IOC schließt Lukaschenko von den Olympischen Spielen aus; eine Schweizer Staatsbürgerin zu 2,5 Jahren Gefängnis verurteilt; die Sicherheitskräfte fangen an, protestierende Senioren gewaltsam festzunehmen
7 Dezember 2020 | BYHelp-Mediagroup
Lukaschenko und Funktionäre des Nationalen Olympischen Komitees dürfen nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen
Heute wurde bei der Sitzung des Exekutivkomitees des Internationalen Olympischen Komitees beschlossen, alle Mitglieder des Exekutivkomitees des Nationalen Olympischen Komitees von Belarus von den Veranstaltungen ausschließen. Dies betrifft auch die Olympischen Spiele in Tokio, die 2021 stattfinden werden. Das IOC hat entschieden, dass die derzeitige Führung des NOC von Belarus Sportler nicht vor politischer Diskriminierung schützt. Alexander Lukaschenko ist der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees von Belarus. Zum Exekutivkomitee der Organisation gehören auch Viktor Lukaschenko, Dsmitry Baskau, Dsmitry Pinevitsch und andere. Das IOC setzt alle Zahlungen an das belarussische Komitee aus, und olympische Stipendien werden direkt an Sportler gezahlt. Darüber hinaus erlaubte das IOC belarusischen Athleten, die wegen ihrer politischen Haltung entlassen wurden, an Qualifikationen für die Olympischen Spiele in Tokio teilzunehmen.
Im August unterzeichneten mehr als 1,5 Tausend belarusische Athleten einen offenen Brief, in dem sie forderten, die Gewalt im Land zu stoppen und neue, faire Wahlen abzuhalten. Viele von ihnen wurden entlassen. Einige wurden verhaftet und verurteilt. Zuvor hatte das Internationale Olympische Komitee auf Initiative der BSSF eine Untersuchung wegen des Verdachts der politischen Verfolgung von Sportlern in Belarus eingeleitet.
Eine Schweizer Staatsbürgerin in Belarus zu 2,5 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt
Natallja Hersche lebt bereits seit 12 Jahren in der Schweiz und hat die Schweizer Staatsbürgerschaft. Dort leben auch ihre erwachsenen Kinder. Im September kam sie in ihre Heimat Belarus. Nachdem Natallja am 19. September am Frauenmarsch teilgenommen hatte, wurde sie für 15 Tage verhaftet. Anschließend wurde ein Strafverfahren gegen sie eingeleitet, weil sie einem OMON-Polizisten die Sturmhaube vom Gesicht gerissen hatte.
Am 7. Dezember erließ das Gericht ein Urteil: 2,5 Jahre in einer Strafkolonie und Entschädigung von 1.000 belarusischen Rubel (etwas mehr als 300 Euro) in einer Zivilklage des „verletzten“ Sicherheitsbeamten. Darüber hinaus entschied das Gericht, die von Natallja beschlagnahmte nationale weiß-rot-weiße Flagge zu zerstören.
Schweizer Botschafter in Belarus Claude Altermatt, der bei der Verhandlung anwesend war, berichtet, dass im Rahmen des konsularischen Schutzes weiterhin so weit wie möglich Unterstützung geleistet wird.
Die belarusische Diaspora in der Schweiz beteiligte sich aktiv an der Berichterstattung und setzte sich für eine Lösung dieses Problems zusammen mit der schweizerisch-deutschen Menschenrechtsorganisation Libereco ein.
Belarusische Rentner geben auf keinen Fall auf
Rentner in vielen belarusischen Städten veranstalteten heute traditionelle friedliche Kundgebungen. Früher waren die Prozessionen fast ungehindert, aber in den letzten Wochen haben die Sicherheitskräfte die Menschen gewaltsam zerstreut und Festnahmen durchgeführt. So wurden heute auch zehn Personen bei einer Kundgebung in Minsk festgenommen, darunter zwei Journalisten. Unter den Festgenommenen ist auch eine 1939 geborene Frau, die derzeit 81 Jahre alt ist. Trotz der Festnahmen und Versuche der Polizei, ältere Menschen zu zerstreuen, fanden die Märsche der Rentner in ganz Belarus statt.
Lukaschenko hat befohlen, dass alle Arbeitslosen von der Polizei zur Arbeit gezwungen werden sollen. Tichanowskaja gibt einen harten Kommentar ab
Bei einem Treffen zu Wirtschaftsfragen sagte Alexander Lukaschenko, ein Arbeitsloser sei ein potenzieller Demonstrant auf der Straße oder ein zukünftiger Verbrecher.
Lukaschenko beauftragte die Beamten, sofort alle „herumhängenden Parasiten“ (wie er die Arbeitslosen in einem Land nennt, in dem die wirtschaftliche Situation extrem schlecht ist) zu registrieren und zur Arbeit zu zwingen, selbst wenn dazu Polizei eingesetzt werden muss. Es sei darauf hingewiesen, dass Lukaschenko in seiner Rhetorik ständig andeutet, dass Hunderttausende friedlicher Demonstranten, die seit mehr als vier Monaten ihre bürgerliche Position zum Ausdruck bringen und sich gegen Gewalt aussprechen, Parasiten sind. Wir möchten daran erinnern, dass es unter den Inhaftierten angesehene Ärzte, Informatiker, Medienpersönlichkeiten, Geschäftsinhaber in verschiedenen Bereichen und Sportler gibt.
Swetlana Tichanowskaja kommentiert diese Aussage folgendermaßen: „Der Hauptparasit in Belarus ist Alexander Lukaschenko. Jede Woche bringt seine „Selbstständigkeit“ dem Land Verluste in Millionenhöhe. Jede Woche werden seinetwegen ehrliche Menschen entlassen und ehrliche Geschäfte ruiniert. Seinetwegen sind wöchentlich Belarusen gezwungen, das Land zu verlassen und ihre Unternehmen ins Ausland zu verlegen, weil dies manchmal die einzige Möglichkeit ist, Arbeit zu leisten und Geld zu verdienen. Lukaschenko muss gehen und den Menschen die Möglichkeit geben, in ihrem Land zu arbeiten.“
For more information on the events of 7 December 2020, please visit Infocenter Free Belarus 2020: