Norwegischer Käufer von Kalisalz fordert Ende der Entlassungen bei Belaruskali, tschechische Ärzte retten belarusische Gewaltopfer, Minsker berichtet über versuchte Vergewaltigung mit einem Stock
5. Dezember 2020 | BYHelp-Mediagroup
Norwegischer Kali-Aufkäufer verurteilt Menschenrechtsverletzungen in Belarus
Das norwegische Unternehmen Yara erklärt, dass es Repressionen und Entlassungen bei Belaruskali nicht tolerieren werde.
„Wir sind besonders besorgt über die zahlreichen Berichte über Entlassungen von Arbeitnehmern, die ihre demokratischen Rechte friedlich ausüben“, schreibt CEO Svein Torre.
Svein Torre stimmt voll und ganz mit der Ansicht der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte überein, die am Vortag über die sich verschlechternde Situation in Belarus berichtet hatte.
Das norwegische Unternehmen Yara ist der weltweit größte Käufer von Mineraldüngern. Belarus ist eines der neun Herkunftsländer für Yara. Berichte, dass die Beschäftigten von Belaruskali den Protest unterstützen und sich dem Streikkomitee anschließen, erscheinen fast täglich in den Medien. Gleichzeitig werden diese Arbeitnehmer*innen unverzüglich entlassen.
EU-Sonderbeauftragter für Menschenrechte: Internationales Tribunal für Belarus ist möglich
Die belarusische Regierung hat beschlossen, den Menschenrechtsdialog mit der Europäischen Union auszusetzen. Was denkt die europäische Seite über diesen Dialog? Der EU-Sonderbeauftragte für Menschenrechte Eamon Gilmore sprach mit der Deutschen Welle über dieses Thema.
Eamon Gilmore merkte an, dass Belarus die EU nicht offiziell über die Aussetzung des Menschenrechtsdialogs informiert habe, dass jedoch nach den Wahlen vom 9. August keine gemeinsamen Treffen mehr stattgefunden hätten. Die europäische Seite hat lediglich die Möglichkeit, Fälle von Folter online zu erfassen und die Kommunikation mit der Zivilgesellschaft aufrechtzuerhalten.
Auf die Frage „Ist die Einrichtung eines internationalen Tribunals möglich, um diejenigen vor Gericht zu stellen, die Menschen geschlagen, Gefangene gefoltert und Gewalt gegen Demonstranten angewendet haben?“ antwortete Eamon Gilmore:
„Ja, das ist möglich. Internationale Tribunale funktionieren jedoch in der Regel als zusätzlicher Mechanismus. Mit anderen Worten: Sie werden nur in Situationen geschaffen, in denen der Staat solche Menschen entweder nicht vor Gericht bringen will oder kann. Doch nun besteht die erste Aufgabe darin, die Repressionen gegen friedliche Demonstranten zu beenden. Und es ist notwendig, Beweise über die Schuld derer zu sammeln, die Menschen gefoltert oder vergewaltigt haben.“
„Der Gefängnisarzt hat entschieden, dass medizinische Hilfe unnötig ist“. Wie belarusische Ärzte in Tschechien Gewaltopfern aus Belarus helfen
Etwa 40 Belarus*innen werden in der Tschechischen Republik behandelt. Örtliche Sanitäter erzählten uns, womit sie bei der Rettung der Opfer zu kämpfen hatten.
Dr. Anastasia Boguschewitsch, die in der Klinik arbeitet, untersuchte 10 Patient*innen aus Belarus.
„Die Menschen hatten Folgen von Schlägen – Schäden an Brustkorb, Bauchdecke, Kopf, Knochenbrüche an Gliedmaßen, Verrenkungen von Gelenken. Einer der Patienten hatte nach den Schlägen Genitalverletzungen – wir schickten ihn in die Urologie.
Es war nicht leicht, mit den Patient*innen in Kontakt zu kommen – sie sind etwas zurückgezogen, vor allem junge Leute. Meistens wurden sie in Kleinbussen und Gefängnistransportern geschlagen und dann ins Gefängnis gesteckt. Sie wurden im Gefängnis lange nicht behandelt, obwohl einige von ihnen sogar das Bewusstsein verloren.
Einer der Patient*innen sagte, der Gefängnisarzt habe nach der Untersuchung entschieden, dass er keine medizinische Hilfe benötige. Der Patient hatte eine Gehirnerschütterung, ausgerenkte Arme im Schultergelenk und eine Fraktur.
Bei den meisten Patienten sind die Wunden bereits verheilt, aber ausnahmslos alle Patienten brauchten eine psychologische Rehabilitation“, sagt Anastasia Boguschewitsch.
„Sie zogen ein Kondom über einen Schlagstock und versuchten, ihn mir in den Mund zu stecken“. Bericht über die Festnahme von Denis
Radio Free Europe veröffentlicht nach wie vor Berichte von Opfern der belarusischen Proteste. Heute erschien der Bericht von Denis:
„Ich wurde am Nachmittag des 8. November festgenommen, als ich unterwegs zu einer Tanzveranstaltung war. Ich hatte nicht einmal weiß-rot-weiße Symbolik an mir. Sie brachten mich zum Auto, zwangen mich auf die Knie und fesselten meine Hände mit Kabelbindern.
Sie versuchten, in mein Mobiltelefon zu gelangen. Sie nahmen meine Finger, um das Telefon zu entsperren und schlugen mir ständig auf den Kopf, schlugen mich von allen Seiten. Sie haben meine Hände mit einem Schlagstock geschlagen. Sie packten meine Nase mit der Hand und zogen meinen Kopf zurück. Dann haben sie mir mit einem Elektroschocker Verbrennungen an den Ohren zugefügt. Sie haben mir ein Zeichen auf die Stirn gemacht – den Buchstaben „A“, was „aktiv“ bedeutet, weil ich das Telefon nicht entsperren wollte.
Dann brachten sie mich irgendwohin, steckten mich in ein Büro und legten mich auf den Boden. Sie begannen, auf Beine und Gesäß zu schlagen. Sie bedeckten meinen Kopf mit einer kugelsicheren Weste, damit keine Schreie zu hören sein würden. Daraufhin begannen sie zu beraten, ob sie mich nach draußen bringen und mir Pfefferspray in die Augen gießen oder mich mit einem Schlagstock vergewaltigen würden.
Sie begannen nach einem Kondom zu suchen, zogen es über einen Schlagstock. Sie befahlen mir, ihn in den Mund zu nehmen, und als sie anfingen, gab ich auf und gab ihnen das Passwort. (…) Ich habe sieben Tage im Gefängnis gesessen. Als ich rauskam, schrieb ich das nieder und erstattete Anzeige beim Ermittlungsausschuss.
Ein Neurologe riet mir, einen Psychologen aufzusuchen, aber ich glaube, ich komme auch ohne ihn klar. Ich würde mich jetzt gerne körperlich erholen. Es bleibt noch, die Taubheit meines linken Arms zu heilen. Mein Arm wurde mit einer Schnalle stark zusammengedrückt und drei Nerven wurden gleichzeitig beschädigt: Radial-, Ellbogen- und Mittelnerv. Und die blauen Flecken an den Beinen gehen nicht weg.“
For more information on the events of 5 December 2020, please visit Infocenter Free Belarus 2020: