Alle von der belarusischen Regierung an ihrem Volk begangenen Verbrechen werden dokumentiert; aus dem Gefängnis entlassene sprechen über ihre Haftbedingungen, jeder kann für alles verurteilt werden
1. Dezember 2020 | BYHelp-Mediagroup
Belarusen sammeln gewissenhaft Beweismittel für Verbrechen durch die Regierung
Swetlana Tichanowskaja kündigte die Einführung des Einheitlichen Strafregisterbuchs an. Es wird Beweise für Inhaftierungen, Folterungen und Schläge sowie die Namen derer, die sie begangen haben, sammeln.
Darüber hinaus ist das Projekt „August 2020“ seit Ende Oktober online. Die Autoren sammeln „Beweise für Folter und Misshandlung von Menschen nach den Wahlen in Belarus“. Gegenwärtig sind mehr als 120 Berichte auf der Website veröffentlicht, die im Laufe des Monats von etwa hunderttausend Menschen angeschaut wurden.
Der Belarusische Fonds für Sportsolidarität fordert eine lebenslange Sperre für den Vorsitzenden des belarusischen Eishockeyverbands
Die Belarusische Stiftung für Sportsolidarität (BSSF), die die Rechte belarusischer Sportler schützt, hat beim Internationalen Eishockeyverband (IIHF) und beim Internationalen Olympischen Komitee disziplinarische Maßnahmen gegen den Vorsitzenden des belarusischen Eishockeyverbands Dmitri Baskow beantragt.
Die Gründe dafür sind: die direkte Beteiligung von Baskow (laut Öffentlichkeit und Medien) an der Schlägerei und dem Tod von Raman Bandarenka, die Teilnahme an Propaganda-Veranstaltungen zur Unterstützung von Lukaschenko unter Verwendung olympischer Symbole, demonstrativer Alkoholkonsum vor dem Hintergrund olympischer Symbole und Druck auf Athleten und Mitarbeiter, die ihre politische Haltung gegen Gewalt und Wahlfälschung zum Ausdruck bringen.
Das Europäische Parlament ist der Auffassung, dass die gegenüber Belarus ergriffenen Maßnahmen unzureichend seien
Dieses Mal nahmen am Treffen des Europäischen Parlaments Experten internationaler Organisationen teil. Die Redner waren Wolfgang Benedek, Berichterstatter für Belarus im Rahmen des Moskauer Mechanismus der OSZE, Anais Maren, UN-Sonderberichterstatterin über die Lage der Menschenrechte in Belarus, sowie Evgenia Andreiuk, Menschenrechtsanwältin, Expertin des Internationalen Komitees zur Untersuchung von Folter und des Antidiskriminierungszentrums „Memorial“.
Die Abgeordneten erklärten, dass die bisher von den EU-Strukturen und Mitgliedstaaten gegen die belarussische Regierung ergriffenen Maßnahmen unzureichend seien. Die meisten Abgeordneten unterstützten den Vorschlag, eine internationale Untersuchung der Verbrechen des Regimes unter Einbeziehung von Experten einzuleiten, die in diesem Bereich unterstützen sollen.
Eine freigelassene Journalistin berichtet, wie „Miss Belarus 2008“ Olga Chischinkowa im Gefängnis verhöhnt wird
Alexandra Kwitkewitsch, die Journalistin von TUT.BY und Novy Tschas wurde nach 15-tägiger Haft freigelassen, zu der sie am 16. November für ihre Berichterstattung vom Seniorenmarsch verurteilt worden war. Alexandra berichtete über die Bedingungen, unter denen sie in der Haftanstalt festgehalten wurde. Es gab Läuse in einer der Zellen, die Journalistin musste auf einer Bank schlafen. Dann wurde sie in eine Doppelzelle verlegt, wo vier Personen ihre Haft absaßen. In der Zelle war die Toilette defekt, durch das Fenster zog es, und die Journalistin bekam am Ende Angina pectoris. Während ihrer Haft erhielt Alexandra weder Briefe noch Telegramme, obwohl ihre Kollegen regelmäßig an sie schrieben.
Im Gefängnis traf die Journalistin das Model Olga Chischinkowa.
