für öffentliche Dienstleistungen (SPRK) hat eine Methode genehmigt, die verhindern soll, dass der im Atomkraftwerk in Astrawjez erzeugte Strom nach Lettland gelangt, sagte der Ausschussvorsitzende Roland Irklis gegenüber der Nachrichtenagentur LETA. Nach seinen Worten beruht die Methode darauf, dass zum Beispiel Russland, das eine Gateway-Verbindung zu Belarus hat, den Nachweis erbringen muss, dass der Strom, der von Russland nach Lettland geliefert wird, nicht in Belarus produziert wird.

Nach Angaben des Menschenrechtszentrums „Viasna“ wurden am 1. November mehr als 280 Personen festgenommen

Insgesamt wurden während der Proteste in Belarus mehr als 16.600 Menschen verhaftet.


For more information on the events of 1 November 2020, please visit Infocenter Free Belarus 2020: