Belarus Daily | 16. Jan

Die Hauptsponsoren der IIHF wollen die Partnerschaft aufkündigen, wenn die Weltmeisterschaft in Belarus stattfindet. Vermisster Timur Mizkewitsch wurde gefunden und ist endlich in Sicherheit; Weiterer Student, Jauhen Kalinouski, zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt. Manager staatseigener Unternehmen schreiben Tarifverträge neu und verstoßen gegen das Gesetz

16. Januar 2021 | BYHelp-Mediagroup
„Hinterlasse keine Blutspuren“: Aktion von Belarus:innen in Italien in der Nähe des Pirelli-Büros in Mailand. Das Unternehmen hat seine Stellungnahme in Bezug auf die Eishockey-Weltmeisterschaft in Belarus noch nicht öffentlich abgegeben.
Source: instagram.com/supolka.italia

Hauptsponsoren weigern sich, Eishockey-Weltmeisterschaft in Belarus zu finanzieren

Source: moyby.com

Vertreter:innen der belarussischen Diaspora auf der ganzen Welt fordern die Sponsoren der Eishockey-Weltmeisterschaft auf, sich falls sie in Minsk stattfindet nicht daran zu beteiligen. Die größten Sponsoren haben aufgrund der Menschenrechtsverletzungen in Belarus ihre Unterstützung für die Meisterschaft bereits aufgekündigt.

Die erste Marke, die vom Sponsoring der Eishockey-Weltmeisterschaft in Minsk Abstand nahm, war NIVEA. „NIVEA steht für Respekt und Gemeinsamkeit und steht gegen alle Formen von Diskriminierung und Gewalt. Angesichts der aktuellen Situation haben wir beschlossen, dass die Marke NIVEA MEN die Weltmeisterschaft 2021 nicht sponsern wird, falls sie in Belarus stattfindet. Wir haben die IIHF bereits darüber informiert und werden die laufenden Diskussionen [zu diesem Thema] genau verfolgen“, so heißt es im offiziellen Instagram-Profil von NIVEA.

Source: twitter.com/BSSFofficial

Der tschechische Autohersteller ŠKODA ist seit fast 30 Jahren Sponsor von Eishockey-Wettbewerben. In seiner Stellungnahme erklärt der Autobauer seinen Rückzug von der Meisterschaft. 

„Wir sind stolz darauf, seit 28 Jahren ein Partner der IIHF-Weltmeisterschaft zu sein. Wir respektieren aber auch die Menschenrechte und stehen für sie ein. Daher wird Škoda vom Sponsoring der Eishockey-Weltmeisterschaft 2021 Abstand nehmen, wenn Belarus als Austragungsort dieses Wettbewerbs bestätigt wird“, heißt es in der offiziellen Erklärung.

Source: Belaruspartisan

Am 15. Januar, während einer Mahnwache der belarusischen Diaspora in der Tschechischen Republik in der Nähe des ŠKODA-Hauptquartiers, kam der Pressesprecher der Firma zu den Demonstranten und brachte ihnen heißen Tee und Kaffee. Gleichzeitig stellte er fest, dass innerhalb von ŠKODA Einmütigkeit zur Absage der Weltmeisterschaft in Belarus herrsche und dass es innerhalb einer Woche eine offizielle Antwort geben werde. Die Automarke gab ihre Entscheidung jedoch bereits am 16. Januar bekannt.

Der Schweizer Uhrmacher Tissot, einer der Sponsoren der Meisterschaft, hat der IIHF seine Bedenken hinsichtlich der Menschenrechtssituation in Belarus übermittelt. „Sport liegt unserer Firma Tissot sehr am Herzen und wir sind seit über 25 Jahren Eishockeyfans. Menschenrechte sind eindeutig der Grundwert unserer Marke. Wir haben der IIHF unsere Bedenken mitgeteilt und warten auf die klare Aussage von der IIHF“, schreiben Vertreter des Unternehmens.

Source: Reformation

Tausende Belarus:innen haben ihre Dankesworte auf den Profilen dieser Unternehmen in den sozialen Netzwerken hinterlassen. Die IIHF wird nächste Woche über den Austragungsort der IIHF-Eishockey-Weltmeisterschaft entscheiden.

4 Jahre Strafkolonie für talentierten Studenten

Jauhen Kalinouski.
Source: Viasna Human Rights Center

Der 22-jährige Student Jauhen Kalinouski wurde zu 4 Jahren Strafkolonie allgemeinen Regimes verurteilt. Richter Maxim Trusewitsch verurteilte den jungen Mann nach Artikel 342, Absatz 1 und Art.364. Außerdem wurde entschieden, die „geschädigten“ Polizisten mit 2.500 Rubel (800 Euro) zu entschädigen. 