„Olja saß bei einer Frau, die alle Arten von Läusen hatte – sowohl auf dem Kopf als auch in ihrer Kleidung. Auch Olja hatte Läuse, sie wird gequält, einfach entsetzlich“, sagte Alexandra.
Die besten Mitglieder der Gesellschaft sitzen in belarusischen Gefängnissen
Daria Baranowskaja, Kreativdirektorin bei einem IT-Unternehmen, wurde am 8. November festgenommen. Nach dem Prozess verbrachte sie 10 Tage im Gefängnis von Baranawitschy.
Hier sind Zitate aus ihrem Bericht darüber, wie sie einsaß und mit wem: „Wir verbrachten zehn unserer Tage in einer Zelle in Baranawitschy. Unsere Zelle war wahrscheinlich die schlimmste in diesem Gefängnis. Sie diente früher als Raucherraum, bevor die massenhaften Einlieferungen am 8. November begannen“.
Zusammen mit Daria saßen die Vorarbeiterin Luda, die Zahnärztin Natascha (sie feierte ihren 67. Geburtstag im Gefängnis), die Buchhalterin Lena, die Englischlehrerin Katja, die Köchin Irina, die Fitnesstrainerin Olja, die Inhaberin einer großen Fabrik Luda, die Kinderpsychologin Nadja, und die Modedesignerin Julia ein. Für einige Frauen war es nicht das erste Mal in Haft.
„Aus ihren Worten schloss ich, dass diejenigen, die großes Leid erfahren haben, noch stärker motiviert sind als andere,“ – sagt Daria.
„Es schien mir, dass der Protest die jüngere Generation bewegt, die aktiver und entschlossener ist. Aber nachdem ich die Geschichten der Häftlinge gehört hatte, merkte ich, dass ältere Frauen mutiger und selbstbewusster sind. Es war, als könnten sie mehr Argumente dafür vorbringen, warum sie auf die Straße gehen haben. Einige von ihnen haben einen mütterlichen Instinkt: Bei uns waren zwei Frauen, die ihren Sohn und ihre Tochter in den Gefangenentransporter gefolgt sind. Und insgesamt wollen sie, dass ihre Kinder in Belarus ein gutes Leben haben“, sagte sie.
Geistliche werden für ihre freie Meinungsäußerung oder auch ohne jeglichen Grund verfolgt
Ein griechisch-katholischer Priester aus Iwatsewitschy ist zu 10 Tagen Haft verurteilt worden. Pater Witali wurde wegen Verstoßes gegen die Gesetzgebung über Massenveranstaltungen vor Gericht gestellt. Angeblich nahm er er am 25. Oktober in Brest an einer sonntäglichen Protestkundgebung teil. Pater Witali erklärte nachdrücklich, dass er von Iwazewitschy nach Brest gekommen sei, um seinen Kollegen, Pater Igor, zu vertreten und einen Gottesdienst in der Kirche zu halten.
In Rossony wurde gegen den katholischen Priester Wjatscheslau Barka ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verbreitung von Nazi-Symbolik eingeleitet. Der Auslöser war, dass der Priester eine Arbeit des Künstlers Wladimir Zesler (übrigens jüdischer Abstammung) mit dem Titel „Stopp dem Lukaschismus“ geteilt hatte.
Ehemaliger Ermittler wird wegen einer Flagge auf dem Balkon seiner Wohnung verhaftet…
Ilja Rokatsch, ehemaliger Ermittler, berichtet in einem Interview von seiner Verhaftung. Gestern Morgen kam ein Polizist, ein ehemaliger Kollege von Rokatsch, in die Wohnung der Familie. Er brachte Ilja auf die Polizeiwache, um einen Polizeibericht wegen „verbotener Symbole“ auf dem Balkon zu verfassen. Rokatsch kehrte nicht nach Hause zurück. Heute wurde bekannt, dass er wegen der weiß-rot-weißen Fahne auf dem Balkon der Teilnahme an nicht genehmigten Massenveranstaltungen beschuldigt wurde. Im Prozess wurde Ilja zu einer Geldstrafe von etwa 400 Euro verurteilt.
For more information on the events of 1 December 2020, please visit Infocenter Free Belarus 2020: