Belarus Daily | 14. Apr

NAU übergibt der Yara-Geschäftsführung eine Petition wegen Vertragsbruchs mit „Belaruskali“; Entlassungen und Gerichte wurden zu einem Mittel, um Angst zu machen und Rache zu nehmen; Druck auf den Bund der Polen in Belarus hält an

14. April 2021 | Voice of Belarus
Ein neues Werk von Uladsimir Zesler, das er mit „Mahutny Boscha. Wolny Chor“ [vom Belarusischen „O mächtiger Gott. Freier Chor“, Anm.] signierte.
Source: instagram.com/vovatsesler

NAU übergibt dem Vorstand von Yara eine Petition von Belarus*innen mit der Forderung der Auflösung des Vertrages

Anfang des Jahres kündigte das Zivilgesellschaftliche Krisenmanagement (NAU) zusammen mit dem Streikkomitee von „Belaruskali“ den Beginn der Unterschriftensammlung für eine Petition an Yara an, mit der Bitte, die Zusammenarbeit mit dem belarusischen Hersteller von Kalidüngemitteln, bis die Repressionen aufhören, abzubrechen.

Mehr als 83.500 Menschen haben das auf dem Portal Change.org veröffentlichte Dokument unterzeichnet. Die Petition wurde nun an die norwegische Unternehmensleitung zur Prüfung übergeben.

Source: t.me/bnkbel

Druck auf den Bund der Polen hält an

Andrzej Pisalnik, Sekretär des Hauptvorstandes des in Belarus nicht eingetragenen Bundes der Polen und Chefredakteur der Website dieser Organisation, wurde zur Staatsanwaltschaft vorgeladen und gewarnt, keine Erklärungen, die den Anforderungen der belarusischen Gesetzgebung zu nationalen Minderheiten und zur Bekämpfung des Extremismus widersprechen könnten, abzugeben.

Dazu wurde bei Andrzej Pisalnik und seiner Frau, der Journalistin Ines Todryk-Pisalnik, das Haus durchsucht.

Source: racyja.com

Gerichte sind für die Behörden zu einem Mechanismus der Einschüchterung und Rache, und Kündigungen aus politischen Gründen sind zur gängigen Praxis geworden

In Mahiljou wurden die Brester Blogger Sjarhej Pjatruchin und Aljaksandr Kabanau zu 3 Jahren Haft in einer Besserungskolonie mit allgemeinem Strafvollzug verurteilt. Sie wurden für schuldig befunden, Aktionen, die die öffentliche Ordnung grob verletzen, organisiert und vorbereitet und Vertreter der Regierung beleidigt zu haben. Die Blogger selbst durften den Gerichtssaal nicht betreten: Sie wurden zu Beginn des Prozesses aus dem Gerichtssaal weggebracht, alle Anträge auf Teilnahme der Angeklagten am Prozess wurden vom Richter abgelehnt.

Eine Lehrerin aus Ivanawa erhielt 2,5 Jahre „Heimchemie“, Bewährungsstrafe mit Arbeitsauflagen. Im Herbst 2020 schrieb sie im „Iwanawa fürs Leben“, einem Telegram-Chat, über einen Polizist, der Demonstranten filmte.

Eine Einwohnerin von Hrodna wird vor Gericht gestellt, weil sie einen Instagram-Post gemacht hat, in dem sie angeblich eine Mitarbeiterin der Sonderpolizei OMON von Hrodna beleidigte. Der Angeklagte bestreitet dies.

Eine junge Frau wird in Minsk vor Gericht gestellt, weil sie die Leiterin der Zentralen Wahlkommission, Lidija Jermoschina, in einem Bezirk-Chat mit dem Wort „nuttige Frau“ bezeichnet hat.

In Baranawitschy wurde der örtliche Menschenrechtler Aljaksandr Wajteschyk, der den Prozess beobachtete, festgenommen, weil er angeblich Fotos von dem Angeklagten gemacht hatte, und zwar direkt während der Verhandlung. Obwohl er, wie Aljaksandr uns erzählen konnte, den Vorgang nur mit einem Diktiergerät aufgenommen hat, was durchaus legitim ist.

Source: TUT.BY

Unbegründete Kündigungen von Menschen aus politischen Gründen gehen weiter.

Nastassja Pjatrowa, ein Orchestermitglied des Operntheaters, wurde von ihrem Job entlassen, nachdem sie am 27. März am Ausgang einer Pizzeria mit Essen in den Händen festgenommen und zu 15 Tagen Haft verurteilt worden war.

In den letzten zwei Wochen haben vier Ärzt*innen in Minsk ihre Arbeit aus politischen Gründen verloren. Zu den Gründen gehören ein Kommentar unter einem Facebook-Post und der Spaziergang über den Prospekt „zu schön gekleidet“.

Die Einwohner von Seniza haben ein Fotoprojekt über Kinder gemacht, die auf ihre politisch inhaftierten Eltern warten.

„Niemand möchte in den Schuhen dieser Kinder stecken: Die Mutter kann sie nicht umarmen, mit ihnen reden, ihre Tränen wegwischen. Aber wir wissen, dass sich alles ändern wird und sehr bald werden diese Mütter und Väter in der Lage sein, ihre Kinder in den Arm zu nehmen und zu sagen: ,Hallo, mein Gutes, es ist vorbei, wir haben gewonnen‘“, schreiben die Autoren des Projekts.

In der Zwischenzeit schränkten die Behörden den Zugang zu der Ressource dissidentby.com ein, die Informationen über politische Gefangene veröffentlichte. Die Ressource bietet eine Liste von Personen in Haft, ihre Basisinformationen und Angaben zur Unterstützung von Familien.

Source: TUT.BY