1. Dezember 2020, 18:57 | Radio Free Europe
Zusätzlich zu seinen Hauptaufgaben am Republikanischen Forschungs- und Praxiszentrum (RFPZ) befasst sich Dr. Aizatulin mit Frühgeborenen, Kindern mit seltenen erblichen neuromuskulären Erkrankungen und arbeitet an der Erstellung einer Datenbank mit solchen Patienten.
Der Vertrag von Rustam Aizatulin am RFPZ wurde ab dem 1. Januar nicht verlängert. Dabei traf sich die Leitung des Republikanischen Zentrums nicht mal mit ihm, eine Mitarbeiterin der Personalabteilung habe nur ein Stück Papier zum Unterschreiben mitgebracht, sagte Rustam Aizatulin gegenüber Svaboda.
„Zuerst wurde ich für meine Facebook-Posts ermahnt“
„Im August gab es auf meiner Facebook-Seite viele Posts. Ich wurde zu einem Gespräch ins Gesundheitsministerium eingeladen und bekam eine Verwarnung für das Posten. Ich wurde nie während der Kundgebungen festgenommen. Es gab nur Posts auf Facebook. Jetzt hat man meinen Vertrag auslaufen lassen.
Mir wurde gesagt, dass die Mittel des Gesundheitsministeriums für das nächste Jahr gekürzt werden, es gebe genügend Mitarbeiter, so dass sie meinen Vertrag einfach nicht mehr verlängern würden. Und mir wurde ein Papier zur Unterschrift gegeben, dass ich nur bis zum 31. Dezember arbeiten darf. Es gab keine Gespräche oder Erklärungen.
Ich habe einen Dienstbrief an die Leitung geschrieben aber keine Antwort erhalten. Es ist völlig sinnlos, Fragen an die Leitung und das Gesundheitsministerium zu stellen – wir erhalten nur inhaltslose Antworten.
Ich möchte nicht von einem zum anderen laufen und betteln, ich werde kündigen“, sagte Rustam Rustamovich.
Doktor Aizatulin arbeitet im RFPZ seit 2008. Er kam hierher, in die klinische Facharztausbildung, nach dem Studium an der Belarusischen Staatlichen Medizinischen Universität und blieb hier, um weiterzuarbeiten. Seine wissenschaftlichen und praktischen Hauptinteressen sind Traumatologie und Orthopädie: Osteosynthese von Skelettknochenbrüchen bei Kindern und Erwachsenen; Korrektur axialer Verformungen der unteren Gliedmaßen (vorübergehende Blockierung von Wachstumszonen, Verwendung externer Fixationsvorrichtungen); konservative und operative Behandlung von Klumpfuß und deren Rezidiven, Fußdeformitäten und andere.
Er kümmert sich um Frühgeborene, Patienten mit seltenen genetischen Erkrankungen
Rustam Aizatulin ist auch Berater bei der Republikanischen Vereinigung der Eltern von Frühgeborenen „RANO“, gemeinnützigen Vereinigung „Genom“ und öffentlichen Vereinigung von Menschen mit unvollkommener Osteogenese „Fragile in der Nähe“; berät ständig pädiatrische Hospizpatienten.
„Es ist mein persönliches Interesse. Ich mag diese Kinder. Hier besteht kein finanzielles Interesse, weil diese Eltern, die Frühgeborene, Babys mit Spinaler Muskelatrophie (SMA) und andere seltene Krankheiten haben, so unglücklich sind.
Ich habe ein wissenschaftliches Interesse, und ich hoffe, dass wir eines Tages eine ernsthafte Arbeit beginnen können, dass es Entwicklungen geben wird, die solchen Kindern helfen, sowie Protokolle für Behandlung, Diagnose, medizinische Versorgung, wie in allen zivilisierten Ländern auch.
Eine solide Basis für die Arbeit in dieser Richtung ist bereits vorhanden, die Kinder werden alle untersucht, Bilder werden aufgenommen, es besteht Bedarf an orthopädischen Operationen.
Wir arbeiten mit dem Republikanischen Forschungs- und Praxiszentrum ‚Mutter-Kind‘ zusammen, mit dem Reanimatolologen-Neonatologen Andrej Vitushka kreuzen sich Bereiche unserer Interessen“, sagt Rustam Aizatulin.
Darja Tsaryk, stellvertretende Direktorin der Patientenorganisation „Genom“, die Kindern mit SMA hilft, schrieb auf ihrer Facebook-Seite:
„Wie kann das sein? Der einzige Spezialist in Belarus, der so viel Kraft und Zeit in die Erforschung der ‚Orthopädie von Kindern mit erblichen neuromuskulären Erkrankungen‘ investiert hat, der Einzige, zu dem man jederzeit jeden schicken konnte, ohne den es beinah unmöglich wäre, sich Behandlungen von CMA und Dusсhena-Krankheit in einem multidisziplinären Team vorzustellen. Ich denke, dass die Republikanische Vereinigung der Eltern von Frühgeborenen ‚RANO‘ und ‚Ja RETTkaja‘ werden uns hier unterstützen.
Wie kann das bloß sein, was ist denn mit den Patienten? Das alles könnte man fragen. Aber die Antwort in dieser und allen anderen Geschichten der heutigen Entlassungen ist natürlich immer dieselbe: Das Problem haben nur die Patienten, und der Staat beschäftigt sich mit ganz anderen Problemen und hat es auch früher getan.“
„Ich weiß noch nicht, wo ich eine Arbeit finde“
Rustam Aizatulin hat sich noch nicht entschieden, ob er einen Job in Belarus suchen oder ins Ausland gehen wird.
„Ich weiß noch nicht, wo ich arbeiten werde. Was die Beschäftigung in einem kommerziellen Zentrum betrifft, so kann auch hier alles passieren. Wie bei einem Arzt, der aus der sogenannten staatlichen ‚medizinischen Kommission‘ ausgeschieden ist und eine Stelle in einem kommerziellen medizinischen Zentrum ‚LODE‘ bekommen hat, wo aber einige Tage später jemand ‚von oben‘ angerufen und seine Entlassung angeordnet hat. Jetzt sucht dieser nach einer Möglichkeit, ins Ausland zu gehen“, so die Überlegungen von Rustam Aizatulin.
Der Arzt schließt nicht aus, dass er sich einen Job im Ausland suchen muss.