UPD: Ermittlungskomitee reagiert
19. August 2020, 15:40 | KYKY
Gynäkologen aus Hrodno berichten anonym, dass in städtischen Krankenhäusern Männer und Frauen behandelt werden, die nach ihrer Festnahme vergewaltigt wurden. Ärzte und Opfer sind nicht bereit, offen über die Vorfälle zu sprechen. Ärzte berichten von Frauen, bei denen nach dem Aufenthalt in der Untersuchungshaft Muttermundeinriss diagnostiziert wurde. Nach internen Informationen werden Männer in der proktologischen Abteilung behandelt. Es wird berichtet, dass Inhaftierte mit Gegenständen (anscheinend mit Schlagstöcken) vergewaltigt wurden. Ärzte berichten auch, dass junge Frauen in Folge dieser Verletzungen zeugungsunfähig werden könnten.
Vor wenigen Tagen hat eine Ärztin aus Minsk Folgendes auf Twitter gepostet:
„Meine Freundin ist Gynäkologin. Eine ihrer Patientinnen ist eine vergewaltigte junge Frau mit Muttermundeinriss, die von Akrescina [berüchtigte Haftanstalt im Westen von Minsk] ins Krankenhaus gebracht wurde.“
UPD:
Nach Erscheinen dieser Nachricht hat eine Privatklinik in Minsk angeboten, „Frauen, die in diesen für das ganze Land schweren Augusttagen Gewalt erlitten haben, kostenlos gynäkologisch und urologisch zu behandeln“. Wir hoffen, die Klinik kann in den nächsten Tagen Näheres berichten.
BBC sendete einen Dokumentarfilm über Ärzte und über deren Patienten, die nach Protesten und dem Aufenthalt in Untersuchungshaft ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Ab Minute 3:35 berichtet ein Mann: „Sie versuchten mir einen Schlagstock rektal einzuführen.“
Mitarbeiter der NGO „Radislava“, die sich mit Problemen der Gewalt befasst, berichteten am 19. August, dass ihr bestätigte Informationen über Misshandlungen vorliegen: „Es liegen Aussagen von Frauen verschiedener Altersgruppen sowie Fachärzten der Gynäkologie und Chirurgie vor, den zufolge diese Frauen und/oder ihre Verwandten von Mitarbeitern der Sicherheitsorgane mit verschieden Gegenständen vergewaltigt und zusammengeschlagen wurden.“
Facebook-Post der Hilfsorganisation „Öffentliche Vereinigung Radislava“: „Wenn Sie während eines friedlichen Protestes körperliche, sexuelle und/oder psychische Gewalt erfahren haben und Hilfe benötigen, rufen Sie uns an (375296108355). Wir bieten Hilfe bei posttraumatischen Störungen, Panikattacken, Schuld- und Ohnmachtsgefühlen. Unsere Psychologinnen sind spezialisiert auf die Behandlung von traumatischen Erlebnissen infolge erlittener Gewalt. Professionell, kostenlos und vertraulich. Sie können unsere Hilfshotline gerne an alle weiterleiten, die Hilfe benötigen.“
UPD 2:
Am 20. August teilte das Ermittlungskomitee in seinem Telegram-Kanal mit, die Zeugenaussagen über die Vergewaltigungen seien überprüft worden. In der Mitteilung hieß es, dass bisher keine solchen Fälle registriert worden seien.
Telegram-Mitteilung des Ermitlungskomitees:
Das Ermitlungskomitees prüft Informationen aus dem Internet über Vergewaltigungen von Frauen in Untersuchungshaft.
Auf verschiedenen Internetseiten erschien die Information, dass nach Aussagen von Gynäkologen in Krankenhäusern der Stadt Hrodno Frauen behandelt werden, die in Untersuchungshaft vergewaltigt wurden.
Wir weisen darauf hin, dass Aussagen von Bürgern, die während der Massenunruhe und/oder infolge von Festnahmen zu Schaden gekommen sind, vom medizinischen Personal unverzüglich an territoriale Ermittlungseinheiten übermittelt werden.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat es keine registrierten Mitteilungen oder eingereichte Anzeigen zu den in den Medien berichteten Vorfällen in den Untersuchungseinheiten gegeben. Auch Bürger, die zu den Ereignissen in der Zeit vom 9. bis 12. August befragt wurden, haben keine Aussagen mit diesem Inhalt gemacht. In den durch die medizinischen Einrichtungen bereitgestellten Dokumenten sind ebenfalls keine Informationen darüber enthalten.
Bei Eingang entsprechender Anzeigen vonseiten der Bürger wird das Ermittlungskomitee eine rechtliche Beurteilung abgegeben.
