Harte Strafen für die „Schlägerei von Pinsk“; OSZE-Vertreter für Medienfreiheit zutiefst schockiert über Situation in Belarus; Repressionen gegen renommierte Ärzte und Gefängnisstrafe für Grablichter vor der Kirche
30. April 2021 | Voice of Belarus
14 Teilnehmer der „Schlägerei von Pinsk“ in Brest verurteilt
Das Gericht fällte ein Urteil im Fall der Ausschreitungen in der Nacht vom 9. zum 10. August in Pinsk. Das Gericht befand alle 14 Angeklagten, die an der „Schlägerei von Pinsk“ beteiligt waren, für schuldig und verurteilte sie zu 5,5 bis 6,5 Jahren Strafkolonie des allgemeinen bzw. verschärften Regimes.
Unter den Angeklagten waren Sjarhei und Alena Mauschuk (russ. Sergej und Elena Movshuk), ein Ehepaar aus Pinsk. Nach Angaben der Ermittler kam in der Nacht vom 9. auf den 10. August die Frau auf eine Reihe aus Einsatzpolizisten zu und schlug mit ihren Händen und einem Holzstock auf die Schutzschilde ein, während ihr Mann einen Stock nach ihnen warf. Sie erhielten 6 und 6,5 Jahre Gefängnis. Sjarhei und Alena haben minderjährige Kinder, die nun möglicherweise in einem Waisenhaus landen. Während des Prozesses, als der Staatsanwalt forderte, Alena zu 6 Jahren Gefängnis zu verurteilen, schrieb sie in ihr Notizbuch: „Ich werde mich aufhängen.“
OSZE-Vertreter für Medienfreiheit: „Ich bin zutiefst schockiert über die Situation in Belarus“
Vertreter des belarusischen Journalistenverbandes und der belarusischen Medien trafen sich mit der OSZE-Beauftragten für Medienfreiheit Teresa Ribeiro: „Die Situation ist so, dass jedes Medium innerhalb einer Woche zerstört werden kann. Und das alles geschieht im Rahmen der Gesetze.“
Heute wurde außerdem bekannt, dass der Chefredakteur der unabhängigen Zeitung von Baranawitschy Intex-press Uladsimir Janukevitsch für das Interview mit Swetlana Tichanowskaja zum zweiten Mal vor Gericht gestellt wird – diesmal in einem Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen der Verbreitung verbotener Informationen über die Massenmedien. Am 29. April erkannten die Behörden dieses Interview mit Swetlana Tichanowskaja und das dazugehörige Video als extremistisches Material an.
US-Diplomaten erinnern an Doppelmoral im Zusammenhang mit der Mahnwache vor der US-Botschaft
Menschen mit rot-grünen Fahnen stellten vor der US-Botschaft eine Mahnwache auf. Sie verurteilen die USA für ihre „Beteiligung“ an der Organisation des Staatsstreichs in Belarus.
Die Botschaft der USA kommentierte die Mahnwache wie folgt: „Heute erlaubten die Behörden friedlichen Demonstranten, die das Regime unterstützen, sich vor der US-Botschaft zu versammeln. Wir begrüßen erneut den friedlichen Protest. Friedlichen pro-demokratischen Demonstranten sollte auch das Recht auf Versammlungsfreiheit ohne Repressalien zugesichert werden. Doppelmoral ist auffällig.“
Chefarzt wird entlassen, weil er im Wahlkampf für Viktar Babaryka unterschrieben hatte
Der Chefarzt des Kinderkrankenhauses der Hauptstadt, ein bekannter Arzt für Kinder-Intensivmedizin Maksim Atscharetny, wurde entlassen. Der Arzt sagte, dass der Hauptgrund für die Entlassung seine Unterschrift für Babaryka während des Wahlkampfes war. Ein weiterer Vorwurf war, dass er die zuvor gefeuerten Rustam Aizatulin und Andrej Wituschka eingestellt hatte.
Es war Maksim Atscharetny, der in der ersten Welle der Pandemie in Belarus einen Flashmob unter dem Motto „Ich gehe arbeiten. Bleibt ihr bitte zu Hause“ ins Leben gerufen hatte.
Wizebsker Frauen am 26. April für 24 Stunden wegen Grablichter an der Kirche verhaftet
Berichten der Polizei zufolge hielten Maryja Amasowitsch (russ. Maria Amosowitsch) und Lisaweta Kiryjenka (russ. Elisaweta Kirijenko) am Abend des 26. April eine nicht genehmigte Mahnwache ab – sie zündeten zwei rote Grablichter auf den Stufen der Auferstehungskirche in Wizebsk an. Die jungen Frauen wurden festgenommen und in die Untersuchungshaftanstalt gebracht.
Vor Gericht bekräftigten Amasowitsch und Kiryjenka ihre Unschuld. Sie erklärten, dass die Grablichter von ihnen zum Gedenken an die Opfer der Tschernobyl-Katastrophe aufstellt wurden.
Der Richter befand die Frauen für schuldig und verurteilte Lisaweta Kiryjenka zu 10 Tagen und Maryja Amasowitsch zu 20 Tagen Arrest.