Jauhen hatte bei einer friedlichen Kundgebung am 14. Juli, als dem Viktar Babarika und Valeri Zepkala die Registrierung als Präsidentschaftskandidaten verweigert wurde, versucht, Bürger vor Angriffen durch Sicherheitskräfte zu schützen. Kalinouski hielt die Handlungen der Behörden für grausam und ungerecht. Jauhen bekannte sich als nicht schuldig und teilte dem Gericht mit, dass er nicht gegen die öffentliche Ordnung verstoßen und keine Gewalt gegen die Polizei angewendet habe. „In meinem Leben ließ ich mich von den moralischen Werten leiten, die meine Eltern, meine gute Erziehung, meine Schule und meine Universität in mir geprägt haben, und griff nie zu illegalen Handlungen, um mein Leben zu verändern“, sagte der Student in seinem Schlusswort. „Es gab körperlichen Kontakt mit Polizeibeamten, aber ich möchte betonen, dass sie in erster Linie auf die Handlungen der Polizeibeamten zurückzuführen waren, welche von der Gesellschaft der Republik Belarus und der internationalen Gemeinschaft moralisch und ethisch verurteilt werden.“

Jauhen Kalinouski im Gerichtssaal.
Source: Viasna Human Rights Center

In dem Video, das vor Gericht gezeigt wurde, war zu sehen wie ein Polizist Kalinouski mit den Fäusten schlug, ein anderer Polizist schlug ihn mit einem Gummiknüppel, dann rannte eine andere Gruppe von Polizisten auf ihn zu und einer von ihnen trat Kalinouski. Dem Anwalt zufolge hatte er unter diesen Umständen das Recht auf Notwehr. 

Während des Prozesses entschuldigte sich Jauhen bei den klagenden Sicherheitskräften und entschädigte sie teilweise für den durch seine Handlungen verursachten moralischen Schaden. Er überwies, ihrem Wunsch entsprechend, je 500 Rubel an zwei Kindereinrichtungen. 

Jauhen ist ein Wissenschaftler der Präsidentenstiftung für Hochbegabte Jugendliche und Teilnehmer von republikanischen und internationalen Olympiaden in Geographie. Er absolvierte Praktika an Universitäten in Polen, USA und nahm an einem internationalen Studentenforum teil. Er wurde mit dem Preis „Mann der Region Wizebsk“ ausgezeichnet. Kalinouski wurde nie strafrechtlich oder ordnungsrechtlich zur Verantwortung gezogen, er zeichnet sich ausschließlich durch positive Eigenschaften aus.

Timur Mizkewitsch, von Sicherheitskräften schwer misshandelt, lebt und ist in Sicherheit

Source: t.me/nashaniva

Von Sicherheitskräften verprügelte Teenager Timur Mizkewitsch ist am Leben und in Sicherheit. Das berichtet die Community-Seite BLRČR, die bei der Rehabilitation verletzter Belarus:innen in der Tschechischen Republik hilft.

Der 16-jährige Timur war am 12. August 2020 in Minsk bei einer friedlichen Demonstration festgenommen und am 13. August mit schwersten Verletzungen von der Polizei ins Krankenhaus gebracht worden: Ein Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnerschütterung, offene Fraktur des Jochbein-Orbital-Komplexes, Krampf-Syndrom, paraorbitales Hämatom rechts, mehrere blaue Flecken an Weichteilen und Extremitäten, traumatische Erosion der Hornhaut beider Augen. Sie schlugen ihn mit einem Elektroschocker auf die Fersen und drückten dem jungen Mann mit einem Stock die Augen aus. Die Ärzte mussten ihn in ein künstliches Koma versetzen. Anfang September wurde er auf eine reguläre Station verlegt und verschwand am selben Tag. Erst heute wurde bekannt, dass er dank der Bemühungen von Dutzenden von Menschen an einen sicheren Ort gebracht wurde. In der Zeit seiner Abwesenheit starb seine Mutter und hinterließ neun Waisenkinder, von denen sieben minderjährig sind. Um der Familie zu helfen wurden mehr als 9.000 Euro gesammelt, die jetzt unter den Kindern verteilt werden.

Die Manager staatseigener Unternehmen in Belarus befassen sich mit der Verletzung von Arbeitnehmerrechten

Source: Charter97.org

In staatlichen Unternehmen in Belarus werden unter Verletzung der Arbeitnehmerrechte neue Tarifverträge geschlossen, in denen Personen, die nicht Mitglieder der offiziellen Gewerkschaft sind, keinen Anspruch auf einen Platz in einer Gemeinschaftsunterkunft oder auf bestimmte Unterstützungsleistungen haben. Etwa solche wie Kostenübernahme für eine Kur und Krankenversicherungen (diese Zahlungen erfolgen auf Kosten des Arbeitgebers. Die Gewerkschaft hat mit ihnen nichts zu tun). Denjenigen, die die offizielle Gewerkschaft verlassen haben, werden zusätzliche Urlaubstage, Wohnungsbaudarlehen, Gutscheine und andere Prämien, die das Unternehmen allen Mitarbeitern gewährt, vorenthalten. Entsprechende Dokumente erhielten Mitarbeiter:innen von BelAS, Belarusbank, Minsker Wärmekraftwerke, Belelektromontazh und Belnipienergoprom. Dies ist eine direkte Diskriminierung von Arbeitnehmer:innen. Artikel 4 des Gesetzes der Republik Belarus über Berufsverbände besagt: Die Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit von Bürgern zu Gewerkschaften bringt keine Einschränkungen ihrer Arbeits- und sozioökonomischen Rechte mit sich.


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