Forderung nach Neuwahlen und Gehaltserhöhung
15. Oktober 2020, 11:27 | TUT.BY
Nach einer Nachtschicht weigert sich am Donnerstag ein Bergmann bei Belaruskali, Aljaksandr Kurban, aus dem Bergwerk wieder auszufahren, bis seine Forderungen erfüllt sind. Er arbeitet als Sprengmeister in der 4. Grubenverwaltung. Ein Krankenwagen fuhr zum Ort des Geschehens, und unter anderem begaben sich Vertreter der Bergwerksleitung in den Schacht, in dem sich der Vorfall ereignet hat. Anfang September hatten sich ebenfalls zwei Bergleute geweigert auszufahren, bis ihre Forderungen erfüllt sind. Einer von ihnen ist Jury Korsun, der nun 15 Tage Arrest verbüßt.
Sprengmeister Aljaksandr Kurban blieb in der Mine. TUT.BY berichtet, dass sich aufgrund des Vorfalls Vertreter der Bergwerksleitung sich in dem Bergwerk aufhalten.
Gegen 9.15 Uhr berichtete das Streikkomitee, dass Aljaksandr Kurban aus der Grube ausgefahren sei. Er wurde in eine neuropsychologische Klinik gebracht, wo er von Ärzten untersucht und nach einer Weile entlassen wurde. Mitglieder des Streikkomittes kamen zur medizinischen Einrichtung, um ihn zu unterstützen. Unter ihnen war auch Aleh Kudelka, der sich zuvor ebenfalls nach einer Nachtschicht erklärt hatte, dass er bis zur Erfüllung seiner Forderungen unter Tage bleiben würde.
„Nach der Schicht kettete ich mich mit einem Schloss, das ich bei mir hatte, an das Geländer. Ich habe einen sicheren Ort gewählt, an dem die Bergleute auf den Aufzug warten, der sie ans Tageslicht bringt“, erklärte Aljaksandr gegenüber TUT.BY. „Ich übermittelte durch meine Kollegen, dass ich hier bleiben würde, bis meine Forderungen erfüllt sind. Fünf Personen kamen zu mir herunter.“
Der Bergmann beabsichtigt, dem Streikkomitee des Unternehmens beizutreten.
Aljaksandr Kurban hatte zuvor dem Streikkomitee die Mitteilung gemacht, dass er unter Tage bleiben werde, bis seine Forderungen erfüllt seien. Darunter eine Lohnerhöhung auf ein angesichts der Arbeitsbedingungen angemessenes Niveau, die Beschäftigten mit funktionierendem und geeignetem Werkzeug zu versorgen, den Druck auf die Beschäftigten und die unabhängige Gewerkschaft einzustellen, die Rücknahme der Entlassung von Arbeitern, die Mitglieder des Streikkomitee sind.
„Der Generaldirektor muss als Senator des Gebietes Minsk die Position der Belegschaft gegenüber der Führung des Landes deutlich machen. Nämlich: faire Neuwahlen, Freilassung aller politischen Gefangenen, ein Ende der Gewalt gegen Zivilisten“, heißt es in der Liste der Forderungen.
Aljaksandr zufolge hat die gegenwärtige politische Situation im Land der Arbeiterschaft einen schweren psychologischen und moralischen Schlag versetzt.
„Viele wurden Opfer der Aktionen des Sicherheitsapparates, sowohl moralisch als auch körperlich. Die Führung der Betriebs trägt in keiner Weise dazu bei, den moralischen Geist der Belegschaft zu stärken“, so Kurban in seiner Stellungnahme. „Im Gegenteil, sie wendet Sanktionen und Einschüchterungen gegen diejenigen an, die mit der Wahlfälschung und der brutalen Unterdrückung friedlicher Proteste nicht einverstanden sind.“
Zuvor, am 10. September, hatte sich der Bergarbeiter Jury Korsun mit Handschellen an Anlagen im Bergwerk gekettet und schloss sich später dem Streikkomitee an. Am 21. September, nach einer Nachtschicht, weigerte sich ein anderer Arbeiter, Aleh Kudelka, aus dem Bergwerk auszufahren, bis seine Forderungen erfüllt seien.
Am 6. Oktober wurde Jury Korsun für 15 Tage in Ordnungshaft genommen. Der Bergarbeiter wurde, wie mehrere andere Personen, am 3. Oktober in Salihorsk im Park der vier Elemente festgenommen, wo sich die Menschen zum Teetrinken versammelt hatten.
Es sei daran erinnert, dass am Morgen des 17. August die Arbeiter von Belaruskali in den Ausstand traten und diesen am 18. August wiederholten. Danach nahmen die meisten Beschäftigten die Arbeit wieder auf, während einige den Streik fortsetzten. Im Streikkomitee sind noch etwa 20 Personen vertreten.
Zuvor, am 11. September, hatte das Minsker Gebietsgericht den Streik bei Belaruskali für illegal erklärt. Es sei ebenfalls daran erinnert, dass die Forderungen der streikenden Arbeiter wie auch des Streikkomitees des Unternehmens jetzt die Freilassung aller politischen Gefangenen, den Rücktritt von Alexander Lukaschenko und die Abhaltung von Neuwahlen umfassen.