Belarus Daily | 14. Dez

Einige gehen ins Gefängnis, andere kommen raus – der Kreislauf der Gefangenen im modernen Belarus; Jeder, der zum Marsch der Rentner kam, wurde festgenommen; Menschenrechtsaktivisten fordern ein Ende der Folter von Wolha Chishynkowa

14. Dezember 2020 | BYHelp-Mediagroup
Ein Plakat zur Unterstützung von Wolha Chishynkowa. Die Inschrift: „Schönheit erfordert Opfer Freiheit“ (eine Anspielung auf das russische Sprichwort „Schönheit erfordert Opfer“).
Source: TUT.BY

Alle wurden umkreist und festgenommen, trotz ihres Alters. So verlief der traditionelle Rentnermarsch

Traditionsgemäß versammelten sich Rentner auf einem der Hauptplätze von Minsk, aber diesmal konnten sie sich nicht einmal vom Platz rühren. Die Senioren wurden von Spezialeinheit OMON umringt und jeder, der in den Ring geraten war, wurde verhaftet. Menschenrechtsaktivisten berichteten über 70 bis 80 Verhaftete, darunter sogar Jahrgang 1945.

„Kürzlich hat meine Oma angerufen, sie wurde mit meiner Uroma beim Rentnermarsch festgenommen, jetzt fahren meine Mutter und ich sie auf der Polizeistation zu suchen“, erzählte Daria TUT.BY. „Meine Oma ist 67 und ihre Mutter ist 89 Jahre alt. Wir wissen nicht, wo wir sie suchen sollen.“ 

Freunde und Verwandte der Inhaftierten sowie Freiwillige fuhren sofort zu den Polizeiwachen, wo die Teilnehmer des Marsches hingebracht wurden. Ein Krankenwagen kam an der Polizeistation an. Nach einiger Zeit hat man angefangen, die Menschen freizulassen.

Source: TUT.BY

Kreislauf der Gefangenen in der belarusischen Gesellschaft: Einige gehen ins Gefängnis, andere werden freigelassen

Wie immer werden am Montag detailliertere Informationen über die beim Sonntagsmarsch Festgenommenen durchgegeben. Diesmal war unter den Verhafteten der Torhüter des Handballclubs „Vityaz“ Andrej Paschewitsch. Heute wurde er zu 15 Tagen Haft verurteilt.

Kryszina Barchanskowa, Therapeutin des Medizinischen Zentrums der Traktorenfabrik Minsk, landete ebenfalls im Gefängnis. Die Ärztin wartet derzeit auf die Gerichtsverhandlung, berichtet der Telegram-Kanal „Weiße Kittel“.

Der BEROC-Experte und Mitglied der Hauptbesetzung des Koordinierungsrates Dsmitry Kruk kam dagegen nach 15 Tagen Arrest frei.

Die Herausgeberin von „Citydog.by“ Maryna Smirnowa und die Fotojournalistin von „Novy Chas“ Jana Trusila wurden ebenfalls nach 15 Tagen Haft freigelassen.

Maryna Smirnowa.
Source: TUT.BY

Menschenrechtsaktivisten fordern die Staatsanwaltschaft auf, den Verdacht der Folter gegenüber Wolha Chishynkowa zu prüfen

Wolha Chishynkowa, Miss Belarus-2008 und ehemalige Pressesprecherin des Brester Fußballclubs „Dynamo“, wurde am 8. November während einer Protestaktion festgenommen. Drei Tage später wurde sie zu 12 Tagen Haft verurteilt. Einen Tag später wurde sie erneut verurteilt und hat weitere 15 Tage Haft bekommen. Bald fand ein dritter Prozess gegen Chishynkowa statt, bei dem sie mit weiteren 15 Tagen Haft bestraft wurde. Gleichzeitig wird Wolha unter schrecklichen Bedingungen festgehalten, worüber TUT.BY-Journalistin Aljaksandra Kwitkewitsch im Detail erzählte, die 10 Tage mit ihr in einer Zelle verbracht hatte.

Die belarusische Künstlerin Wolha Jakubouskaja widmet Wolha Chishynkowa, die unter anderem als aktive Tierschutzaktivistin bekannt ist, das Gemälde „Engel aller Katzen und Hunde“.
Source: Wolha Jakubouskaja, yakubouskayaolga

Internationales Komitee zur Untersuchung von Folter in Belarus mit Unterstützung belarusischer Menschenrechtsorganisationen reichte einen Antrag bei der Staatsanwaltschaft der Stadt Minsk ein und forderte eine Überprüfung der Folter gegenüber Wolha Chishynkowa durch die Staatsanwaltschaft durchzuführen und die Täter vor Gericht zu stellen, berichtet die NGO „Rechtsinitiative“.

Die Unterlassung der notwendigen medizinischen Versorgung, Kälte in der Zelle, der fehlende Anti-Läuse-Shampoo in dem übergebenen Paket sowie keine Zahnpasta, Bürsten, Handtücher und Wechselwäsche vier Tage lang ab dem Zeitpunkt der Inhaftierung sind nur ein Teil der Bedingungen, denen Wolha im Zentrum für vorläufig Festgenommene in der Akreszina-Gasse ausgesetzt wird.

Menschenrechtsaktivisten stellen fest, dass alle administrativen Strafen wegen der Teilnahme an friedlichen Protesten gegen die Handlungen der Behörden verhängt werden. Es handelt sich um Verfolgung aufgrund politischer Ansichten und Verletzung des Rechts auf friedliche Versammlung und Meinungsäußerung. Jeder Freiheitsentzug aufgrund der friedlichen Verwirklichung der Menschenrechte ist eine Willkür, die das Recht auf Freiheit und Unantastbarkeit der Person verletzt.


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