31. August 2020, 20:15 | TUT.BY
Am 31. August befasste sich das Gericht des Bezirks Iwanowo, Gebiet Brest, mit dem Fall von Swetlana Woltschek, Dozentin an der Staatlichen Universität, die an der Gründung eines Streikkomitees an der Universität beteiligt war. Sie wurde wegen Teilnahme an einer nicht genehmigten Massenveranstaltung zu 15 Tagen Ordnungshaft verurteilt, ihr Ehemann Michail ebenfalls.
Swetlana Woltschek und ihr Ehemann Michail wurden am Abend des 28. August im Dorf Sastruschje, Bezirk Iwanowo, beim Renovieren ihres Privathauses festgenommen. Dies wurde von der Nachrichtenagentur BelaPAN unter Bezugnahme auf die Aussage der Schwester von Michail Woltschek, Olga, berichtet.
Laut Olga wurden Swetlana und Michail „ihre Laptops, Handys, eine Drohne und ihre persönlichen Dokumente abgenommen“. Sie erzählte außerdem, dass Swetlana gemäß Artikel 23.34 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten die Teilnahme an einer nicht genehmigten Massenveranstaltung zur Last gelegt wird.
Die Woltscheks verbrachten das ganze Wochenende bei der Polizeidirektion des Bezirks Iwanowo. Ihr Fall wurde am 31. August gegen 16.00 Uhr ans Gericht übergeben.
Beide Ehegatten wurden gemäß Artikel 23.34 vor Gericht angeklagt. Infolgedessen entschied das Gericht, jeden von ihnen zu 15 Tagen Verwaltungshaft zu verurteilen, teilte Michails Schwester Olga dem Informations- und Service-Portal TUT.BY mit. Außerdem wurde ein Teil ihrer technischen Ausrüstung beschlagnahmt.
Swetlana bekam ihre Strafe für das Weiterleiten von Informationen über den Marsch vom 23. August in den Chatroom, in dem Studenten und Dozenten der BSU kommunizieren. Somit habe sie, so das Gericht, zur Teilnahme an einer nicht genehmigten Massenveranstaltung aufgerufen.
Michail wurde unterstellt, dass er auch Informationen über das Ereignis verbreitete, und zwar unter einem anonymen Decknamen, der aber am 29. und 30. August online war, nachdem das Paar bereits festgenommen worden war. Michail wies diese Unterstellung zurück, aber das Gericht sah seine Schuld als erwiesen an und verhängte ebenfalls eine 15-tägige Haftstrafe, schilderte Olga.
Michail und Swetlana werden ihre Haft in Iwanowo verbüßen müssen, wo sie überhaupt keine Verwandten haben.
Am 27. August teilte Michail WoltschekBelaPAN mit, dass einige Dozenten der Belarussischen Staatlichen Universität, welche die Petition mit politischen Forderungen an die Universitätsverwaltung unterschrieben hatten, am Vorabend telefonisch zu einem Gespräch bei der Staatsanwaltschaft aufgefordert wurden.
„Bisher ist noch keiner hingegangen, aber manchen wird angedroht, ein Strafverfahren zu eröffnen. Einzelheiten wurden am Telefon nicht genannt. In der Vorladung wird man einfach zu einem Gespräch eingeladen“, sagte er.