Belarus Daily | 13. Mär

Lukaschenko äußert sich zum Aufsehen erregenden Film über sein Eigentum; Europäer verkaufen belarusische Eurobonds; diplomatischer Konflikt zwischen Minsk und Warschau geht in die neue Phase

13. März 2021 | Voice of Belarus
Das Symbol des Protests Nina Baginskaja, ein Bild der Illustratorin Elizaveta Goncharova, die heute zusammen mit ihrem Vater festgenommen wurde.
Source: instagram.com/ellgone/

Lukaschenko äußert sich zu Szjapan Puzilas Film „Goldgrube“

„[Die haben] irgendwelche Paläste, sonst noch irgendetwas, sogar schmutzige Wäsche [rausgekramt]. Also, das ist doch einfach nicht mehr anständig“, sagte Lukaschenko in einem Interview. Er bezeichnet alles, was im Film gezeigt wird, als Lüge und gibt gleichzeitig zu, den Film selbst nicht gesehen zu haben.

Lukaschenko glaubt, dass die Filmemacher hinter dem fremden Besitz her seien: „Fürchtet diese Menschen. Sie sehen doch, wie sie sich auf das Eigentum anderer stürzen. So werden sie auch das Land regieren. Sie werden unseren braven Geschäftsleuten, IT-lern und Selbständigen innerhalb von zwei Jahren das letzte Hemd ausziehen. Ganz schnell. Es wäre noch ok, wenn sie sie ausziehen und das Geld den Menschen geben würden, aber sie werden es in die eigenen Taschen stecken. Sie haben die Unternehmen bereits überschrieben und aufgeteilt. Gott bewahre, wir hätten sie nicht aufgehalten; heute würden wir in einem anderen Land leben. Das ist das Problem… Wir haben keine Zeit zu vertrödeln. Und später werden die Leute es zu schätzen wissen.“

Der Film von Szjapan Puzila „Goldgrube“ über Lukaschenkos Eigentum wurde am 8. März veröffentlicht und hat alle Rekorde im belarusischen Internet gebrochen. Mittlerweile haben sich den Film mehr als 5 Millionen Menschen angeschaut.

Source: president.gov.by

Europäische Geldgeber lehnen belarusische Staatsanleihen ab

Der Nationale Krisenstab informiert, dass die Vertreter der Raiffeisen Bank bereit sind, über belarusische Staatsanleihen zu verhandeln, die vor den Wahlen emittiert wurden. Die Gespräche sind für die kommende Woche geplant.

Außerdem kündigte ein großer dänischer Investmentfonds Nordea den Verkauf von belarusischen Eurobonds an. Nordea war das letzte von vier dänischen Unternehmen, das im Sommer 2020 emittierte belarusische Eurobonds noch hielt. Zuvor hatten BankInvest, Jyske Invest und Sparinvest diese verkauft.

Belarusisch-polnischer diplomatischer Skandal: Polen ist ratlos, Abgeordnete erwägen, die Kommunikation mit dem offiziellen Minsk zu überdenken

Polen weist zwei weitere belarusische Diplomaten aus: Konsuln in Warschau und Bialystok. Dies ist eine Antwort auf die Ausweisung zweier polnischer Konsuln aus Belarus. Der Konflikt entflammte, als ein polnischer Diplomat die Veranstaltung zum Gedenken an die „verdammten Soldaten“ besuchte. Die Staatsanwaltschaft von Brest eröffnete ein Strafverfahren wegen der Verherrlichung von Kriegsverbrechern nach der Veranstaltung zum Gedenken an die „verdammten Soldaten“. Anna Panischeva, Direktorin der Brester „Polnischen Schule“, in der die Veranstaltung stattfand, wurde festgenommen.

Der Gesandte von Polen in Belarus Martin Wojciechowski erklärte, dass die Veranstaltung an der „Polnischen Schule“ in Brest nichts mit der Figur von Romuald Rice zu tun hatte und dass es sich höchstwahrscheinlich um ein Missverständnis handelt. „Wenn es anders gewesen wäre, hätte unser Konsul einfach nicht an einem solchen Treffen teilgenommen“, sagte er.

Nach der Vertreibung polnischer Diplomaten aus Belarus riefen die europäischen Abgeordneten das Europäische Parlament auf, den Mitarbeitern der belarusischen Botschaft in Brüssel den Zugang zum Europaparlament einzuschränken und die Kommunikation mit dieser diplomatischen Mission zu überdenken.

Anna Panischeva.
Source: t.me/tutby_official

Traditionelle Proteste und ständige Festnahmen

Protestaktionen fanden sowohl in Belarus als auch im Ausland statt.

Als Zeichen der Solidarität mit politischen Gefangenen gingen in einem Stadtteil von Minsk in Schwarz gekleidete Frauen entlang der Straßen und in einem anderen ließ man schwarze Luftballons in die Luft steigen. Mittlerweile ist die Anzahl der Inhaftierten in Belarus auf 285 gestiegen.

Während einer Masleniza-Feier bei Minsk verbrannten die Menschen eine Vogelscheuche und riefen „Geh weg!“

Insgesamt wurden in Minsk mindestens 10 Personen festgenommen. Die Gründe sind folgende: Fünf Frauen beabsichtigten „politische Flugblätter aufzuhängen“, fünf weitere hatten „nicht registrierte Symbole“ dabei.

Source: TUT.BY

Berlin marschierte für belarusische politische Gefangene, die in den Hungerstreik getreten sind.

Source: TUT.BY

Derzeit befinden sich in Belarus drei politische Gefangene im Hungerstreik: Ihar Banzer, Ihar Losik und Dsmitry Furmanau. Ihar Losik und Sjarhej Pjatruhin haben versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden.

Pawel Latuschka rief die EU-Führung zu deutlich härteren Maßnahmen gegen Lukaschenko auf. Latuschka wies darauf hin, dass in belarusischen Gefängnissen Tausende von Menschen unmenschliche Behandlung erleiden. „Es gibt die kürzeste und genaueste Definition dessen, was in belarusischen Gefängnissen passiert: es ist Folter. Menschen werden gefoltert, gebrochen und gezwungen, sich selbst zu belasten. Dieser Druck zwingt politisch Gefangene zu extremen Handlungen“, sagte Latuschka.

Die US-Agentur für globale Medien forderte belarusische Behörden auf, Ihar Losik unverzüglich freizulassen: „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Berichterstattung über die belarusischen Wahlen einem angesehenen Journalisten seine Freiheit gekostet hat“, sagten Vertreter der USAGM und forderten offiziell Minsk auf, alle Anklagen gegen Ihar Losik fallen zu lassen.


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