27. August 2020, 10:06 | KYKY
Gestern, als eine Demonstration auf dem Unabhängigkeitsplatz aufgelöst wurde, versperrten die Einsatzkräfte den Eingang zur Roten Kirche. Menschen in Schwarz hielten die Kirchentür etwa 40 Minuten lang fest. Während dieser Zeit waren Gemeindemitglieder, Demonstranten und Journalisten eingesperrt.
Das Oberhaupt der belarussischen katholischen Kirche Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz äußerte scharfe Kritik am Vorgehen der Einsatzkräfte. Er sagte:
“Während meines Auslandsaufenthaltes erhielt ich mit großem Schmerz lückenhafte Informationen über die Sperrung des Ein- und Ausgangs der Roten Kirche in Minsk durch bewaffnete Bereitschaftspolizisten am 26. August.
Gemäß der Verfassung der Republik Belarus haben die Menschen das Recht, zu beten und die Kirche zu betreten und zu verlassen. Das Blockieren der Eingänge einer Kirche ist eine grobe Verletzung der Rechte der Gläubigen und der Glaubensfreiheit.
Im Zusammenhang mit diesem Vorfall unterstütze ich voll und ganz die während meiner Abwesenheit abgegebene Erklärung des Weihbischofs von Minsk-Mahiljou und Generalvikar Juri Kosobutski. Als Vorsitzender der Konferenz der katholischen Bischofskonferenz in Belarus protestiere ich entschieden gegen die illegalen Handlungen der Strafverfolgungsbehörden, deren Aufgabe es ist, die Grundrechte der Bürger zu schützen, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit, das in der belarussischen Gesetzgebung festgeschrieben ist. Stattdessen verletzt man das Recht der Bürger auf Religionsfreiheit.
Die unangemessenen und rechtswidrigen Handlungen, die auf dem Gelände der Kirche Sankt Simon und Sankta Helena stattfanden, müssen untersucht und die Täter gemäß dem Gesetz der Republik Belarus bestraft werden.
Diese und ähnliche Handlungen von Polizisten tragen nicht zum Abbau der Spannung bei die nötig ist, um Frieden und Konsens in der belarussischen Gesellschaft möglichst schnell wiederherzustellen. Die katholische Kirche dagegen steht jedenfalls für Versöhnung und Dialog, um den aktuellen sozialen und politischen Konflikt zu lösen, der in unserem Land ohne Vorbild ist.”
Zur Erinnerung: Am Vortag hatte auch Erzbischof Juri Kosobutski gegenüber den Staatsbehörden von Belarus und der Führung der Strafverfolgungsbehörden erklärt, dass ein solches Verhalten inakzeptabel und gesetzwidrig sei:
“Die Blockade der Kirche widerspricht dem von der belarussischen Verfassung garantierten Recht auf Gewissens- und Glaubensfreiheit, sie beleidigt die Gefühle der Gläubigen und verletzt den Rahmen des menschlichen und göttlichen Gesetzes“, so Kosobutski.
Sein Appell erschien um 21:37 Uhr, als die Menschen noch nicht freigelassen worden waren. Er forderte, die Eingänge zur Kirche sofort freizugeben und niemanden am Betreten oder Verlassen der Kirche zu hindern. Der Appell von Erzbischof Juri Kosobutski wurde durch den Bischofsvikar von Mahiljou und des Mahiljower Gebietes Alexander Jaschewski unterstützt. Die Priester verliehen ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich solche Handlungen der Sicherheitskräfte auf dem Kirchengelände nie wiederholen werden.