30. September 2020 | SOS BY
Am Morgen des 30. September wurde am Flughafen Minsk eine der berühmtesten belarusischen Sportlerinnen, Alena Leutschanka, festgenommen. Sie ist die beste Center-Spielerin der Welt des Jahres 2010, zweimalige russische, litauische und polnische Meisterin, WNBA-Finalistin und Bronzemedaillengewinnerin der Europameisterschaft in der Nationalmannschaft von Belarus.
Die Athletin wurde vor dem Abflug zu einer geplanten medizinischen Behandlung verhaftet. Ihr wird „Verletzung der Organisation- oder Durchführungsordnung von Massenveranstaltungen“ vorgeworfen: Leutschanka hat zweimal an Protestaktionen teilgenommen (am 23. August und 27. September).
Den Ermittlungsbehörden zufolge hat die Sportlerin „öffentlich ihre Forderungen nach fairen Wahlen zum Ausdruck gebracht“ sowie „ohne die entsprechende Genehmigung des Minsker Stadtexekutivkomitees an einer nicht genehmigten Straßendemonstration teilgenommen, um ihre Forderungen nach fairen Wahlen in Belarus öffentlich zum Ausdruck zu bringen“. Die Anklage gegen die Basketballspielerin basiert auf Fotos in ihrem Instagram-Profil und Informationen von der Website des Sportmagazins „Pressball“.
Die Basketballspielerin wurde in die Untersuchungshaftanstalt „Akrescina“ gebracht. Im Eilverfahren direkt am Tag der Festnahme wurde Alena Leutschanka zu 15 Tagen Haft verurteilt.
Alena Leutschanka gehört zu den 700 belarussischen Sportlern, die einen offenen Brief gegen der Willkür der Polizei und gegen Lukaschenko unterschrieben haben. Die Athleten fordern eine Untersuchung der Fälle von Misshandlungen und Folter, zu deren Opfer die Teilnehmer der Massenproteste in Belarus nach den Präsidentschaftswahlen vom 9. August wurden. Neben Leutschanka wurde der Brief außerdem von dem Basketballspieler Jahor Mjaschtscharakou, der Schwimmerin Aljaksandra Herassimenja, dem Sambo-Ringer Stsjapan Papou und anderen Stars des belarusischen Sports unterzeichnet.
Die Unterzeichner haben eine unabhängige Vereinigung der Sportler SOS BY gegründet und mehrmals an Protestaktionen gegen die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl teilgenommen, die in Belarus jetzt regelmäßig stattfinden. Nach offiziellen Angaben des Zentralen Wahlkomitees ging Alexander Lukaschenko als Sieger aus der Wahl hervor. Alle unabhängigen Wahltagsbefragungen sowie öffentliche Meinungsumfragen zeigen jedoch, dass Swetlana Tichanowskaja gewonnen hat, während die Wahlergebnisse von Beamten dreist und schamlos gefälscht wurden. Die Wahlergebnisse haben eine einstimmige Empörung bei den belarusischen Bürger ausgelöst; jedoch haben die Massenproteste zur brutalen Niederschlagung und Repressalien seitens der Strafverfolgungsbehörden geführt.
Die Belarusische Stiftung für Solidarität im Sport steht Alena Leutschanka und anderen Sportler zur Seite und äußert ihre Empörung über den Druck auf die Menschen, die die Willkür der belarusischen Regierung offen kritisieren. Wir fordern die sofortige Einstellung aller administrativen und strafrechtlichen Verfahren gegen die Athleten sowie gegen die politischen Gefangenen, die aufgrund erfundener Anklagepunkte inhaftiert sind und sich noch immer in Haft befinden.
Wenn Sie Informationen zu diesem Thema von der Belarusischen Stiftung für Solidarität im Sport oder von den Sportlern, die die belarusische Regierung offen kritisieren, erhalten möchten, senden Sie uns bitte Ihre Anfragen:
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