25. November 2020, 17:23 | Catholic.by
Bereits im vierten Monat befindet sich unser Vaterland Belarus in einer zuvor noch nie dagewesenen sozialen und politischen Krise, die sich leider immer weiter zuspitzt. Die Gewalt hört nicht auf, es wird weiterhin Blut vergossen, die Gesellschaft ist gespalten. Das verheißt nichts Gutes für eine glückliche Zukunft, denn, wie Christus sagte, „ein Haus, das mit sich selbst uneins ist, wird nicht bestehen“ (Mt 12, 25).
Es ist kaum zu glauben, dass dies in unserem friedlichen Land geschieht, das für seine Toleranz und Harmonie zwischen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und Nationalitäten bekannt ist.
Die katholische Kirche, die sich vom Evangelium und seiner Soziallehre leiten lässt, spricht sich gegen Gewalt, Gesetzlosigkeit, Ungerechtigkeit und Unrecht aus und verurteilt diese. Die Kirche ruft zur friedlichen Lösung von Problemen durch Dialog im Geiste der Gottes- und Nächstenliebe in Übereinstimmung mit Gottes und menschlichen Gesetzen auf.
Wir, die katholischen Bischöfe von Belarus, schließen uns der an die Staatsmacht gerichtete Ansprache von Papst Franziskus nach dem Gebet „Angelus“ am 13. September 2020 an. Darin rief der Papst dazu auf, auf die Stimme der Mitbürger zu hören und ihren legitimen Bestrebungen entgegenzukommen und dabei die volle Achtung der Menschenrechte und bürgerlichen Freiheiten zu gewährleisten.
Dabei wollen wir betonen, dass der Hauptzweck der Kirche darin besteht, das Evangelium um des Aufbaus des Reiches Gottes willen zu verkünden, das nicht von den Prinzipien dieser Welt geleitet wird und keinen Anspruch auf irdische Macht erhebt. Daher erfüllt die Kirche keine staatlichen Aufgaben und kann von niemandem für politische Zwecke genutzt werden.
In dieser schicksalhaften Zeit in der Geschichte unseres Vaterlandes müssen wir, wie der Heilige Apostel Paulus lehrte, die Lasten des anderen tragen (Gal 6, 2), uns gegenseitig unterstützen und solidarisch sein, um ein geeintes, nicht gespaltenes Belarus aufzubauen.
Wir appellieren an die Katholiken und an alle Menschen guten Willens, weiterhin unsere Gebete für eine rasche und friedliche Lösung der Krise zu sprechen, denn selig sind die Friedensstifter und diejenigen, die nach Gerechtigkeit hungern, wie Christus sagt. Möge das Gute das Böse überwinden.
Friede und Güte für Dich, unser Vaterland Belarus!
Katholische Bischöfe von Belarus
Minsk, 25. November 2020
