Wie ein weiterer Protestsonntag in Brest verlief
13. September 2020, 21:33 | Stanislau Karschunou, TUT.BY
Am 13. September beteiligten sich in Brest mehrere tausend Menschen an einem Protestmarsch durch die Hauptstraßen der Stadt. Als sie im Laufe der Aktion auf die Kreuzung des Mascherau-Prospekts mit dem Boulevard der Kosmonauten gelangten, führten die Teilnehmer Reigen auf, sangen Lieder und tanzten. Aber dann kam der Wasserwerfer.
Die Demonstranten versammelten sich gegen 14.30 Uhr in der Nähe des Denkmals für das 1.000-jährige Stadtjubiläum. Hier standen die Demonstranten mit Fahnen und riefen: „Es lebe Belarus“.
Dann gingen die Versammelten in einem Demonstrationszug entlang der Sowjetskaja-Straße in Richtung Majakowski-Straße. An den vergangenen Sonntagen waren die Menschen aus dem Zentrum in die Stadtviertel marschiert und dann zum Lenin-Platz zurückgekommen, der von den Ordnungskräften abgesperrt worden war. Dieses Mal ging der Demonstrationszug nicht zu dem Platz. Die Menschen marschierten fast 4 Kilometer durch das Zentrum der Stadt: Sowjetskaja-Straße – Majakowski-Straße – Kuibyschew-Straße – Mickiewicz-Straße – Karl-Marx-Straße – Mickiewicz-Straße – Komsomolskaja-Straße – Mascherau-Prospekt.
Am Protestzug nahmen etwa viertausend Menschen teil, wie Nachrichtenagentur BelaPAN, mitteilt.
Auf dem Mascherau-Prospekt betraten die Demonstranten die Fahrbahn und gingen in Richtung Kobryn-Brücke. Auf der Kreuzung mit dem Boulevard der Kosmonauten stoppten sie und riefen: „Das ist unser Platz“.
Der Verkehr auf dieser Strecke wurde behindert. Auf dem Prospekt und den Boulevards kamen öffentliche Verkehrsmittel und Personenkraftwagen zum Erliegen. Die Demonstranten sangen, tanzten und führten zu den Liedern „Rasbury Turmy Mury“ [„Demontiere die Gefängnismauern“] und „Try Tscharapachi“ [„Drei Schildkröten“] Rundtänze auf.
Gegen 17.00 Uhr traf aus Richtung des Boulevards der Kosmonauten ein Wasserwerfer auf dem Mascherau-Prospekt ein, der während der vergangenen Sonntage auf dem durch die Ordnungskräfte abgesperrten Lenin-Platz gestanden hatte. Die Menschen begannen, auseinander zu laufen. Der Spezialtransporter bewässerte die Straße, bewässerte Blumenbeete, machte einige Demonstranten nass und fuhr davon.
Video: Belarussisches Innenministerium
Nach Angaben des Innenministeriums „tanzen“ vor dem Eintreffen des Wasserwerfers etwa 1.000 Menschen in der Mitte der Kreuzung „Kreistänze, sangen Lieder und riefen verschiedene Slogans“.
„Durch ihre Handlungen blockierten die Teilnehmer der nicht genehmigten Massenveranstaltung den öffentlichen Verkehr und stellten für andere Teilnehmer echte Bedrohung der Verkehrssicherheit dar. Ein Wasserwerfer wurde eingesetzt, um die normalen Lebensbedingungen der Bürger wiederherzustellen und die Verkehrssicherheit zu gewährleisten“, schrieb der Telegramkanal der Behörde.
Nach dem Wasserwerfer lief Polizei auf den Prospekt. Die Demonstranten flohen, es ging los mit den Festnahmen. Die Menschen wurden auf dem Prospekt und in den Höfen gepackt und dann in Gefangenentransportern abgeführt.
Nach dem Auseinanderjagen gingen einige Demonstranten auf die Kreuzung des Mascherau-Prospekts mit dem Schewtschenko-Boulevard zurück. Sie gingen in einer Marschkolonne den Boulevard entlang in Richtung Gogol-Straße. Unweit des ehemaligen Kaufhauses „Kosmos“ wurde die Straße von Sicherheitsbeamten mit Schilden blockiert und es standen Gefangenentransporter. Die Festnahmen begannen erneut. Die Menschen zerstreuten sich auf die Höfe. Zu einem Demonstrationszug versammelten sich die Demonstranten nicht mehr.
Die genaue Zahl der Gefangenen am 13. September wird noch ermittelt. Nach vorläufigen Informationen wurden mindestens 10 Personen in die Polizeiwache gebracht.